Auf der Rückfahrt von der Wallfahrt zur Schwarzen Muttergottes in Altötting werden in den Reisebussen traditionell Spenden für das Caritas Baby Hospital in Bethlehem gesammelt. „Den Menschen ist es wichtig, gerade in der Adventszeit etwas für die Kinder zu geben.“ Viele, erzählt Ursula Binder von der Diözesan-Pilgerstelle, kennen das Krankenhaus bereits von Pilgerfahrten ins Heilige Land.
Nun ist die Wallfahrt abgesagt. Damit darunter nicht die Arbeit des mit Spenden finanzierten Kinderkrankenhauses leiden muss, haben die Mitarbeiterinnen der Pilgerstelle spontan zum Telefon gegriffen: Vor der Rücküberweisung der Anzahlung fragten sie bei allen Teilnehmenden ab, ob diese sich vorstellen könnten, das bereits überwiesene Geld zu spenden. „Die Rückmeldung war überwältigend“, sagt Binder. Bis jetzt kamen bereits knapp 1500 Euro zusammen. „Unsere Pilger sind einfach großartig!“
Einziges Kinderkrankenhaus im Westjordanland
Den Menschen im Westjordanland gehe es wirklich schlecht, berichtet Binder. Die Arbeitslosenquote sei hoch. Aufgrund der Pandemie könnten nun nicht mal mehr Gäste kommen. Keine Pilger, keine Kunden, keine Einnahmen. Binder: „Es hängt dort so viel an den Pilgergruppen. Und dann fallen auch noch die Spenden weg.“
Das Caritas Baby Hospital ist das einzige Kinderkrankenhaus im Westjordanland. Jedes Jahr werden dort knapp 50.000 Kinder – unabhängig ihrer Herkunft und ihrer Religion – ambulant und stationär behandelt. Damit allen Kindern die gleiche Behandlung zukommt, unterstützt ein Sozialdienst die Ärmsten. Eine eigens eingerichtete Mütterabteilung ermöglicht Müttern, bei ihren kranken Kindern zu bleiben, und bietet Unterstützung bei Fragen zu Hygiene, Erbkrankheiten oder Ernährung.
Ein ganz besonderes Miteinander
Seit 1932 pilgern Gläubige aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart am zweiten Adventswochenende nach Altötting. Die Gnadenkapelle in dem oberbayrischen Ort gilt seit Jahrhunderten als bedeutendster Marienwallfahrtsort im deutschsprachigen Raum. Generalvikar Dr. Clemens Stroppel begleitet diese Fahrt zusammen mit weiteren Geistlichen schon seit 15 Jahren.
„Es ist ein ganz besonderes Miteinander“, sagt Ursula Binder. Das habe sich auch in der Spendenbereitschaft der Menschen wieder gezeigt. „Die Resonanz war durchweg positiv. Viele waren sogar glücklich, dass wir angerufen haben und haben sich bedankt.“
Viele Angebote der Pilgerstelle ins kommende Jahr verschoben
Die Mitarbeiterinnen der Diözesan-Pilgerstelle hoffen derweil, dass es im Frühjahr 2021 wieder losgehen kann. Viele der coronabedingt ausgefallenen Fahrten werden ins kommende Jahr verschoben. „Natürlich werden wir dann in kleineren Gruppen und unter Einhaltung der Hygieneregeln unterwegs sein“, sagt Binder. „Aber unsere letzte Fahrt nach Assisi im September hat schon gezeigt: Mit Maske geht’s auch gut. Die Gemeinschaft bleibt.“