Eine Dankwallfahrt machte Bekennerbischof Sproll etwa zwei Wochen nach seiner Rückkehr aus der Verbannung im Juni 1945 nach Stetten, einem Ortsteil von Kirchen, das heute zur Großen Kreisstadt Ehingen im Alb-Donau-Kreis gehört. Es muss „im Heuet“ gewesen sein, doch „der Tag ist nicht genau bestimmbar“, sagt Franz Xaver Schmid. Der pensionierte Pfarrer und Sproll-Forscher aus Munderkingen hat aus Berichten eine kleine Begebenheit festgehalten, die ein Schlaglicht auf die tiefe Spiritualität des Joannes Baptista Sproll wirft.
Weil an jenem Tag um 11 Uhr beide Glocken von St. Bernhard läuteten, habe Bauer Missel seinen 14-jährigen Sohn Anton zur Dorfkapelle geschickt, um nach dem Anlass zu sehen. Ein Auto sei an der Kapelle vorgefahren und der alte Mann, der darinsaß und nicht gehen konnte, sei von seinem Fahrer und einem Bauern in die Kapelle geführt worden, heißt es in Schmids Aufzeichnungen. Es war der Rottenburger Bischof.
Auf der Flucht und in der Verbannung, die sieben Jahre währte, habe er immer wieder die Schutzmantelmadonna von Stetten angerufen und versprochen, dass eine seiner ersten Fahrten nach Stetten geht, „wenn ich heil aus der Sache heraus komme“, ließ Bischof Sproll den Bauernsohn in der Kapelle wissen. Dieses Versprechen einzulösen, sei er jetzt da.