Familienerholungswerk

Urlaub mit Sinn und Werteorientierung

Urlaub mit Sinn und Werteorientierung

Das Familienerholungswerk der Diözese betreibt drei gemeinnützige Familiendörfer in Württemberg und ist Gastgeber für Familien und Gruppen. Bild: FEW

Vorstand Andreas Hase berichtet im Interview, wie das Familienerholungswerk die schwierige Zeit der Corona-Pandemie gemeistert hat.

Lockdowns, Reisebeschränkungen und Schließungen: Die Covid-19-Pandemie hatte insbesondere für die internationale Tourismusbranche weitreichende Folgen. Auch das Familienerholungswerk (FEW) der Diözese Rottenburg-Stuttgart (DRS) hatte mit der unsicheren Lage zu kämpfen. Doch mithilfe eines Zuschusses der Diözese sowie der Teilnahme an einem Bundesprogramm kam das FEW im Vergleich zu anderen in der Branche gut durch die Krise.

Vorstand Andreas Hase spricht im Interview über das aktuelle Programm des FEW und zieht Bilanz zu den vergangenen Corona-Jahren. Hase ist gelernter Hotelfachmann und hat früher ein Feriendorf im Bistum Limberg geleitet. Seit 2017 leitet er das Familienerholungswerk der Diözese.

Herr Hase, die Coronakrise hatte insbesondere auf die Tourismusbranche starke Auswirkungen. Wie ist die aktuelle Lage im Familienerholungswerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart (FEW)?

Die Coronakrise hat uns in den Jahren 2020 und 2021 ziemlich heftig getroffen. Im Jahr 2020 ist unsere Belegung im Vergleich zu 2019, dem letzten Vorkrisenjahr, um 53 Prozent zurückgegangen. 2021 war es dann mit 37 Prozent Belegungsrückgang im Vergleich zu 2019 minimal besser. Das hatte auch drastische wirtschaftliche Konsequenzen zur Folge. Hier wurden wir neben den staatlichen Zuschüssen auch insbesondere von der Diözese Rottenburg-Stuttgart Ende 2020 mit einem Zuschuss von einer Million Euro unterstützt. Obwohl 2020 und 2021 die größten Krisenjahre waren, die das Familienerholungswerk in seiner 60-jährigen Geschichte erlebt hat, können wir dank der Unterstützungen ein ausgeglichenes Ergebnis vorweisen. Zudem hat es uns geholfen, dass es uns gelungen ist, an einem speziellen Bundesprogramm teilzunehmen.

Lassen Sie uns auf dieses Bundesprogramm genauer schauen. Es trug den Titel "Corona-Auszeit für Familien" und ermöglichte Familien mit kleinem Einkommen oder mit behinderten Familienangehörigen im vergangenen Jahr einen kostengünstigen Urlaub. Berechtigte Familien mussten für ihren Aufenthalt nur zehn Prozent der Kosten zahlen. Das Programm wurde im Dezember 2022 beendet. Wie lautet Ihr Fazit?

Das Programm wurde sehr gut von den Familien angenommen. Anfangs wurden wir von Tausenden Reservierungsanfragen überschüttet, unsere E-Mail-Server sind in die Knie gegangen und unsere Telefonleitungen wurden blockiert. Das war eine sehr herausfordernde Zeit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen. Durch diesen großen Ansturm fiel die Bilanz für das Jahr 2022 sehr positiv aus. Diese Arbeitslast konnten wir aber nur bewältigen, weil wir zuvor den Zuschuss von der Diözese Rottenburg-Stuttgart erhalten haben. Ohne diese Unterstützung wären wir nicht in der Lage gewesen, diese Anfragen personell zu stemmen und hätten auch die Aufenthalte der Familien nicht in dieser Qualität pädagogisch begleiten können. Unser Dank gilt daher auch dem Diözesanrat, der den Zuschuss an unsere Feriendörfer bewilligt hat.

Warum war das Angebot des FEW gerade während der Pandemie besonders gefragt?

Ich denke, dass verdanken wir vor allem den pädagogischen Inhalten. Denn dadurch können wir "Urlaub mit ein bisschen mehr" anbieten. Urlaub mit Sinn, Werteorientierung und Unterstützungsangeboten. Andere Urlaubsangebote haben nicht diesen pädagogischen Aspekt. Bei uns sind Sozial- und Erlebnispädagogen beschäftigt und in jedem Feriendorf gibt es eine pädagogische Abteilung. Dadurch können wir zielgerichtet individuelle Programme entwickeln – sowohl für Familien als auch für Gruppen. Inhaltlich legen wir dabei besonderen Wert auf die Unterstützung der Familien und in unseren Bildungsangeboten auf das Bewahren der Schöpfung.

Darüber hinaus verlangen wir keine zusätzlichen Gebühren von unseren Gästen. Denn wir stellen keine kostenpflichtigen Automaten auf und verlangen kein Geld für unsere pädagogischen Programme.

Jetzt beteiligt sich das Familienerholungswerk am Landesprogramm "STÄRKER nach Corona". Die Maßnahme richtet sich an Familien, die besonders unter der Pandemie und ihren Auswirkungen gelitten haben. Warum eignet sich das Angebot des Familienerholungswerks besonders für belastete Familien?

Viele Studien haben ergeben, wie tief die Bremsspuren bei den Familien wegen der Corona-Pandemie sind. Deshalb hat das Land Baden-Württemberg beschlossen, sich noch weiter für Familien zu engagieren und das Landesprogramm "STÄRKER nach Corona" ins Leben gerufen. In der Landesarbeitsgemeinschaft Familienerholung Baden-Württemberg haben wir gemeinsam verschiedene Konzepte für besonders belastete Familien entwickelt.

Um welche konkreten Konzepte handelt es sich?

Es sind Konzepte beispielsweise für Familien mit behinderten Kindern, für die es sonst schwer ist, einen erholsamen und entspannenden Urlaub zu verbringen. Zudem haben wir spezielle Konzepte für Familien mit psychisch belasteten Eltern, Kleinkindern oder Kindern im Vorschulalter, die durch die Coronakrise sehr herausgefordert waren. Es gibt auch ein Angebot für ukrainische Geflüchtete. Dabei erhalten Familien über eine Woche eine psychologische Betreuung von ebenfalls geflüchteten ukrainischen Psychotherapeutinnen, Kinderpsychologen und ukrainischen Ärztinnen. Und es gibt Konzepte für Sternenkinder-Familien oder Familien, bei denen Eltern oder Kinder an Krebs erkrankt sind.

Das Familienerholungswerk

Das Familienerholungswerk der Diözese betreibt drei gemeinnützige Familiendörfer in Württemberg und ist Gastgeber für Familien und Gruppen.

Die Familiendörfer liegen mitten in der Natur im Allgäu (Eglofs), am Bodensee (Langenargen) und im Schwarzwald (Schramberg) und bieten einen günstigen sowie erholsamen Urlaubsort für groß und klein. Neben dem vielfältigen Freizeitangebot wird auch ein umfassendes pädagogisches Programm angeboten.

In den Schulferien und insbesondere in den Sommerferien wird in Schramberg ein Natur- und Waldpädagogik-Programm angeboten. Unter dem Motto „Erleben. Entdecken. Entfalten“ werden unter anderem Yoga und Achtsamkeitsübungen im Wald, geführte Naturabenteuer oder Schnitzkurse angeboten. Bei den bildungsinhaltlichen Angeboten steht der Erhalt der Schöpfung im Mittelpunkt.

Das vollständige Veranstaltungsprogramm finden Sie auf der Website des Familienerholungswerks.

Die Themen der Freizeiten und nähere Informationen zum Landesprogramm „STÄRKER nach Corona“ finden Sie hier.

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