Lassen Sie uns auf dieses Bundesprogramm genauer schauen. Es trug den Titel "Corona-Auszeit für Familien" und ermöglichte Familien mit kleinem Einkommen oder mit behinderten Familienangehörigen im vergangenen Jahr einen kostengünstigen Urlaub. Berechtigte Familien mussten für ihren Aufenthalt nur zehn Prozent der Kosten zahlen. Das Programm wurde im Dezember 2022 beendet. Wie lautet Ihr Fazit?
Das Programm wurde sehr gut von den Familien angenommen. Anfangs wurden wir von Tausenden Reservierungsanfragen überschüttet, unsere E-Mail-Server sind in die Knie gegangen und unsere Telefonleitungen wurden blockiert. Das war eine sehr herausfordernde Zeit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen. Durch diesen großen Ansturm fiel die Bilanz für das Jahr 2022 sehr positiv aus. Diese Arbeitslast konnten wir aber nur bewältigen, weil wir zuvor den Zuschuss von der Diözese Rottenburg-Stuttgart erhalten haben. Ohne diese Unterstützung wären wir nicht in der Lage gewesen, diese Anfragen personell zu stemmen und hätten auch die Aufenthalte der Familien nicht in dieser Qualität pädagogisch begleiten können. Unser Dank gilt daher auch dem Diözesanrat, der den Zuschuss an unsere Feriendörfer bewilligt hat.
Warum war das Angebot des FEW gerade während der Pandemie besonders gefragt?
Ich denke, dass verdanken wir vor allem den pädagogischen Inhalten. Denn dadurch können wir "Urlaub mit ein bisschen mehr" anbieten. Urlaub mit Sinn, Werteorientierung und Unterstützungsangeboten. Andere Urlaubsangebote haben nicht diesen pädagogischen Aspekt. Bei uns sind Sozial- und Erlebnispädagogen beschäftigt und in jedem Feriendorf gibt es eine pädagogische Abteilung. Dadurch können wir zielgerichtet individuelle Programme entwickeln – sowohl für Familien als auch für Gruppen. Inhaltlich legen wir dabei besonderen Wert auf die Unterstützung der Familien und in unseren Bildungsangeboten auf das Bewahren der Schöpfung.
Darüber hinaus verlangen wir keine zusätzlichen Gebühren von unseren Gästen. Denn wir stellen keine kostenpflichtigen Automaten auf und verlangen kein Geld für unsere pädagogischen Programme.
Jetzt beteiligt sich das Familienerholungswerk am Landesprogramm "STÄRKER nach Corona". Die Maßnahme richtet sich an Familien, die besonders unter der Pandemie und ihren Auswirkungen gelitten haben. Warum eignet sich das Angebot des Familienerholungswerks besonders für belastete Familien?
Viele Studien haben ergeben, wie tief die Bremsspuren bei den Familien wegen der Corona-Pandemie sind. Deshalb hat das Land Baden-Württemberg beschlossen, sich noch weiter für Familien zu engagieren und das Landesprogramm "STÄRKER nach Corona" ins Leben gerufen. In der Landesarbeitsgemeinschaft Familienerholung Baden-Württemberg haben wir gemeinsam verschiedene Konzepte für besonders belastete Familien entwickelt.
Um welche konkreten Konzepte handelt es sich?
Es sind Konzepte beispielsweise für Familien mit behinderten Kindern, für die es sonst schwer ist, einen erholsamen und entspannenden Urlaub zu verbringen. Zudem haben wir spezielle Konzepte für Familien mit psychisch belasteten Eltern, Kleinkindern oder Kindern im Vorschulalter, die durch die Coronakrise sehr herausgefordert waren. Es gibt auch ein Angebot für ukrainische Geflüchtete. Dabei erhalten Familien über eine Woche eine psychologische Betreuung von ebenfalls geflüchteten ukrainischen Psychotherapeutinnen, Kinderpsychologen und ukrainischen Ärztinnen. Und es gibt Konzepte für Sternenkinder-Familien oder Familien, bei denen Eltern oder Kinder an Krebs erkrankt sind.