Wenn Chorleiterin Birgit Lingel eine Mail in die Runde des Pro-Golo-Chors schickt, dann muss man schnell sein. In Pandemiezeiten nämlich ist die Zahl der Sängerinnen und Sänger begrenzt. Und will man mitsingen, neue Lieder des Gotteslobes anstimmen und den Glauben so ganz intensiv erleben, dann darf man nicht lange nachdenken und tippt in die Mail: „Ja, ich singe mit“.
Dass die Plätze auf der Empore der Kirche St. Nikolaus in der knapp 1500-Seelen-Gemeinde Wört (Seelsorgeeinheit Virngrund-Ost) so begehrt sind, hat einen Grund: „Wir singen hier zusammen, weil es uns richtig viel Spaß macht“, sagen Anna Salzer, Maria Lausenmeyer, Renate Lutz und Christa Ziegelbauer. Und es macht deshalb so viel Spaß, weil man Lieder singt, die weitgehend unbekannt sind. Es sind wahre Schätze aus dem Gotteslob.
Lieder-Perlen aus dem Gotteslob
Auch an diesem Samstagabend sind diese Lieder-Perlen zu hören. Astrein vorgetragen, lebendig und kraftvoll gesungen, versiert begleitet an der Orgel von Chorleiterin und Organistin Birgit Lingel. Ihre Tochter Sarah schwelgt in Verzierungen mit der Querflöte, eine Violine und ein kleines Schlagwerk ergänzen die Klänge.
Was Vikar Jens Brückner in seiner Predigt ausführt, passt bestens auch zu dieser Schola des Pro-Golo-Chors, des „Pro-Gotteslob-Chores“: „Es entsteht etwas Neues, ohne unser Zutun und auch wenn es schwierig ist.“ Brückner nimmt damit Bezug auf das Evangelium vom Samenkorn. Es wächst und gedeiht, ohne unser Zutun. Wir haben Gott bei uns. Wir können uns auf ihn verlassen.
Ähnlich kann der Chor und die Schola des Pro-Golo-Chors gesehen werden. Schon lange gab es keine Chormusik mehr in der St. Nikolaus-Kirche. Und so stand Pfarrer Stephan Baudisch 2013 vor dem Dilemma, ein neues Gesangsbuch in der Gemeinde vorstellen zu wollen, aber niemanden zu haben, der die Lieder vorsingt. „Er fragte mich damals“, erinnert sich Birgit Lingel, „ob wir einen kleinen Chor gründen wollen, der nur die neuen Lieder des Gotteslobes einstudiert und singt“. So entstand der Pro-Golo-Chor.
Eine Schola für die Pandemie
25 Sängerinnen und Sänger sind es inzwischen geworden. 15 Schola-Mitglieder haben sich für die Einschränkungen im Gesang während der Pandemie zusammengefunden. Fast ausschließlich neue und unbekannte Lieder aus dem Gotteslob singen sie. Und mehr als das: Man hört auch die Freude, den Spaß und die Lust, der Gemeinde klangvolle Melodien vorzusingen mit Texten, die gleichzeitig Gebete sind.
Ganz zwanglos und ohne große Probenarbeit funktioniert die Schola und der Chor. Einfach so. Man trifft sich eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst, singt alles durch, stimmt sich mit den Instrumentalistinnen ab. „Den ganzen Tag habe ich mich auf heute Abend gefreut“, lächelt Maria Lausenmeyer. Sie ist froh, dass sie einen Platz in der Schola ergattert hat. Klar lasse sie das nächste Mal wieder jemand anderem den Vortritt. Und bald wird es auch wieder reguläre Proben geben können, mit allen Sängerinnen und Sängern.
Im Chor singt auch eine Frau mit Behinderung, die in der nahegelegenen Konrad-Biesalsky-Schule lebt. Mit Freude ist auch sie dabei. Und immer, wenn sie Sängerin Anna Salzer, die dort arbeitet, trifft, fragt sie: „Anna, wann singen wir wieder?“