ohl kaum einer hat sich so intensiv mit dem Leben und Wirken von Bischof Joannes Baptista Sproll beschäftigt wie Franz Xaver Schmid, Pfarrer im Ruhestand. Schwerpunkt in „Verborgener Inspirator“, seinem siebten Buch über den Bekennerbischof, bildet die Entstehung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI.
Obwohl der Rottenburger Bischof sich schon früh gegen den Nationalsozialismus aussprach und die Machthaber ihn deswegen 1938 aus seiner Diözese vertrieben, wurde sein Name bei Gedenkanlässen oft vergessen. Dabei hatte – so Schmids These – Sproll deutlich stärkeren Einfluss, als bislang bekannt.
Nachdem Bischöfe und Priester am 21. März 1937 die heimlich verbreitete Enzyklika in den Gottesdiensten verlesen hatten, kam es zu Verhaftungen und Beschlagnahmungen von Druckereien durch die Nationalsozialisten. Dass Kardinal Michael von Faulhaber, der Erzbischof von München, der „Ghostwriter“ hinter dem päpstlichen Schreiben war, fanden sie jedoch nicht heraus.
Bei seinen Recherchen stieß Schmid nun auf eine Predigt Sprolls aus dem Jahr 1934, die textlich einige Ähnlichkeiten mit der späteren Enzyklika aufweist. Zudem konnte er aus Faulhabers inzwischen veröffentlichten Tagebüchern entnehmen, dass der Kardinal den Rottenburger Bischof in den Jahren 1936 und 1938 sechsmal zu Unterredungen aufgesuchte. Das gibt Anlass zur Vermutung, dass Sproll als „verborgener Inspirator“ Einfluss auf Faulhabers Entwurf von „Mit brennender Sorge“ hatte.
Die Umstände machten Bischof Sproll seinerzeit in Rom zu einer „persona non grata“, eine Wertung, die sich noch Jahrzehnte nach seinem Tod auswirkte. Schmids glaubwürdige These bedarf noch genauerer Überprüfung durch die Historiker, dürfte aber eine Wegmarke zur angemessenen Würdigung von Sprolls Verdienst als tapferer Bekenner seines Glaubens gegen das Dritte Reich sein. Wer Schmids These genauer kennelernen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.
Franz X. Schmid: Verborgener Inspirator – Bischof Joannes Baptista Sproll und die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI. Kunstverlag Joseph Fink, Lindenberg 2019, 48 Seiten, ISBN
978-3959761970