Schwester Maria Hanna Löhlein
Schwester Maria Hanna wurde 1966 in Werneck geboren. Die gelernte Bankkauffrau trat 1989 in den Orden der Franziskanerinnen von Reute ein. Sie studierte Soziale Arbeit und legte ihre Ewige Profess 1998 ab. Seit dem 21. November 2016 ist Schwester Maria Hanna die gewählte Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute.
Die Reutener Franziskanerinnen schauten das Kamingespräch als Public Viewing an und erfuhren Dinge über ihre Oberin, die sie auch noch nicht wussten.
Schwester Maria Hanna wurde auf den Namen Sigrid getauft und wuchs in Pfedelbach in der heimischen Ziegelei auf.
Ihre erste Schwester Hanna, die sie kennenlernte, war Diakonisse und leitete den Kindergarten. Die Pfedelbacher sind mehrheitlich evangelisch. Für den eigenen Ordensnamen war aber auch die biblische Hanna ausschlaggebend.
Sigrid wollte eigentlich Tierärztin werden. Dafür war jedoch das Geld nicht da, weil die Ziegelei kurz vor dem Abi in Konkurs ging. Bankkauffrau lernte sie eher aus Frust. Sie wollte verstehen, wie die Banken die Firma in den Ruin treiben konnten.
Doch dann tauchte die Frage auf: Was ist wirklich wichtig im Leben? Bei einer Veranstaltung von "Berufe der Kirche" in Neresheim erfuhr Sigrid, dass Franz von Assisi wie sie Unternehmerkind war und sein Leben umgekrempelt hat.
Als klar war, dass sie ins Kloster geht, musste Sigrid ihren Freund und ihr Motorrad abgeben. Die Mutter bekam einen Heul-Flash und der Vater stellte ihr einen Sportwagen hin mit der Aufforderung: Bleib hier!
Stille Tätigkeiten wie stapelweise Geschirr spülen oder große Tafeln eindecken füllten Sr. Maria Hanna nicht aus. Sie wollte etwas gestalten.
Fünf Jahre ließ die damalige Oberin Schwester Maria Hanna warten, bis sie die Einladung des Scheichs iher Schwester in die Emirate annehmen durfte. Sie hat dort erstmals die Wüste erlebt und stellte fest, dass die Frauen unter dem Schleier - auch dort - hochintelligent sind. Nur der Luxus war nicht so ihr Ding, obwohl sie schon mit dem Gedanken liebäugelte, den Umbau des Klosters auf diesem Weg zu finanzieren.
Architekturprofessorin Gisela Löhlein
Professor Dr. Gisela Löhlein, geboren 1971, wuchs ebenfalls in Pfedelbach auf. Zum Studium zog es sie nach Cardiff in Wales, da es in Deutschland die Kombination von Architektur und Ingenieurswesen nicht gab. Nach drei Jahren begann sie die Promotion. Lehrtätigkeiten und andere akademische Aufgaben führten die Professorin für Architektur zunächst nach Neuseeland, dann in die arabischen Emirate Schardscha und Adschman sowie nach Dubai. Seit Ende 2017 leitet sie die Abteilung Architektur und Design der Xi'an Jiaotong Liverpool Universität in China. Ihr Schwerpunkt sind Umweltthemen.
Gisela wollte mit vier Jahren nicht mehr in den Kindergarten, sondern mit ihrem Vater zur Arbeit. Der Grieche Nikolaus hat ihr im Brennofen der Ziegelei den Teufel gezeigt. Sie kennt also das Fegefeuer schon.
In Mathe, Physik und Englisch war Gisela in der Schule grottenschlecht. Ihr Vater rechnete mit ihrem Scheitern, als sie auszog. Ihre Architekturkarriere in englischsprachigen Ländern hat alle eines Besseren belehrt.
Als Gisela nach Neuseeland ging, meinte der Vater: Das nächste ist dann die Marsmission.
In der arabischen Welt wurde die Professorin bei anstrengenden Tätigkeiten in der Hitze geschont. Warum? Die meist männlichen Kollegen hatten Angst, dass sie umkippt. Sie hätten dann bei einer Frau keine Erste Hilfe leisten dürfen.
Der Sohn des Scheichs von Schardscha war Gisela Löhleins Student. Als er Regierungsverantwortung übernommen hatte, kam er immer wieder mit Fragen zu ihr. Schließlich wurde sie seine Beraterin.
Beim Scheich bekommt man keinen Urlaub. Den muss man dann manchmal einfach mitnehmen, berichtet Gisela Löhlein. Als sie ihn in Pfedelbach im Gästezimmer einquartierte, musste sie in der Küche einen Hinweis hinterlegen, damit nicht jemand aus Unwissenheit in das Zimmer stürmt, wo er schläft.
In der Weltwirtschaftskrise 2008/09 gab es beim Scheich nichts mehr zu tun. So plante sie am Burj Khalifa Tower in Dubai mit. Das Projekt ist so groß wie Manhattan.
Gisela Löhlein lässt sich gerne auf etwas ein, das sie reizt. Aber sie macht nicht alles für Geld. Beim Projekt, Dubai für VIP-Unterkünfte platt zu machen und die bisherigen Bewohner zu vertreiben, lehnte sie eine Mitarbeit ab.
China übertrumpft gerade sämtliche Eliteuniversitäten. Die Freiheit dort empfindet Gisela Löhlein wesentlich größer als in Dubai. Die Architektur ist Weltklasse. Sie errichten die Gebäude mit örtlichen Rohstoffen und in authentischer Bauweise. Das Bild, das Presse und Politik über China verbreiten, kann sie von akademischer Seite nicht bestätigen.
Und was verbindet beide Schwestern?
Sie musizierten beide im evangelischen Posaunenchor, weil die Freundinnen auch alle dort waren
Professorin Gisela Löhlein berät ihre Schwester natürlich beim Klosterbergprojekt und die Ordensfrau nimmt auf, was sie versteht. Giselas Kommentar, als sie das Gebäudeensemble das erste Mal sah: dynamische Bauform, organisch gewachsen, keine Mitte.
Der heilige Franziskus bekam in San Damiano seine Berufung zum Kirchenaufbau. Der Austausch darüber tut beiden Zieglertöchtern gut und bringt sie auf einer höheren Ebene zusammen, wie Schwester Maria Hanna es formuliert.