Die Zukunft des Ehrenamts in Kirche und Sport
Was unterscheidet ehrenamtliches Engagement in der Kirche und im Sportverein? Nicht viel, lautete das Fazit der Gäste der Diskussionsveranstaltung „Engagement, Ehrenamt, Volunteering – Wer macht künftig die Arbeit in Kirche und Sport?“, zu der die Sportregion Stuttgart, das Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart und der Landesarbeitskreis Kirche und Sport am 22. Februar 2024 ins Alte Rathaus in Esslingen eingeladen hatten.
Viel temporäres Engagement, wenig Verbindlichkeit?
Die Herausforderungen für die Zukunft sind ähnlich - sowohl Kirchengemeinden als auch Sportvereine sorgen sich bei den Ehrenamtlichen um den Nachwuchs. Nur noch wenige Menschen wollen sich für mehrere Jahre in ein Ehrenamt wählen lassen. Viele engagieren sich lieber temporär für ein Projekt, wenn es Spaß macht und Erfüllung bringt.
“Das ist einerseits erfreulich, andererseits können so aber nicht die kirchlichen Strukturen aufrechterhalten werden,” so Martin Fischer, diözesaner Referent für Ehrenamt und Engagement. Ähnlich argumentierte Sybille Hiller, Mitglied im Präsidium des Schwäbischen Turnerbunds und im Landesarbeitskreis Kirche und Sport. Sie beklagt: “Man muss sich in den Sportvereinen grundsätzlich Gedanken darüber machen, ob man Leute zu einem Amt überreden soll, das sie eigentlich nur übernehmen, weil sich niemand anderes mehr dafür findet.”
Vielfältige Angebote nur mit mehr Engagement möglich
Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen, lobte die Vielfalt der sportlichen Angebote in den Vereinen, die erheblich größer als früher sei, allerdings auch mehr ehrenamtliche Arbeit erfordere. Sportvereine sollten sich zusammen tun und sich eine zentrale Verwaltung geben – so sein Vorschlag.
Senior:innensport in Gemeindehäusern
Für mehr Vernetzung zwischen Kirche und Sport plädierte Philipp Geißler, Sportbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er könne sich gut Senior:innensport in Gemeindehäusern vorstellen – die kirchlichen Räumlichkeiten seien der Zielgruppe vertraut und gut erreichbar, und die Übungsleitenden könnten aus den Sportvereinen kommen.
Sportvereine und Kirchen als „sozialer Kitt“
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer:innen mit dem Publikum, dass Sportvereine und Kirchen als „sozialer Kitt“ fungieren. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen drohe die Gesellschaft auseinanderzudriften. Jedoch – das betonten vor allem die kirchlichen Vertreter – solle nicht zuerst nach dem Bedarf in Kirche und Sportverein gefragt werden, sondern nach den Neigungen und Talenten derjenigen, die sich gerne einbringen wollen. Daraus ergäbe sich dann automatisch innovatives Engagement.