Sie sind da, trösten, hören zu oder halten manchmal auch nur schweigend die Hand. Seelsorgende in Kliniken suchen Menschen auf, die eine körperliche Verletzung oder Beeinträchtigung haben. In dieser Situation ist häufig auch das Innere, die Seele, besonders verwundbar. Fachleute sprechen von Vulnerabilität. Verwundbarkeit und Verletzungen gibt es aber ebenso bei Angehörigen, bei Ärzten und Pflegekräften sowie bei den Seelsorgenden selbst. Zu „Machtwirkung und Gefährdung durch Vulnerabilität“ tauschten sich die Seelsorgenden im Krankenhaus und Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung diese Woche in Heiligkreuztal aus.
Wie bleiben wir in unserer Verwundbarkeit berührbar und können menschlich handeln? An dieser Frage orientierte sich Professorin Dr. Hildegund Keul in ihren Vorträgen und Impulsen. Nicht nur bei einem plötzlichen Notfall bestehe die Gefahr, dass aus der erhöhten Verwundbarkeit Gewaltsamkeit wächst, warnte die Würzburger Dozentin für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft. Da sei man schnell bereit, andere zu verletzen, um sich selbst zu schützen. „Menschlich bleiben und handeln, damit die Machtwirkung von Vulnerabilität in eine kreative Richtung geht“, formuliert Keul das christliche Anliegen.