Die pastoralen Mitarbeiter:innen sowie die Einrichtungsleiter:innen im Dekanat Esslingen-Nürtingen beschäftigen sich in ihrer Dekanatskonferenz jüngst mit dem Thema Inklusion und einer inklusiven Haltung in ihrer Arbeit.
Der Konferenz-Einstieg war dabei etwas ungewöhnlicher als es die Teilnehmer:innen von den bisherigen Dekanatskonferenzen gewohnt waren: Mit bunten Bonbons ausgestattet mussten sie sich in verschiedenen Gruppen zusammenfinden, je nach Farbe oder Anzahl der Bonbons. Am Ende standen nur noch vier Personen in der Mitte, alle anderen durften sich setzen: Ein erlebbares Zeichen für Exklusion. „Ich hab‘ befürchtet, dass ich nun was vorsingen muss“, so eine Teilnehmerin am Ende der Konferenz.
Inklusives Menschenbild als Basis
In ihrem anschließenden Kurzvortrag verdeutlichte Dorothe Schohe, Seelsorgerin für Menschen mit Behinderung im Dekanat Esslingen-Nürtingen, welche rechtlichen Grundlagen für Inklusion gelten und was eine inklusive Haltung auf Basis des christlichen Menschenbildes bedeuten kann. Die Ebenbildlichkeit Gottes ist die wichtige theologische Grundlage, die die Arbeit in den Gemeinden und Einrichtungen prägen soll, erläuterte sie. "Jeder Mensch besitzt seine eigene Würde. Dieses inklusive Menschenbild bildet die Basis für eine inklusive Haltung, die Menschen mit Behinderung zeigt, dass sie selbstverständlich ihren Platz in unserer Kirche haben." Menschen mit Behinderung sollten aber nicht nur Teilhabe erfahren, sondern auch „Teilgabe“. "Das bedeutet, dass sie nicht nur Teilnehmer:innen an kirchlichen Angeboten sind, sondern Kirche als einen Ort erleben, an dem sie ihre Fähigkeiten und Talente selbstverständlich einbringen können", sagte Schohe.
Zu wenige barrierefreie Wohnungen
"Viele Themen, mit denen sich Menschen mit Behinderungen beschäftigen müssen, haben sie sich nicht ausgesucht, so wie wir uns unser Hobby aussuchen", fuhr Schohe fort. So gebe es zu wenige barrierefreie Wohnungen, es fehlten Fachärzte, die sich mit komplexen Krankheitsbildern auskennen, und es gebe zu wenige Unterstützungssysteme für pflegende Angehörige, wie beispielsweise Kurzzeitpflegeplätze. "All dies sind Themen, mit denen sich Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen auseinandersetzen müssen. Sie haben keine Wahl." Umso ärgerlicher sei es, wenn sich dann in den anderen Bereichen der Freizeitgestaltung Barrieren auftun, die eine Teilnahme oder Mitarbeit erschweren. Es gehe darum, Kirche inklusiv zu gestalten: "Dort, wo Menschen mit Behinderung Teil der Kirche und der Kirchengemeinde sind, sollen sie nicht durch Barrieren behindert werden."
Jede:r kann eine Idee mitnehmen
An verschiedenen Thementischen berieten die Teilnehmer:innen anschließend, wie sie diese Grundgedanken in ihrer Arbeit umsetzen können. Zu den verschiedenen Themen - Jugendarbeit, Seelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, Liturgie oder Katechese - kamen viele spannende und niedrigschwellige Beispiele zusammen. Von Alternativtexten auf der Homepage und bei Instagram über ein Lied mit Gebärden im Gottesdienst bis hin zu einer inklusionssensibleren Sprache: Am Ende konnte jede:r eine Idee mitnehmen, wie man bei der Planung und Durchführung in nächster Zeit kleine Veränderungen umsetzen kann, um Menschen mit Behinderung zu signalisieren: „Du bist hier willkommen, so wie du bist.“




