"Mich fasziniert, dass Menschen beim Pilgern aus ganz verschiedenen Gründen losgehen. Viele brechen dabei aber definitiv nicht aus Freude am zu Fuß gehen auf", sagt Moderator Manuel Andrack, selbst ein passionierter Wanderer. Für viele Menschen sei vielmehr die spirituelle Komponente das Entscheidende, so Andrack. "Sie sprechen vom inneren Weg", präzisiert Bernd Lohse, Pilgerpastor an der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg.
Dem kann Bischof Dr. Gebhard Fürst zustimmen. Für ihn ist das Sich-auf-den-Weg-machen immer wieder eine ganzheitliche Erfahrung, die weit über das Rationale hinausgeht. "Der Duft des Waldes, das Zwitschern der Vögel, dann wieder Stille. Diese Erfahrungen sprechen alle Sinne an", sagt Bischof Fürst und schwärmt von seinen Pilgererlebnissen auf dem Martinusweg, der sich auf mehreren Routen kreuz und quer durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart zieht.
Pilger wollen immer irgendwo ankommen, während Wanderer auch mit einem Rundweg zufrieden sind.
Manuel Andrack
Diese tiefen Erfahrungen, von denen Bischof Fürst berichtet, waren auch für die ehemalige Leistungssportlerin Simone Hauswald immer wieder eine Kraftquelle. "Ich habe bei den Trainingseinheiten die Stille in den tief verschneiten Wäldern genossen. Daraus habe ich die Motivation für meine Wettkämpfe gezogen", sagt die Biathlonweltmeisterin. "Und beim Leistungssport hat man auch immer ein Ziel vor Augen. Das ist wie beim Pilgern", ergänzt die gebürtige Rottweilerin.
Womit wir laut Wandermeister Andrack auch beim entscheidenden Unterschied zwischen Pilgern und Wandern wären. "Pilger wollen immer irgendwo ankommen, während Wanderer auch mit einem Rundweg zufrieden sind", sagt er mit einem Augenzwinkern. Und trotzdem ist sich das Podium einig: Auch Wandern macht glücklich. "Das verbindet es wiederum mit dem Pilgern", so Andrack. "Vielleicht pilgern Wanderer öfter als sie denken", wirft Bernd Lohse ein. "Denn das, was sie Glück nennen, ist für andere eine Gotteserfahrung", sagt der Pilgerpastor aus Hamburg.