Sich in das Wirken und in die Worte Pater Philipp Jeningens einzuschwingen und mitzuklingen – darum geht es bei der Vorbereitung seiner Seligsprechung, die am 16. Juli in Ellwangen vollzogen wird. „Die Weggemeinschaft mit dem guten Pater Philipp helfe uns, mehr und mehr die Stellen in unseren Herzen zu finden, die empfänglich sind für das Gute, um das Gute in Gottes Namen im Alltag zu tun“, so beteten die Gläubigen beim abendlichen Festgottesdienst zum 318. Todestag von Philipp Jeningen am 8. Februar in der Basilika St. Vitus. Der von der geistlichen Bewegung „action spurensuche“ gestaltete Gottesdienst bildete den Aufschlag für eine breit angelegte und intensive Beschäftigung mit dem Jesuitenpater, der vor allem als der Apostel des Virngrunds verehrt wird. Sein vorbildhaftes Leben soll Gläubige in der ganzen Diözese Rottenburg-Stuttgart inspirieren.
Vitaminspritzen inmitten einer verwundeten Zeit
Erneuerung der Kirche fängt bei jeder und jedem Einzelnen an
Die Frage nach dem Herzensanliegen von Pater Philipp und nach der Botschaft, die er den Menschen heute hinterlässt, stellte Pater Dr. Martin Leitgöb deshalb in den Mittelpunkt seiner Predigt. Leitgöb ist Pfarrer der Wallfahrtskirche „Zu unserer Lieben Frau“ auf dem Schönenberg, deren Bau von Pater Philipp Jeningen 1682 initiiert wurde, und Pfarradministrator in St. Vitus. Ähnlich wie Pater Philipp in der nicht einfachen Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg sei auch vielen Menschen heute bewusst, dass es eine Erneuerung der Kirche braucht. „Aber vielleicht würde Pater Philipp an dieser Stelle sagen: Die Erneuerung der Kirche geht eigentlich nur über die Erneuerung jedes und jeder Einzelnen von uns“, so Leitgöb. Erneuerung bedeute für Pater Philipp, der sich dem Leitmotiv seines Ordens „Alles zur größeren Ehre Gottes“ verpflichtet fühlte, „dass du Gott Raum gibst in der Mitte deines Lebens. So erneuerst du dich selbst und trägst dann als erneuerter Christ zur Erneuerung der Kirche bei."
Wunden wahrnehmen als erster Schritt zur Heilung
Es brauche Christinnen und Christen, „die wie Vitaminspritzen sind für die Kirche und für die Gesellschaft unserer Zeit“, so Leitgöb weiter. Hier gelte es, sich ein Beispiel zu nehmen an Pater Philipp, der keine Beruhigungspille gewesen sei, sondern so etwas wie eine Vitaminspritze in seiner Zeit. „Ich glaube, dieser gute Pater Philipp war wirklich einer, der nicht nur an die Kraft des eigenen Tuns geglaubt hat, sondern der an die Kraft Gottes geglaubt hat.“ So wie er in einer verwundeten Zeit heilsam wirkte – die Zeit der Hexenverfolgung lag noch nicht lange zurück –, gelte es auch heute, die Wunden der Menschen wahrzunehmen als einen ersten Schritt zur Heilung und aus der Kraft Gottes den Menschen Gutes zu tun. „Wer Gott die Ehre gibt“, auch dies ein Grundsatz Philipp Jeningens, „sucht das Heil der Seelen – und nicht nur der Seelen, sondern ganzheitlich“, betonte Pater Leitgöb.
Christus in allem suchen und finden
Dieser Grundsatz schwingt auch in dem neuen Philipp-Jeningen-Lied mit, das die „action spurensuche“ aus Anlass der Seligsprechung komponiert hat: „Philipp, Wandrer durch die Zeit, / zu Demut, Liebe stets bereit, / für den Menschendienst gewillt / mit dem Trost, der aus Gott quillt.“ Eine aus dem Leitungsteam der Spurensucher sowie engagierten Sängerinnen und Sängern gebildete Schola und ein kleines Instrumental-Ensemble brachte dieses Lied erstmals mehrstimmig und weitere Spurensucher-Lieder zu Gehör. Der Festgottesdienst, an dem auch mehrere Ellwanger Ruhestandsgeistliche teilnahmen, wurde gleichsam vorbereitet durch eine Reihe von Gebetszeiten per Telefonkonferenz und begleitet von einer Gebetsverbindung in die Alten- und Pflegeheime Ellwangens – getreu der Bitte im Vorbereitungsgebet: „Gott, unser Vater, was Philipp Jeningen mit Ignatius in der Nachfolge Jesu wollte, lass auch uns wollen: Christus in allem suchen und finden und ständig in seiner Gegenwart zu wandeln, und dass wir unserem Nächsten als glaubhafte Zeugen – wie Philipp es wollte – Gott, Jesus und die Gottesmutter ins Herz einprägen.“