Eine Hand ragt aus dem Wasser und „schreit“ nach Hilfe – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“; ein Kopf liegt erschöpft auf einer Computertastatur, wie erschlagen von den Blitzen, die Stress, Erfolgsdruck und Corona heißen; ein Kind wird auf dem Schulweg drangsaliert und liegt hilflos am Boden – so haben Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums in Ulm-Wiblingen anhand von Bibelstellen die Passion Christi aus ihrer Perspektive dargestellt, gleichsam das, was Jesus auf seinem Kreuzweg erleiden musste, in die heutige Zeit übersetzt.
Vom Alltag zur Osterfreude und zurück
Mobbing als "moderner" Leidensweg

Foto: DRS/Jerabek
So findet etwa die zweite Station – Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (Mt 27, 27-31) – seinen Alltagsbezug im Thema Mobbing; Studien zufolge ist jeder sechste Schüler im Alter von 15 Jahren davon betroffen, jeder dritte hat Angst vor Gewalt und Ausgrenzung in der Schule. Nur eine leise Ahnung hat man indes davon, was Corona und alles, was dazugehört, mit der Gesundheit von Menschen macht – zusätzlich zu den „klassischen“ Burnout-Faktoren wie Stress und Erfolgsdruck –, so drückt eine eindringliche Skulptur die dritte Station – Jesus fällt zum ersten Mal – in „modernen“ Kategorien aus.
Rund um die Laurentiuskirche in Donaustetten, bekannt als „Jugendkirche New Generation“, sind die ungewöhnlichen Skulpturen zu sehen. Drinnen in der Kirche hängen weitere Kreuzweg-Stationen, gemalt, gezeichnet, gestaltet. Zusammen bilden sie den ersten von „Drei Wegen zu Gott“, die zu begehen und zu ergründen die Seelsorgeeinheit Ulm-Basilika bis 18. April einlädt.
Inspiration am Wegesrand
Als Oster- und Passionswanderweg entlang der Donau ist das Projekt konzipiert. Die "Drei Wege zu Gott" sollen Inspiration sein am Wegesrand und um zwei Kapellen herum. Gestaltet haben sie kreative Hände aus der Seelsorgeeinheit, aus Schulen und Gruppen, katholische, evangelische, orthodoxe und kirchlich ungebundene Menschen, phantasiereich und mit viel Hingabe, berührend, auch mal verstörend, sehr persönlich. Um so viele Mitgestalter wie möglich haben die Projektverantwortlichen, Pastoralreferent Christoph Esser und Renate Babic, geworben. Und ganz viele sind es geworden.
Unterwegs wie die Emmausjünger

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Da sind etwa die „Seelenbretter“, die kleine und große Künstler bemalt und auf denen sie ihre ganz persönlichen Glaubenshintergründe und Überzeugungen festgehalten haben. Sie säumen einen Teil des Emmausweges entlang der Donau zwischen Donaustetten und Gögglingen, in malerischer Natur, den zweiten der spirituellen Wanderwege.
Und last but not least ist da der Auferstehungs- und Engelweg rund um die Bricciuskirche in Gögglingen. Hier bahnt sich österliche Freude und das Vertrauen in Gottes Wirken in unserer Welt einen Weg in den (Glaubens)Alltag der Menschen, die diesen Weg gestaltet haben – und die ihn besuchen.

Foto: DRS/Jerabek

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