Die Liturgiesprache im 18. Jahrhundert war Latein. Mit dynamischen und farbenreichen Bildern sowie mit Kirchenräumen für alle Sinne nahmen die Barockkünstler die Christinnen und Christen mit hinein in die Welt des Glaubens, auch wenn sie die Worte beim Gottesdienst nicht verstanden. Um die Ereignisse der Karwoche und des Osterfestes darzustellen, entstanden nach schon älterer Tradition "Heilige Gräber". Der theaterartige Kulissenbau mit wechselnden Szenen in Bad Schussenried ist derzeit nach knapp 70 Jahren erstmals wieder in der ehemaligen Klosterkirche St. Magnus zu sehen.
Abt Didacus Ströbele gab die 32 bemalten Architekturteile und die 31 figürlichen Holztafeln 1729 beim oberschwäbischen Maler Johann Bergmayer in Auftrag. Bis 1956, als Papst Pius XII. die Liturgie der Karwoche reformierte und die Heiligen Gräber abgeschafft wurden, bauten örtliche Schreiner die Kulisse jedes Jahr vor der Karwoche auf. Danach verschwand das Passionstheater auf dem Dachboden des alten Klosters, bis einige Teile für eine Ausstellung 2010 wieder zusammengesetzt wurden.