Soziales

Vom Kaiserreich ins 21. Jahrhundert

Die Schülerinnen sitzen um einen Tisch mit ihren Tablets.

Emira, Lina, Philine und Katharina (v.l.) bei der Arbeit für ihre Präsentation - Foto: DRS/Waggershauser

Schülerinnen der Kolping Schulen bereiten die 125-jährige Vorgeschichte des Vereins „solidarisch netzwerken“ auf und präsentieren sie.

„Unter dem Namen Katholischer Krankenpflege-Verein Ravensburg besteht ein Verein mit dem Sitz in Ravensburg zu dem Wohltätigkeitszwecke, im heutigen Bezirke der römisch-katholischen Stadtpfarrei Ravensburg die Hauskrankenpflege zu befördern.“ In Sütterlin handgeschrieben beginnt so die Satzung der Nummer zwei im Vereinsregister - eingetragen im Jahr 1900. „Heute sind die meisten Mitglieder über 80 Jahre alt“, weiß Vorstand Heribert Brugger. Wie werden sie wohl reagieren, wenn ihnen vier Schülerinnen bei der Jubiläumsfeier am 23. Mai mit einer Powerpoint-Präsentation die 125-jährige Geschichte vorstellen?

Vor fremden Menschen zu reden sei für sie schon eine Herausforderung, gesteht Lina. „Wir machen nämlich alles live“, fügt Philine hinzu. Wie ihre gleichaltrigen Mitstreiterinnen besuchen die 16-Jährigen die 10. Klasse des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an den Kolping Schulen Ravensburg. „Wir haben uns einen roten Faden überlegt, um die Zuhörer gut durch die Geschichte führen zu können“, verrät Katharina den Plan. „Wir machen einen Zeitstrahl und zoomen dann bei jeder Jahreszahl rein“, ergänzt Emira. Seit Mitte Februar beschäftigen sich die vier mit historischen Dokumenten, aber auch mit dem Leben der Menschen damals und heute.

Heute hat jeder eine Krankenversicherung

Der Kontakt sei über die Schulleiterin zustande gekommen, erklärt Brugger. Franziska Aleker unterrichtet wie ihre Kollegin Maria-Hilda Schuler die Fächer Geschichte und Religion. „Wir sind immer auf der Suche nach aktuell wichtigen Themen“, sagt Aleker und schätzt besonders den lokalen Bezug des Projekts. „Wenn du dich damals verletzt hast, konntest du nicht einfach ins Krankenhaus gehen“, berichtet Katharina. Heute habe jeder eine Krankenversicherung. Damals konnten sich Vereinsmitglieder an die Ordensschwestern wenden, die sich in der Pflege auskannten. Das sei gerade auch in Notzeiten wie während der beiden Weltkriege wichtig gewesen.

„Der Krankenpflegeverein hat aber auch während Corona unterstützt“, lenkt Philine den Blick auf ihren Schwerpunkt, die jüngere Vergangenheit. Bevor sich die Schülerinnen auf die Geschichte eingelassen haben, wollten sie wissen, was der Verein heute macht. In Zusammenarbeit mit der Nachbarschaftshilfe habe er beispielsweise Familien unterstützt, die während der Pandemie die Kinderbetreuung nicht bezahlen konnten, zählt Uta Leicht, die stellvertretende Vorsitzende, auf. Oder er ermöglicht Menschen, die sonst nicht mehr aus dem Haus und unter Leute kommen, einen gemeinsamen Urlaubstag ohne Koffer am Bodensee.

Für viele soziale Themen und alle Menschen offen

Wegen Kranken- und Pflegeversicherung sei der ursprüngliche Zweck des Vereins weggefallen, erläutern die Vorstände. Um anlässlich des Jubiläums die breitere soziale Ausrichtung ohne konfessionelle Einschränkung auch im Namen zu zeigen, hätten sich die Mitglieder für „solidarisch netzwerken“, kurz „sone“, entschieden. Der Titel der Präsentation „Vom Kaiserreich ins 21. Jahrhundert“ spiegelt dabei den Weg des Vereins wider. Die vier Schülerinnen haben jedenfalls durch ihre Arbeit einen geschärften Blick für einsame und hilfsbedürftige Menschen in ihrer eigenen Umgebung, wie sie bestätigen. Als Dank verspricht ihnen „sone“ eine kostenlose Mitgliedschaft bis zum Ende ihrer Ausbildung.

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