Ukraine

Von Willkommenskultur beeindruckt

Die vier Malteser stehen und knieen vor einem Zelt und einem Transparent mit Aufschrift WiFi.

Norbert Scheffler und David Voss (v.l.) mit rumänischen Malteser-Kollegen an einem Ladepunkt für Handys für ukrainische Geflüchtete - Foto: Malteser Hilfsdienst

Malteser aus Weingarten berichten von ihrem Hilfstransport in den Norden Rumäniens an die Grenze zur Ukraine.

Viele verfolgen die schockierenden Bilder und Nachrichten über geflüchtete Menschen aus der Ukraine in den Medien. "Es ist aber nicht dasselbe wie real vor Ort zu sein", erzählt Norbert Scheffler und ringt am Telefon hörbar um Fassung. Der Stadtbeauftragte für Ravensburg-Weingarten und seit kurzem Koordinator der gesamten Auslandsaktivitäten des Malteser Hilfsdienstes in der Diözese Rottenburg-Stuttgart brach am Dienstag mit einem Transporter samt Anhänger voller Hilfsgüter an die rumänisch-urkainische Grenze auf. Inzwischen befindet er sich mit seinem Kollegen David Voss wieder auf der Rückfahrt über Ungarn nach Oberschwaben.

Beeindruckt waren die beiden Helfer, die auch nach dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Einsatz waren, von der Willkommenskultur der Rumänen. Grenzbeamten, Hilfskräfte und Einwohner arbeiteten am Übergang Sighetu Marmației Hand in Hand, boten Unterkünfte zum Aufwärmen und Steckdosen für die Handys mit leeren Akkus an. Letztere sind für die Kontaktaufnahme zu Angehörigen notwendig. Die meisten Besitzer von Autos seien schon durch. "Die Fußgänger kommen jetzt erst an", berichtet Scheffler. Er habe auch mitbekommen, wie ein Einsatzfahrzeug einen Mann mit Schussverletzungen an der Grenze übernommen habe.

Am besten nicht ansprechen

Den beiden Deutschen rieten ihre rumänischen Kollegen, sie sollten die entkräfteten Ankömmlinge besser nicht ansprechen. Sie müssten erst einmal mit sich selber klarkommen und würden nur in Tränen ausbrechen. Im Moment stehe die ganz praktische Hilfe im Vordergrund. Diese hatte der oberschwäbische Hilfstransport auch an Bord. Waschmaschinen, Trockner und Decken würden für die Aufnahme von Geflüchteten gebraucht, lautete die Bitte der rumänischen Malteser am vergangenen Sonntag. Später kam noch der Bedarf an Hygieneartikeln und Babynahrung dazu. Die Oberschwaben kauften am Montag alles ein, organisierten zu ihrem Transporter noch kurzerhand einen Anhänger und stareteten durch.

 

Dass die Männer aus Weingarten gerade die Stadt Satu Mare im Norden des EU-Mitgliedlands ansteuerten, hat eine lange Geschichte. Gleich nach dem Sturz des Ceaușescu-Regimes 1990 begannen die Hilfslieferungen der Malteser nach Rumänien. Sie hatten dort besonders psychiatrische Einrichtungen im Blick. Bis heute tauscht sich Scheffler regelmäßig mit Schwester Tatjana vom orthodoxen Kloster Moldovița aus. In diesem Zusammenhang entstand auch der Kontakt zu den Maltesern in Satu Mare.

Familiengeschichte wirkt nach

Mit den einheimischen Kolleginnen und Kollegen brachten Scheffler und Voss die Hilfsgüter aus Oberschwaben zum Grenzübergang Halmeu. In der Region leben neben den meist orthodoxen Rumänen viele Ungarnstämmige - die Grenze zu ihrem Heimatland ist nahe - und noch einige mit deutschen Wurzeln. Hier entstand auch die  chassidisch-jüdische Gemeinschaft der Satmarer. Nationalität und Religion spiele aber beim katholischen Hilfsdienst der Malteser keine Rolle, versichert Scheffler. "Wir würden auch Russen in Not helfen", ergänzt er.

Jetzt muss Scheffler das Erlebte erst mal sacken lassen. Die Bilder der Frauen und Kinder, die vor dem Krieg flüchten, gehen ihm während der Heimfahrt nicht aus dem Kopf. Sie verbinden sich mit den Erzählungen seiner Cousine. Diese hatte die Flucht seiner Familie väterlicherseits 1945 vor der Roten Armee aus Ostpreußen als kleines Kind miterlebt. Plötzlich wird seine eigene Herkunftsgeschichte für ihn ganz lebendig und rührt ihn zu Tränen. Ob und wann Scheffler nochmals zu einem Hilfstransport nach Rumänien aufbricht, weiß er im Moment noch nicht. Aber eines ist für ihn sicher: "Wir bleiben mit Satu Mare in Kontakt."

Wer die Arbeit der Malteser für Menschen aus der Ukraine unterstützen möchte, kann hier spenden.

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