Zwei Männer stehen nach dem Sonntagsgottesdienst auf dem Platz vor dem Gemeindehaus St. Martin in Langenargen und plaudern. Der mächtige Baum im Hof zeigt sich spätherbstlich bunt. Die Pfarrkirche am Bodensee wird gerade renoviert. Das Gespräch der beiden dreht sich um das diözesane Projekt „Friedensglocken für Europa“. Der damalige Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst hat kurz zuvor im Oktober 2021 die erste der im Krieg entwendeten und später in Württemberg gelandeten Glocken nach Sandau zurückgebracht.
Der schlesische Ort Sandau liegt heute in Tschechien und heißt Píšť. Er ist die alte Heimat des Langenargeners Karl Boczek, der das Glockenprojekt mitorganisiert hatte und bei der Übergabe als Übersetzer fungierte. Sein Gesprächspartner an diesem Sonntag, ein befreundetes Gemeindemitglied, hatte ihn im Fernsehen entdeckt, als die Nachrichten darüber berichteten. Neugierig erkundigt er sich nach den Hintergründen und der Situation dort. Karl Boczek erzählt gerne vom Hlučínsko, dem Hultschiner Ländchen, zu dem Sandau gehört. Dieses Wort fällt aber nur ein einziges Mal.