In seiner Sitzung am 5. und 6. Mai 2023 hat sich der Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart ausführlich mit dem Thema Entwicklung der Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Diözese auseinandergesetzt.
Davor beschäftigten sich die Mitglieder mit der Taufspendung durch Laien und informierten sich über die Chancen und Herausforderungen in Kindertagesstätten und Familienzentren in der Diözese. Ein weiteres Thema war die Arbeit des Diözesanratsausschusses Inklusion. Außerdem formulierte das Gremium eine Erklärung zum Krieg in der Ukraine mit einem Appell an die politischen und kirchlichen Entscheidungsträger:innen, den Krieg unverzüglich zu beenden.
Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen
Unter dem Leitsatz „Wandel und Entwicklung ermöglichen und Stabilität für die Zukunft gestalten“ beschäftigte sich der Diözesanrat am Samstag mit der Entwicklung der Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen und deren Auswirkungen auf die Diözese. Dazu informierte Generalvikar Dr. Clemens Stroppel ausführlich und grundlegend. Er verdeutlichte zunächst die Pastoralen Orientierungen und die Systematik der Einnahmen der Diözese.
Mit Hilfe von Vorausberechnungen stellte er die Entwicklung der Mitgliederzahlen, Kirchensteuereinnahmen und Einnahmen der Diözese und Kirchengemeinden bis 2040 ausführlich dar. Dabei wurde klar, mittelfristig führen die Säkularisierungsprozesse (durch Bildung, Deinstitutionalisierung, funktionale Differenzierung, Religionsfreiheit usw.) zu einem deutlichen Rückgang der Kirchenmitglieder, bis 2035 um 18 bis 24 Prozent, bis 2040 ist mit einem Minus von 20 bis 30 Prozent zu rechnen. Dieser deutliche Rückgang insbesondere der Kirchensteuer zahlenden Mitglieder führt zu einem Rückgang der Kirchensteuerkraft bis 2040 von bis zu 40 Prozent.
Die Folgen für die Diözese: Ab 2026 können die Ausgaben der Diözese im engeren Sinn und der Kirchengemeinden nicht mehr gedeckt werden. Für Diözese und Kirchengemeinden zeichnet sich eine Deckungslücke ab. Aus den strategischen Rücklagen kann diese Deckungslücke weder für die Diözese noch für die Kirchengemeinden, hier angesichts der steigenden Betriebskosten und der hohen Kosten für die energetische Ertüchtigung und Erreichung der Klimaneutralität, gedeckt werden.
"Wichtig ist, dass jedem klar ist, der Haushalt der Diözese i.e.S. sowie der gemeinsame Haushalt der Kirchengemeinden benötigt Konsolidierungsprozesse, mit denen einerseits Deckungslücken geschlossen, andererseits strategische Rücklagen für Innovationen oder Nachhaltigkeit erhalten werden, mit dem Ziel, Wandel und Entwicklung zu ermöglichen und Stabilität für die Zukunft zu gestalten", erklärte Stroppel.
Anhand dieser Informationen und Erkenntnisse tauschte sich das Plenum anschließend in Kleingruppen darüber aus, was beim anstehenden Konsolidierungsprozess von den Verantwortlichen beachtet werden sollte.
Konsolidierungsstrategie erarbeiten
Auf Basis der vorgestellten Analyse werden der Ökonom und Haushaltsreferent, der Finanzausschuss des Diözesanrates, bei Bedarf erweitert um Hauptabteilungen und weitere Ausschüsse des Diözesanrates, Eckpunkte für eine mittel- und langfristigen Finanzstrategie als zentrales Element einer Konsolidierungsstrategie erarbeiten. Darin einfließen werden auch die Anregungen und Empfehlungen aus der Kleingruppenarbeit.
Diese Finanzstrategie soll in der nächsten Vollversammlung, am 07. Oktober 2023, zur Abstimmung in den Diözesanrat eingebracht werden. Die strategischen Eckpunkte sollen in der Folge operationalisiert und je nach Dynamik der Negativentwicklung der Kirchensteuern in die künftigen Doppelhaushalte eingearbeitet und durch die entsprechenden Gremiumsbeschlüsse umgesetzt werden.
Generalvikar Stroppel betonte: "Es geht jetzt zunächst darum, Rahmenrichtlinien festzulegen, innerhalb derer wir dann in der Sedisvakanz arbeiten und Beschlüsse fassen können, die notwendig sind, um den finanziellen Rahmen einzuhalten. Und das sind nicht nur Finanzentscheidungen, sondern auch pastorale Entscheidungen."