Mit der alten und ewig jungen Frage „Beten – wie geht das?“ stößt die aktuelle Veranstaltungsreihe „Treffpunkt Christsein“ des Dekanats Ehingen-Ulm auf viel positive und inspirierende Resonanz. Jüngst war „Treffpunkt Christsein“ in der Kirchengemeinde Zum Guten Hirten in Böfingen zu Gast, in der das feierliche Abendlob der Kirche besonders gepflegt wird. Ein kleines Team um den angehenden Diakon Michael Seitz feiert einmal im Monat mit mehrstimmigen Gesängen das Vespergebet.
Beten ist Beziehungspflege
Lieder und Stille, gemeinsame Gebete und individuelle Anbetung, Schriftlesung und Auslegung und nicht zuletzt die mystische Atmosphäre im dezent beleuchteten Kirchenraum sollen dabei helfen, in die Stimmung zu kommen, die man braucht, um ruhig zu werden und in sich hinein und auf Gott zu hören. „Beim Beten geht es um Beziehungspflege, es geht um Kontakt und Begegnung mit einem personalen Gott“, sagt Seitz in seiner Predigt, die sich besonders mit dem Einstieg in ein eigenes geistliches Leben und mit der Wirksamkeit von Gebet beschäftigt. Ein Lesungstext aus dem Hohelied Salomos, in dem jüdische und christliche Mystiker eine Anleitung zum geistlichen Leben gesehen haben, liefert die Grundlage.
Im Hohelied erscheine Gott als Bräutigam, der um die Braut, den Menschen, wirbt, sagt Seitz. Es komme im Kern darauf an, „ob wir eigentlich Braut sein wollen“. Ähnlich wie in der Ehe müsse diese Entscheidung, dieses Ja, immer wieder erneuert werden: „Ja, ich möchte eine immer tiefere Gottesbeziehung.“ Wo diese Entscheidung noch nicht möglich sei, gelte es, die Sehnsucht zu nähren, etwa durch bewusste Wahrnehmung der Schöpfung.
Persönlicher Einsatz wichtig
Gott liebt den Menschen bedingungslos. Es sei aber eine Fehlannahme, dass es auf einen persönlichen Einsatz gar nicht so richtig ankomme. „Gott ist Person, Gott ist Beziehungswesen und Gott hat Freunde“, sagt Seitz und erinnert an den biblischen Bericht über die Totenerweckung des Lazarus: Hier führt die besondere Beziehung von Lazarus‘ Schwester Maria zu Jesus letztlich dazu, dass dieser „zur Tat schreitet“; hier zeige sich, was Freundschaft mit dem Herrn bedeutet. „Das ist Wirksamkeit von Gebet und Wirksamkeit von geistlichem Leben.“ Wo echte Freunde Gottes auftreten, passiere immer wieder ganz Erstaunliches, womit eigentlich keiner rechnet, ist Seitz überzeugt.