Der Pilgerweg verbindet Pfullingen am Fuß der Schwäbischen Alb, wo der Heilige vor 1100 Jahren zur Welt kam, mit Regensburg im Osten Bayerns, wo Wolfgang nach Stationen auf der Reichenau, in Würzburg, Trier, Einsiedeln und als Missionar in Ungarn im Jahr 972 zum Bischof geweiht wurde.
Im Eröffnungsgottesdienst am 3. Oktober verwies Weihbischof Matthäus Karrer darauf, dass Christsein von Anfang an auch bedeutet, unterwegs zu sein; hinauszugehen, um das Leben zu teilen. Pilgern habe in den vergangenen Jahren eine große Aufmerksamkeit erfahren und viele Menschen entschlössen sich dazu. Dabei bestehe eine Gemeinsamkeit aller Pilgerwege darin, dass sie für den Alltag stärkten und die Pilgerinnen und Pilger neue Kraft für die Herausforderungen des Lebens schöpfen ließen. Allen, die auf dem Wolfgangweg pilgern werden, wünschte der Weihbischof sinnerfüllte Tage, frische Kraft und Mut sowie die Erfahrung, was es heißt, ein gemeinsames Projekt, eine gemeinsame Idee zu verfolgen. „Denn in unserer Zeit gibt es viele, die nur noch auf die eigenen Ziele und das eigene Ego blicken. Ich glaube, da geht uns etwas verloren“, sagte Karrer. Pilgern auf dem Wolfgangweg sei deshalb keine Fernwanderung, sondern auch ein Innehalten, und Pilgerwege seien zugleich immer auch Wege des Friedens.
Zu Beginn des Eröffnungsgottesdiensts hatte Hermann Friedl, Dekan des Dekanats Reutlingen-Zwiefalten, neben Weihbischof Karrer etliche andere Gäste herzlich willkommen geheißen. So war eine mehrköpfige Delegation aus St. Wolfgang im Salzkammergut mit dem dortigen Bürgermeister Franz Eisl angereist und mit Mirjam Steiner begrüßte der Dekan die Bürgermeisterin der am Wolfgangweg gelegenen Gemeinde Syrgenstein. Auch der Pfullinger Bürgermeister Stefan Wörner war gekommen und brachte das Goldene Buch der Stadt mit, in das sich die Beteiligten aus Pfullingen und die Gäste aus Österreich im Anschluss an den Gottesdienst eintragen durften. Dekan Friedl begrüßte auch den evangelischen Dekan Marcus Keinath und freute sich über die, wie er festhielt, gelebte Ökumene vor Ort. Ein sichtbares Zeichen dessen sei an diesem Tag, dass Musiker des evangelisch-methodistischen Posaunenchors den Gottesdienst mitgestalteten.
44 spirituelle Tafeln, 640 Markierungen
Ursula Halter, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats St. Wolfgang und im Projektteam aktiv, das den Wolfgangweg mit Unterstützung der Kirchengemeinde, der Stadt sowie der Diözese Rottenburg-Stuttgart aus der Taufe hob, sagte anlässlich der feierlichen Eröffnung: „Wer einen Weg baut, der wird nie fertig, der sucht Begegnungen, der sucht das Leben und den, der das Leben schafft. In diesem Sinne feiern wir heute die Eröffnung des Wolfgangwegs, der in den vergangenen zwei Jahren erkundet und markiert wurde.“ Wie groß das ehrenamtliche Engagement des Projektteams mit Ursula und Michael Halter, Ulrich Rall, Elisabeth und Werner Bothe sowie Wolfgang Silver war, darauf wies Dekan Friedl hin: 44 spirituelle Tafeln seien auf dem Weg angebracht worden sowie 640 Markierungsschilder. Annähernd 200 Gespräche seien mit Bürgermeistern, Touristikern und Veranwortlichen in Landratsämtern geführt worden, 85 Tage seien die Beteiligten vor Ort im Einsatz gewesen und hätten Tausende E-Mails versandt, um die Idee in die Tat umzusetzen, gab er einige Beispiele.
Neue Wolfgang-Skulptur markiert den Start
Im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst wurde auf dem Kirchplatz die neue Wolfgang-Skulptur der Künstlerin Annette Zappe aus Kempten enthüllt und von Weihbischof Matthäus Karrer gesegnet. Helmut Goßler, evangelischer Pfarrer i.R. aus Kempten, würdigte das Schaffen von Zappe, und die Künstlerin selbst erläuterte ihre neue Skulptur, mit der sie den Heiligen als einen jungen Mann darstellt, der eine aufgeschlagene Bibel sowie das Modell einer Kapelle trägt und der, wie sie sagte, „Vorbild für eine junge und bescheidene Kirche“ sein könne. Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner zollte dem Projektteam von St. Wolfgang seinen Respekt und erinnerte daran, dass ihn bereits das vor rund zwei Jahren im Gemeinderat vorgestellte Konzept für den neuen Pilgerweg von Beginn an begeistert habe.
Werner Bothe vom Projektteam hielt in seinem Grußwort fest, dass der Pilgerweg allen Menschen offensteht, unabhängig von ihrem Glauben. Bei den am Weg aufgestellten spirituellen Tafeln gehe es darum, Aspekte aus dem Leben des Heiligen in die heutige Zeit zu übersetzen, zum Nachdenken anzuregen und so ein Stück weit auch Unterstützung zu geben, zu sich selbst zu finden. Bothe ließ es sich auch nicht nehmen, Dekan Friedl im Namen des Projektteams für dessen fortwährende Unterstützung in dieser Vorbereitungszeit herzlich zu danken, bevor Karl-Martin Schwarz, der Gewählte Vorsitzende der Kirchengemeinde St. Wolfgang, die versammelte Festgemeinde zum Mittagessen in den Gemeindesaal einlud.