Überraschend aktuell
Wer mit Augustinus und Thomas von Kempen „nichts am Hut hat“, weil er sie zu weit weg oder zu theoretisch wähnt, dürfte erstaunt gewesen sein: Nicht nur Ignatius, den die vielen Freunde der „action spurensuche“ schon gut kennen und immer wieder neu entdecken, sondern auch die ausgewählten Gedanken des Kirchenlehrers aus dem 3./4. und des geistlichen Schriftstellers und Mystikers aus dem 15. Jahrhundert erwiesen sich bei der stimmigen Feier als überraschend lebenspraktisch und aktuell.
Selbst der römische Philosoph Seneca aus dem 1. Jahrhundert, den das Team der „action spurensuche“ zitierte, trifft den Nerv der Zeit und der beginnenden Ferien, wenn er etwa schreibt: „Nur die Ruhe ist wirklich, die im Innern ihren Sitz hat. Bei vielen aber sind selbst das Nichtstun und die Freizeit von Betriebsamkeit erfüllt. Auch jene, die ihren Körper in der Sonne rösten lassen oder ihre Zeit mit Unterhaltungsliteratur verbringen, haben keine eigentliche Muße.“
Von innen her verkosten
Was also tun in dieser Zeit, die von Sorgen, Ängsten und inneren Wüsten geprägt ist, nicht zuletzt, aber auch nicht nur wegen Corona? „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir!“, wusste Augustinus, der selbst durch innere Wüsten schreiten musste, bis er zum Glauben fand. Und weiter: „Gehe nicht nach draußen, kehre in dich selbst ein; im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.“ Eindrucksvoll zeigte Dr. Wolfgang Steffel vom Leitungsteam der Spurensucher, wie sehr doch alle drei geistlichen Lehrer darin übereinstimmen, dass der Glauben von innen her zu verspüren und zu verkosten sei. Denn „nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her“, so Ignatius.
Gott ist Beziehung
In einer kurzen Katechese erläuterte Steffel die Bedeutung einer orthodoxen Fingerhaltung, bei der der Daumen, der Zeige- und der Mittelfinger aneinandergefügt werden – als die drei Personen des einen Gottes –, während Ringfinger und kleiner Finger parallel auf der Handfläche liegen wie Stufen in diesen Raum der Dreifaltigkeit. Indem die drei sich berührenden Finger Raum schaffen oder eine Art Zelt, zeigen sie: „Gott ist Beziehung und Gott ist auch Raum.“ Ignatius habe diese Geborgenheit in großer Not erfahren, erklärte Steffel.