Gedenken

Weggefährtenschaft im Glauben

Hymnus zum Beginn des ignatianischen Vespergebets: Irmgard Nagl leitet zum Lobpreis der Dreifaltigkeit über. Foto: DRS/Jerabek

Die Einladung, den Glauben stärker von innen her zu verspüren, stand im Mittelpunkt der Feier zum Gedenktag des heiligen Ignatius von Loyola.

Das in langjähriger Tradition von der „action spurensuche“ veranstaltete Vespergebet mit anschließendem Vortrag in der Ellwanger Schönenbergkirche näherte sich dem Geheimnis des Dreieinigen Gottes mithilfe namhafter Kirchenlehrer. Wegen der Corona-Regelungen war das sonst in der Ignatiuskapelle stattfindende Gebet ins Kirchenschiff verlegt worden.

Markus Krämer wies darauf in der Begrüßung der gut 60 Besucher hin: „Das wunderbare Altarbild oben, das Ignatius geborgen in der Dreifaltigkeit zeigt, haben wir immerhin vorne auf dem Heft. Ihnen allen ein Vergelt’s Gott für Ihre Weggefährtenschaft im Glauben und die Verbundenheit in der ignatianischen Spiritualität.“ Irmgard Nagl leitete zum Lobpreis der Dreifaltigkeit über, den das Leitungsteam der „action spurensuche“ in vierstimmigem Satz erschallen ließ: „Gloria, gloria, gloria.“

Überraschend aktuell

Wer mit Augustinus und Thomas von Kempen „nichts am Hut hat“, weil er sie zu weit weg oder zu theoretisch wähnt, dürfte erstaunt gewesen sein: Nicht nur Ignatius, den die vielen Freunde der „action spurensuche“ schon gut kennen und immer wieder neu entdecken, sondern auch die ausgewählten Gedanken des Kirchenlehrers aus dem 3./4. und des geistlichen Schriftstellers und Mystikers aus dem 15. Jahrhundert erwiesen sich bei der stimmigen Feier als überraschend lebenspraktisch und aktuell.

Selbst der römische Philosoph Seneca aus dem 1. Jahrhundert, den das Team der „action spurensuche“ zitierte, trifft den Nerv der Zeit und der beginnenden Ferien, wenn er etwa schreibt: „Nur die Ruhe ist wirklich, die im Innern ihren Sitz hat. Bei vielen aber sind selbst das Nichtstun und die Freizeit von Betriebsamkeit erfüllt. Auch jene, die ihren Körper in der Sonne rösten lassen oder ihre Zeit mit Unterhaltungsliteratur verbringen, haben keine eigentliche Muße.“

Von innen her verkosten

Was also tun in dieser Zeit, die von Sorgen, Ängsten und inneren Wüsten geprägt ist, nicht zuletzt, aber auch nicht nur wegen Corona? „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir!“, wusste Augustinus, der selbst durch innere Wüsten schreiten musste, bis er zum Glauben fand. Und weiter: „Gehe nicht nach draußen, kehre in dich selbst ein; im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.“ Eindrucksvoll zeigte Dr. Wolfgang Steffel vom Leitungsteam der Spurensucher, wie sehr doch alle drei geistlichen Lehrer darin übereinstimmen, dass der Glauben von innen her zu verspüren und zu verkosten sei. Denn „nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her“, so Ignatius.

Gott ist Beziehung

In einer kurzen Katechese erläuterte Steffel die Bedeutung einer orthodoxen Fingerhaltung, bei der der Daumen, der Zeige- und der Mittelfinger aneinandergefügt werden – als die drei Personen des einen Gottes –, während Ringfinger und kleiner Finger parallel auf der Handfläche liegen wie Stufen in diesen Raum der Dreifaltigkeit. Indem die drei sich berührenden Finger Raum schaffen oder eine Art Zelt, zeigen sie: „Gott ist Beziehung und Gott ist auch Raum.“ Ignatius habe diese Geborgenheit in großer Not erfahren, erklärte Steffel.

Dass die Dreifaltigkeit nicht eine Spitzfindigkeit der Theologie ist, sondern Grundlage des christlichen Glaubens und Basis des ganzen Wirkens der Kirche, verdeutlichte Steffel anhand eines Zitats von Benedikt XVI. in seiner Freiburger Rede: „Die Sendung der Kirche kommt ja vom Geheimnis des Dreieinigen Gottes her, dem Geheimnis seiner schöpferischen Liebe. Und die Liebe ist nicht nur irgendwie in Gott, er selbst ist sie, ist vom Wesen her die Liebe. Und die göttliche Liebe will nicht nur für sich sein, sie will sich ihrem Wesen nach verströmen.“

In die Welt verströmen

Die Besucherinnen und Besucher konnten sich trotz des gebotenen Abstandes als Glaubensgemeinschaft erleben: Orgel- und Flötenmusik von Anja und Katharina Steffel schaffte Raum für die Resonanz der Impulse, die innerlich nachhallen konnten. Alle waren bei sich und doch verbunden im Namen des Dreifaltigen. Was innerlich wach wird, dürfe sich in die Welt verströmen und in alle vier Himmelsrichtungen hinausgetragen werden, so der Tenor der Fürbitten, die bewusst je nach Nord und Süd, West und Ost gewendet gesprochen wurden.

Denn, so Papst Benedikt weiter: „Christus ist Mensch geworden, nicht nur, um die Welt in ihrer Weltlichkeit zu bestätigen, sondern um sie zu verwandeln.“ Um diese Möglichkeiten, an dieser Verwandlung der Welt mitzuwirken, also Christus nachzufolgen, kreiste das gemeinsame Abschlussgebet: „Herr Jesus Christus, lass uns darum wissen, dass deine Liebe niemals vergeht und dass dir nachzufolgen bedeutet, unser Leben hinzugeben.“

STERNWALLFAHRT

Die „action spurensuche“ ist eine geistliche Bewegung in Ellwangen, die sich der Erschließung der ignatianischen Spiritualität widmet, wie sie sich beispielhaft im Leben Philipp Jeningens  widerspiegelt. Seit 1992 veranstaltet sie im Sommer eine Fußwallfahrt vom Geburtsort Jeningens in Eichstätt im Altmühltal nach Ellwangen an der Jagst, wo Jeningen von 1680 bis zu seinem Tod 1704 zunächst als Wallfahrtsseelsorger am Schönenberg und später als Volksmissionar wirkte. In diesem Jahr wird die Wallfahrt corona-bedingt als kleine Sternwallfahrt von vier Orten aus am Sonntag, 30. August gestaltet (Wegstrecke: jeweils ca. 8 km). Thema: „Ich glaube an Gott, Vater und Schöpfer“. Anmeldung über das Pfarramt St. Vitus in Ellwangen, Telefon (07961) 3535.
 

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