Das Personal ist bekannt: Maria, Josef und das Jesuskind im Futtertrog. Dennoch unterscheiden sich die Krippen im Stadtmuseum Künzelsau von denen, die in hiesigen Wohnzimmern für gewöhnlich stehen. Sie sind als Kirchenmodelle gestaltet, haben Tragegriffe an den Seiten und vorne einen Einschnitt im Boden - das alles hängt mit dem Brauch des Puppenkrippenspiels zusammen.
Diese Tradition nimmt in der Region rund um die am Balaton gelegene Stadt Marcali eine wichtige Rolle im volkstümlichen Brauchtum ein und wird bis heute wachgehalten. Marcali und Künzelsau verbindet eine Städtepartnerschaft. Dank dieser kann das Stadtmuseum Künzelsau in einer Sonderausstellung die außergewöhnlichen Krippen aus Ungarn präsentieren.
Verkleidete Gruppen mit einem Soldaten, Engeln und Hirten als Charaktere tragen die Krippen dort von Haus zu Haus, um Einlass zu verlangen. In den Wohnungen führen sie dann ein weihnachtliches Puppenspiel auf. In die Einschnitte im Boden können verschiedene Figuren am Stiel - zum Beispiel Hirtenpuppen - gesteckt und für die Darbietung wie in einer Führungsschiene in den Krippen hin- und herbewegt oder gedreht werden.
Bitte um Essensgaben
Wie das funktioniert, können Besucherinnen und Besucher an einer der ausgestellten Krippen selbst ausprobieren. Das Künzelsauer Stadtmuseum informiert an Schautafeln und mit alten Filmaufnahmen außerdem über weitere Bräuche, die in der ungarischen Partnerstadt einst die Zeit von Advent bis Dreikönig prägten. Dazu gehören auch sogenannte Heischebräuche. Bei diesen ging es im Kern immer darum, von Tür zu Tür ziehend Essensgaben zu erbitten.
Heischebräuche sind aber nicht nur aus der Gegend am Balaton bekannt. „Es gab eine parallele Geschichte in unserer Region“, erklärt Stefan Kraut. Der Künzelsauer Stadtarchivar und Leiter des Stadtmuseums erinnert ans „Ouklopfe Hämmerle“. Der Brauch sei bis zum Zweiten Weltkrieg in der Hohenloher Region aufgetreten. Mit dem „Ouklopfe Hämmerle“-Spruch forderten Kinder in der Adventszeit an den Haustüren Gaben wie Äpfel und Nüsse ein. Mit einem Vortrag über Hohenloher Bräuche von Advent bis Dreikönig wird Kraut die Ausstellung daher ergänzen und so den Bogen zwischen den beiden Partnerregionen schlagen.