Treffen, bei denen Juden, Christen, Muslime und Aleviten im Gebet zusammenstehen, haben in Ulm Tradition. Auch angesichts des Krieges in der Ukraine versammelten sich auf Einladung des Ulmer Rats der Religionen schon im März mehrere Hundert Gläubige auf dem Marktplatz, um nacheinander – jeder in seiner Gebetstradition – ein Gebet zu sprechen. Der Ulmer Rat der Religionen ist der erste seiner Art in Baden-Württemberg.
Kurzfristig getroffen haben sich die drei Sprecher des Rats - Dekan Ulrich Kloos, Rabbiner Shneur Trebnik und Imam Bilal Ince - aber auch, um sich über konkrete Hilfen von Kirchen, Synagogen und Moscheen für Geflüchtete aus der Ukraine auszutauschen. Von der blanken Not der Menschen, die vielfach nur mit einem Koffer, manchmal sogar ohne Papiere ankommen, berichtete der Rabbiner. Mit einer heißen Suppe hätten Vertreter der Gemeinde die Menschen willkommen geheißen, die mit einem Bus nach mehr als 50 Stunden Reise um Mitternacht in Ulm angekommen waren.
Dekan Kloos berichtete von einer Witwe aus seiner Gemeinde, die ganz unbürokratisch eine geflüchtete Frau mit zwei Kindern aufgenommen habe. „Ich hoffe, dass dieses Beispiel Nachahmer findet“, sagte Kloos. Von einer Spendenaktion in der Moschee der Ulmer DITIB-Gemeinde berichtete der Imam. Eine gute Kooperation gibt es zudem mit der Stadt Ulm. Zum zehnjährigen Bestehen des Rats ist im Juni eine „Tafel der Religionen“ und im Herbst eine multireligiöse Blutspendeaktion geplant.