In etlichen Privathäusern hängen Werke des Künstlers Josef de Ponte. Seine Arbeiten sind aber auch an und in profanen öffentlichen Gebäuden sowie Kirchen zu besichtigen. Besonders in der Kirche St. Martinus in Schwaigern finden sich Beispiele dafür, wie Josef de Ponte Materialien wie Glas und Putz für seine künstlerischen Bilderwelten nutzte. So ist die Kirche nun Teil einer Jubiläumsausstellung.
Mit der Schau ehren die Stadt Schwaigern und die Kirchengemeinde St. Martinus, der Josef de Ponte angehörte, den Künstler. Die Ausstellung zeigt an drei Orten – dem Rathaus, der Mediathek und der Kirche St. Martinus – mehr als 100 seiner Arbeiten. Am Mittwochabend wurde sie in der Mediathek eröffnet – dem Tag, an dem Josef de Ponte 100 Jahre alt geworden wäre.
Die Ursprungsidee kam aus der Kirchengemeinde, wie Cäcilia Henrichs erklärte. Die Leiterin der Mediathek war zugleich Mitglied des Organisationsteams. Dann seien immer mehr Leute ins Boot geholt worden. Henrichs stellte das Konzept der Ausstellung vor.
Kreuzweg als Sgraffito
In der Kirche sind vor allem die sogenannten „Credo-Fenster“ und der Kreuzweg in Sgraffito-Technik zu besichtigen. In der Mediathek hängen Druckgrafiken. Sie handeln häufig vom Weinbau. Außerdem werden Glasfenster aus der Heuchelberg Kellerei gezeigt, die ebenfalls mit Szenen aus Weinberg und Weinkeller gestaltet sind. Im Rathaus sind unterschiedliche Themen versammelt. Dort ist das restaurierte Stadtmosaik zu finden. Aber zum Beispiel auch Ölbilder des Künstlers werden präsentiert. Diese zeichnen sich laut Henrichs durch einen sehr expressiven Stil aus.
Viele der ausgestellten Arbeiten sind Leihgaben von Privatleuten. In Vorbereitung der Jubiläumsausstellung hatte es einen Aufruf gegeben, Werke aus Privatbesitz für die Schau bereitzustellen. Laut Sabine Rotermund, Bürgermeisterin von Schwaigern, gab es breite Resonanz aus der Bevölkerung.
Josef de Ponte habe einen weiten Horizont gehabt, sagte Christian Glass vom Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm. Er ordnete die Arbeiten ein: „Es gibt nicht viele Künstler aus dem donauschwäbischen Gebiet.“
Vertreibung prägt das Leben
Josef de Ponte wurde am 5. Oktober 1922 in Budakeszi in Ungarn geboren. Er studierte an der Akademie der angewandten Künste in Budapest. Im Jahr 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. Später, 1946, wurde de Ponte mit Eltern und Großeltern wie zahlreiche andere Ungarndeutsche vertrieben. Er ließ sich zunächst in Heilbronn nieder und zog 1965 mit Frau und Kindern nach Schwaigern, wo er bis zu seinem Tod am 16. Mai 2006 in seinem Atelier arbeitete.
Die Vertreibung fand Eingang in seine Werke. Sie war auch Thema bei der Kranzniederlegung am Grab des Künstlers auf dem Friedhof von Schwaigern, die der Ausstellungseröffnung vorausging. „Niemand verlässt seine Heimat gern“, sagte Dezső Szabó vom Liszt Institut Stuttgart.
Joschi Ament, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, bezeichnete Josef de Ponte als den bedeutendsten ungarn-deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Er erinnerte ebenfalls an die Vertreibungsgeschichte. Begleitet wurde die Kranzniederlegung von Posaunisten, bei der Vernissage übernahm das Akkordeonorchester der Stadtkapelle die musikalische Umrahmung.
Erinnerungen des Sohnes
„Sie werden erstaunt sein, wie groß der Schatz ist, den wir durch de Ponte haben“, sagte Bürgermeisterin Rotermund. Sie lud dazu ein, den Künstler zu entdecken. Pfarrer Dr. Alois Schenk-Ziegler erklärte, dass es ihm wichtig sei, das Werk von de Ponte zu bewahren. Er nannte die Kirche St. Martinus eine „de Ponte-Kirche“.
Unter den Gästen waren auch Familienmitglieder des Künstlers. Als Student habe er mit seinem Vater an Sgraffiti mitgearbeitet und dafür früh aufstehen müssen, erzählte Wolfgang de Ponte, eines der Kinder des Künstlers. Bei der Sgraffito-Technik entstehen Bilder, indem Putzschichten entfernt werden. Ein Malermeister und er durften die groben Flächen wegkratzen, der Vater übernahm die feineren Stellen, berichtete Wolfgang de Ponte. „Das Schöne bei der Arbeit an öffentlichen Gebäuden ist, dass jeder dabei zuschauen kann“, sagte der 64-jährige Nachkomme des Künstlers, der Journalist ist.