Personal

Weiterdenken, weitergeben, weitergehen

Dekan Paul Magino nimmt mit großer Freude die persönliche Sonderausfertigung des Wimmel-Bildes entgegen. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Bernhard Wuchenauer

Mit einem Festabend wurde Paul Magino als Dekan des katholischen Dekanats Esslingen-Nürtingen in den Ruhestand verabschiedet.

Beim Abendlob im Münster stellte Volker Weber, stellvertretender Dekan, die beiden Tages-Heiligen Peter und Paul in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Petrus stellte er als den Felsen vor, der fest im Glauben steht und dadurch das Beständige und das Bewahrende repräsentiert, und Paulus deutete er als eine Person, die Neues wagt und sich traut, unvertraute Wege zu gehen. Vermutlich brauche die Kirche beide Personen als Vorbilder, um in der heutigen Zeit den Glauben zu verkünden.

Musikalisch umrahmt wurde das Abendlob durch eine Projektchor, der sich aus Sängerinnen und Sänger des ganzen Dekanats zusammensetzte und der von Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker geleitet wurde. Der Chorgesang erfüllte den großen Kirchenraum des Münsters und erzeugte dadurch eine beeindruckende Atmosphäre.

Der Festabend ging anschließend im Salemer Pfleghof weiter. Dekanatsreferentin Simone Jäger und Dekanatsreferent Bernhard Wuchenauer begrüßten zunächst Vertreter aus Politik, aus den Kirchengemeinden und katholischen Einrichtungen sowie aus den evangelischen Kirchenbezirken. Unter der Überschrift „WEITER denken geben gehen“ brachten sie ihre Erfahrungen mit Paul Magino als Dekan auf den Punkt. Weitergedacht habe er nicht nur die Dekanatsleitung, in der er neben dem stellvertretenden Dekan auch die Dekanatsreferent:innen sowie die Gewählten Vorsitzenden in der Mitverantwortung sah, sondern er habe sich auch über das Dekanat hinaus über Jahrzehnte hinweg in  Gremien wie Priesterrat und Diözesanrat eingebracht, um im Austausch mit anderen Personen nach den Weiter-Denken von Kirche zu suchen. Das Weiter-Geben von Verantwortung sowie das Vertrauen in die Fähigkeiten von Mitarbeiter:innen, sei typisch für seine Art, Dekan zu sein. Weiter gegeben habe er auch gerne sein Wissen über die Strukturen und Entscheidungsprozesse innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Weiter gehen lasse sich auf die Entwicklung des Dekanats beziehen: in seine Amtszeit fiel die Gründung der Seelsorgeeinheiten, die Kinderstiftung sei in Kooperation ins Leben gerufen worden, die katholische Familienpflege weiterentwickelt, neue Stellen im Dekanat verankert und zuletzt die Notfallseelsorge auf einen guten Weg geführt worden.

Manuela Pfann und Thomas Steiger von der katholischen Rundfunkarbeit am SWR griffen das „Weiter“ auf und lieferten einen Input zum Thema: Weiter von Gott sprechen. „Die größten Herausforderungen für die Kirche heute sind nicht mehr Atheismus und Materialismus, sondern der Durst nach Spiritualität“ zitierten sie eingangs den tschechischen Theologen Tomas Halik. Deswegen stünden wir als Kirche in der Verantwortung, auch weiterhin von Gott zu sprechen. Mit Kostproben aus der Arbeit im Hörfunk reicherten sie ihren Vortrag an und reflektierten die Frage, ob in jedem Hörfunk-Beitrag Gott genannt oder eine Bibelstelle aufgegriffen werde müsse. Auch in einfachen Alltagserlebnissen könne eine Erfahrung mit Gott stecken, führten sie in einem Beitrag vor Augen. In Anlehnung an Klaus Hemmerle gaben sie einen ganz praktischen Tipp: „Trau dich, von Gott zu sprechen, wie du sprichst.“

Der Gebietsreferent und Leiter der Hauptabteilung Pastorales Personal des Bischöflichen Ordinariats Holger Winterholer eröffnete die Reihe der Grußworte. Er wolle aber nicht nur Grußworte, sondern vor allem Dankesworte aussprechen. „Du hast dich in Dienst nehmen lassen und bist mit deinen vielen Talenten zum Segen für andere geworden“ brachte er es auf den Punkt. Beim Nachlesen in der Personalakte zur Vorbereitung der Dankesworte sei er überrascht und überwältigt gewesen, in wie vielen Gremien und Bereichen Paul Magino aktiv gewesen sei. Seine Dankesworte schloss er mit einer Anekdote ab: als junger Dekan sei er in der Konferenz aller Dekane in Rottenburg-Stuttgart völlig beeindruckt gewesen, mit welcher Klarheit, Offenheit und Standfestigkeit sich Paul Magino in dieser Runde zeigt; dadurch sei Paul Magino für ihn als junger Dekan auch zu einem Vorbild im Dekane-Amt geworden.

Landrat Heinz Eininger beschrieb Paul Magino in seinem Grußwort als einen Menschen, „der sich immer für die Menschen eingesetzt hat“. Er wisse, dass Franz von Assisi der Lieblings-Heilige von Paul Magino sei; Schöpfung und Solidarität seien nicht nur Ideale des Franz von Assisi gewesen, sondern auch Werte, die er bei Paul Magino erlebt habe. Insbesondere die gelebte Solidarität bleibe eine Herausforderung, der sich das Landratsamt und die Kirchen auch weiterhin in guter Zusammenarbeit zu stellen habe.

Der evangelische Dekan des Kirchenbezirks Esslingen Bernd Weißenborn hob in seinen Grußworten das Miteinander zwischen den evangelischen Kirchenbezirken und dem katholischen Dekanat hervor. Den Bibelvers aus der Apostelgeschichte: „Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen“ bezog er auf das Leben und den Dienst von Paul Magino. Indem er sich auch nicht gescheut habe, Profil zu zeigen und Position zu beziehen, habe er den Glauben authentisch verkündet.

Als Leiterin der Caritas-Region Fils-Neckar-Alb überbrachte Lisa Kappes-Sassano stellvertretend für alle katholische Einrichtungen im Dekanat die Grußworte. Sie schätze an ihm einerseits die Sachlichkeit in Diskussionen und andererseits die Offenheit und das Vertrauen, das er allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber lebe. Für die gemeinsame Zeit sei sie ihm sehr dankbar.

Die Gewählte Vorsitzende des Dekanatsrats Esther Lang bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit ihm und für all seine Mühen, die Kirche in die neue Zeit zu führen. Für seine persönliche Zukunft wünsche sie ihm mit dem Gelassenheitsgebet von Franz von Assisi vor allem Kraft, Mut und Gelassenheit. Anschließend überreichte sie ein besonderes Geschenk: In ein Wimmelbild, mit dem das Dekanat auf dem Katholikentag im vergangenen Jahr präsent war, wurde Paul Magino zusätzlich eingefügt. Mit großer Freude und Überraschung nahm Paul Magino diese Sonderanfertigung auf Leinwand entgegen.

Bewegt von den Grußworten, in denen er sich selbst als Person und das, was ihm während seines Dienstes als Dekan wichtig war, sehr gut wiederfinden könne, blickte Paul Magino auf diesen Festabend und auf seine Zeit im Dekanat zurück. Mit mancher Anekdote, die er ganz typisch mit einem verschmitzten Lächeln erzählte, brachte er die Gäste zum Lachen. Er dankte allen Personen, mit denen er im Laufe der Zeit zusammenarbeiten durfte, und bedankte sich sowohl für die Grußworte und Präsente, als auch bei allen, die zum Gelingen dieses Festabends beigetragen haben.

Beim anschließenden Imbiss nutzen die anwesenden Gäste die Möglichkeit, mit Paul Magino ins Gespräch zu kommen, gemeinsame Erlebnisse nochmals zu teilen und Wünsche für die Zukunft auszusprechen.

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