Mit zwei Millionen Euro unterstützt die Diözese Rottenburg-Stuttgart (DRS) die Not- und Katastrophenhilfe von Caritas international (Ci) auch in diesem Jahr wieder mit einem siebenstelligen Betrag. Und auch dann, wenn der Blick der Öffentlichkeit sich anderen Brennpunkten zugewandt hat, hilft die württembergische Diözese gemeinsam mit Ci Menschen, deren Not keine Beachtung mehr findet. So stellt die Hauptabteilung „Weltkirche“ der Diözese seit rund 20 Jahren zusätzliches Geld für Hilfsprojekte bereit, die Ci als „unbeachtete Katastrophen“ einstuft.
Humanitäre Dramen
Jährlich sind dies 200.000 Euro. Finanziert wird die Hilfe aus Kirchensteuermitteln. Die Freigabe von Geldern wird immer dann geprüft, wenn das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbands für Menschen aktiv werden möchte, für die es keine ausreichenden Spenden erhält und deren Notlage in der Öffentlichkeit unbeachtet bleibt. Laut Dr. Heinz Detlef Stäps, Leiter der Hauptabteilung „Weltkirche“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kann eine Katastrophe dabei sowohl durch ein Naturereignis als auch durch menschliches Handeln verursacht sein. „Oft spielen sich hier humanitäre Dramen ab, von denen unsere Gesellschaft kaum oder gar keine Notiz mehr nimmt.“
Bereits Mitte Januar gab die „Weltkirche“ so 66.000 Euro für die Opfer eines Erdbebens auf der indonesischen Insel Java frei. Das Beben hatte im November vergangenen Jahres 300 Tote gefordert und ließ 7.000 Verletzte zurück. Es zerstörte kritische Infrastruktur, beschädigte 60.000 Wohnhäuser und machte rund 100.000 Menschen obdachlos. Mit dem nun durch die Diözese bereitgestellten Geld soll Dorfbewohnern im Westen der Tropeninsel geholfen werden, die bislang keine Notfallhilfe erhielten.
Im Notfall vor Ort
Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international in Freiburg, sagt: „Unsere Caritas-Partner sind fast in jedem Land der Erde präsent und im Notfall auch dann vor Ort, wenn es eine Katastrophe nicht in die Tagesthemen ‚geschafft‘ hat. Dank der Diözese Rottenburg-Stuttgart können sie auch in solch unbeachteten Notlagen schnell und effektiv Hilfe leisten.“
Überlebenssicherung für 8.000 Menschen
Und Müller nennt zwei weitere Fälle „unbeachteter Katastrophen“, in denen Unterstützung erfolgte: 2008 seien im indischen Bundesstaat Orissa bei massiven Ausschreitungen gegen Christ:innen 60 Menschen getötet und zahllose weitere vergewaltigt und verletzt worden. Noch fünf Jahre nach diesem Gewaltausbruch habe es die Hilfe der Diözese Rottenburg-Stuttgart ermöglicht, Friedensförderungs-Maßnahmen und Rechtsbeistand zu finanzieren, um das Zusammenleben der Religionen und Ethnien systematisch zu fördern. Und auch nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der meisten westlichen Helfer:innen aus Afghanistan sei es 2022 gelungen, in der Provinz Samangan, die im Nordosten des Landes liegt und zu den am stärksten von einer Hungersnot betroffenen Gebieten zählte, das Überleben von rund 8.000 Menschen zu sichern.