Dr. Verena Wodtke-Werner, Direktorin der Akademie der Diözese:
„Wir werden uns in der Akademie in den nächsten Jahren noch intensiver mit der Thematik Missbrauch in der Kirche beschäftigen. Unser Fokus liegt dabei auf der Ursachenforschung.
Es wird um den sexuellen aber auch um den spirituellen Missbrauch gehen – also um das Herzstück unserer Kirche.
Wir haben nicht mehr allzuviel Zeit dazu.“
(auf die Frage, was hat sich verändert) „Es ist kein Stein mehr auf dem anderen“
Hintergrund: Die Akademie der Diözese hat bereits Mitte der 90er Jahre Tagungen zum Thema sexueller Missbrauch veranstaltet – „ohne damals zu ahnen, dass wir selbst (als zur Kirche gehörig) davon betroffen sind“.
Bischof Gebhard Fürst (Mitte der 90er Jahre Direktor der Akademie, dankte in direkter Erwiderung dazu Frau Wodtke-Werner):
„Ich hatte damals nichts von solch einer Tagung wissen wollen und hatte nicht eigesehen, dass als Akademie der Diözese unsere Aufgabe sein soll, solch eine Thematik in den Blick zu nehmen. Aber ich habe damals gelernt, in welchem Umfang es Missbrauch gibt. Ohne diese Tagungen und die Auseinandersetzung mit dem Thema hätte ich niemals so früh eine Sensibilität für das Thema entwickelt“.
„Ich danke der Jugend der Diözese ausdrücklich für Ihre Vorreiterrolle in der Präventionsarbeit. Seit Ende der 90er Jahre gibt es bereits Schulungen in der Jugendarbeit, die für das Thema Missbrauch sensibilisieren.“
Hintergrund: Als erste Diözese bundesweit hat Bischof Fürst bereits im Jahr 2002 die Kommission sexueller Missbrauch ins Leben gerufen und begonnen, Missbrauch in der Diözese systematisch aufzuarbeiten und eine Anlaufstelle für Betroffenen zu schaffen.
Sabine Hesse, Präventionsbeauftragte der Diözese
„Verändert sich etwas? Ich meine ja! Es hat sich schon jetzt etwas verändert; im Kirchenvolk und bei den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie ringen um ihr Selbstverständnis und sind immer weniger bereit, in Missbrauch fördernde Strukturen mitzuarbeiten. Sie kämpfen oder sie wenden sich ab.
Prof. Dreßing, Koordinator der MHG-Studie
„Der Zölibat wirkt wie ein Magnet auf bestimmte Menschen, die eine unreife Sexualität haben. Dazu zählt ggf. auch die Verleugnung und das Verstecken ihrer Homosexualität. Das ist eine Hochrisiko-Gruppe, da kommen sie mit Präventionsarbeit nicht ran. Da geht es um die Sexualmoral der katholischen Kirche. Sie müsste ganz offen homosexuelle Priester weihen und nicht nur hinter vorgehaltener Hand“.
Es wird solange keine Aufarbeitung im Sinne der Betroffenen geben, solange es keine Übernahme von Verantwortung gibt. Aber eine Institution kann keine Verantwortung übernehmen, das kann nur eine Person! Ich habe noch keinen dazu gehört. Und ich meine Verantwortung nicht nur dann, wenn ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt“.
„Diese Untersuchung sollte Anlasse dazu sein, über eine echt und angemessene Entschädigung nachzudenken – nicht nur über eine Anerkennung des Leids.“
Generalvikar Clemens Stroppel
„Ich bin seit 1998 mit der Frage des sexuellen Missbrauchs in unserer Kirche berührt. Zunächst als Regens im Priesterseminar – dort hat sich mir ein Priester mit pädophiler Neigung anvertraut, den ich in eine Therapie vermittelt habe und drei Jahre begleitet habe. Mittlerweile bin auch ich, in den Augen der Menschen, einer aus der Hochrisiko-Gruppe. Ich kann mich nicht mehr rechtfertigen.“
„Ich kann zeigen, dass die Zahlen bei uns in der Diözese, selbstverständlich in Relation zur abnehmenden Zahl der Priester, deutlich zurückgehen! Ich möchte in manchen Fragen und Aussagen einfach nur um eine Differenzierung bitten!“
Thomas Brobeil, Geschäftsführer der Vinzenz von Paul Hospital gGmbH -als Vertreter eines selbständigen kirchlichen Trägers in der Diskussionsrunde
„Auch als katholische Einrichtungen stehen wir zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Das geht soweit, dass wir in Gesprächen, auch Personalgesprächen, gefragt werden, ob man bei uns noch arbeiten könne. Oder ein anderes Beispiel, es betrifft die Bürogemeinschaft von Männern und Frauen – da sind wir mit Aussagen der Art konfrontiert wie: ‚müssen wir da was befürchten?‘. Die Menschen sind verunsichert.
Infos zur Tagung:
Große Nachfrage, mit 120 Teilnehmern frühzeitig ausgebucht. TN der Tagung: Überwiegend kirchliche Mitarbeiter: Präventionsbeauftragte der Orden, Caritasmitarbeiter, Mitglieder der Diözesanleitung (u.a. Weihbischof Karrer), Vertreter aus Diözesan- und Priesterrat, Priester.