Umwelt

Wenn nicht wir, wer dann?

Auf dem Dach des Ökumenischen Gemeindezentrums Diezenhalde in Böblingen. Von links: Philipp Koch, Anja Schneider, Stefan Seitter, Thomas Jüttner, Armin Biesinger. Foto: DRS/Nelly Swiebocki-Kisling

Die erste PV-Anlage auf dem Dach des Ökumenischen Gemeindezentrum Diezenhalde geht diese Woche ans Netz.

Die Sonne brennt glühend heiß auf das Dach des Ökumenischen Gemeindezentrums Diezenhalde (Vater-unser-Gemeindezentrum) in Böblingen, auf dem bei über 30 Grad Außentemperatur die letzten PV-Paneele der neuen Anlage angebracht werden. Die Sonnenenergie ist auf dem Dach körperlich spürbar. Kaum vorstellbar, dass die vielen Dächer der Kommunen und der Kirchen bislang nicht intensiver genutzt wurden. Thomas Jüttner, Architekt und stellvertretender Abteilungsleiter im Bischöflichen Bauamt der Diözese Rottenburg-Stuttgart, klärt auf: „Photovoltaikanlagen auf unseren Dächern gab es vereinzelt schon, aber eben nicht als Gesamtkonzept einer PV-Offensive, die wir nach der Gründung der DRS regenerative Energie GmbH ( DRS-E GmbH) im April 2024 gestartet haben. Der Knoten musste platzen. Jetzt läuft´s.“
 

Der Knoten musste platzen. Jetzt läuft's.
Thomas Jüttner


Die katholische Gesamtkirchengemeinde Böblingen war Vorreiter

Bereits vor zwei Jahren beschlossen die katholische Gesamtkirchengemeinde Böblingen und die örtliche Kirchengemeinde, die Dächer ihrer Gemeindehäuser Vater-unser, St. Bonifatius und St. Klemens für PV-Anlagen zur Verfügung zu stellen. Sie führten bereits privat Gespräche mit den Projektplanern der KSE Energie GmbH. Jetzt geht die erste Anlage auf dem Dach des Ökumenischen Gemeindezentrums Diezenhalde (Vater-unser-Gemeindezentrum) mit einer installierten Leistung von 29,52 kWp ans Netz, die zweite Anlage mit 25,65 kWp folgt in den nächsten Tagen. Es sind die ersten von zunächst 199 Anlagen, welche die DRS-E GmbH bis 2026 auf kirchengemeindlichen Dächern errichten und betreiben wird. Armin Biesinger, Klimaschutzbeauftragter der Diözese Rottenburg-Stuttgart erklärt: „Aufgrund der Voruntersuchungen seit 2022 konnten wir sofort auf die Kirchenpfleger zugehen und die Projekte angehen. Bis 2040 werden in der Diözese Rottenburg-Stuttgart insgesamt 1400 Dächer mit PV-Anlagen bestückt.

Wir nähern uns den Zielen unseres Klimaschutzkonzepts

Philipp Koch ist Kirchenpfleger der katholischen Gesamtkirchengemeinde und Leiter des Katholischen Verwaltungszentrums Böblingen. Er erzählt: „Nachdem die Kirchengemeinde beschlossen hatte, sich offensiv dem Thema Klimaschutz zu stellen, haben wir auf einen kompetenten Partner gewartet. Mit der DRS-E GmbH haben wir den gesuchten Partner für die Umsetzung unserer Klimaschutz-Initiative gefunden. Der große Vorteil war, die Vorprüfungen für 86 Dächer war bereits erfolgt. Deshalb konnten wir direkt einsteigen und unser Projekt als Erstes realisieren.“ Bereits 2022/23 wurde von den Projektplanern der KSE und über das Standortentwicklungssystem der Diözese (SES) die erste Clusterwahl getroffen. Ausschlaggebend war die geografische Nähe der Objekte zueinander, sodass die KSE möglichst viele Dächer gleichzeitig in Angriff nehmen können. Armin Biesinger ist zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Projektplanern und lobt: „Die Projektplaner von der KSE wissen, wie man das Optimum aus der Anlage herausholt.“ Er erklärt: „Die PV-Anlage auf dem Dach des Ökumenischen Gemeindezentrums Diezenhalde in Böblingen ist das erste Projekt, das in die Umsetzung gegangen ist, aber weitere 20 Dächer sind bereits in Bearbeitung.“ Der Klimaschutzmanager ist sehr zuversichtlich: „Zusammen mit der DRS-E GmbH wird jetzt das erste Projekt-Cluster realisiert. Wir sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt und nähern uns mit dieser Initiative den Zielen unseres Klimaschutzkonzepts.“

Das Projekt der Diözese hat Strahlkraft

Außer der Photovoltaik-Offensive gehören zum Klimaschutzkonzept der Diözese E-Mobilität, Heizung, Beleuchtung/ LED-Förderprogramm, Nachhaltigkeitsfonds, Räume für eine Kirche der Zukunft sowie ein nachhaltiges Energiedatenmanagement. „Wir müssen auf Sichtweise fahren,“ so der stellvertretende Abteilungsleiter im Bischöflichen Bauamt Thomas Jüttner. Prio eins der PV-Offensive liegt bei unseren Kirchenräumen und Kindergärten. Nichtsakrale Gebäude, die stehenbleiben und weiter genutzt werden, stehen zunächst einmal auf dem Prüfstand. Ein Konzept für eine ökumenische Nutzung von Gebäuden, wie hier im Vater-unser-Gemeindezentrum in Böblingen, ist in Arbeit. Jüttner ergänzt: „Wir wollen Vorbild sein und kommen unserem Ziel der Klimaneutralität immer näher. Das Projekt der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat Strahlkraft. Im Fokus steht aber nicht katholisch oder evangelisch, sondern diese tolle Zusammenarbeit zwischen beiden Kirchen. Wir tun es für die Umwelt und aus persönlichen Gründen, für unsere Enkel. Deshalb müssen alle Maßnahmen enkelfest sein.“

PV-Initiative ist Alleinstellungsmerkmal der Diözese

Ein großer Vorteil sei, so Jüttner: „Wir sind nicht profitorientiert. Unser Ziel mit den PV-Anlagen ist die schwarze Null.“ Dieses Ziel bestätigt auch Kirchenpfleger Philipp Koch: „Unser Bestreben liegt darin, die Umwelt zu schonen. Wenn die Kommunen und die Kirchen nicht vorne weggehen, wer soll es sonst tun?“ Durch das Landesenergiegesetz in Baden-Württemberg und die PV-Pflicht bei Dachsanierungen könne man sich außerdem Zuschüsse sichern. Eine Dachpacht sei praktisch mit jedem Dach möglich und man habe mit 100 Prozent eine Volleinspeisung in das öffentliche Netz. „Uns geht es vor allem um die bilanzielle Darstellung und die Autarkie,“ so Klimaschutzmanager Biesinger. Stolz erzählt er, wie kürzlich beim Netzwerktreffen Energie und Kirche in Münster die PV-Offensive der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der vier Kirchen in Baden-Württemberg als Alleinstellungsmerkmal bezeichnet wurde. Und Armin Biesinger ergänzt: „Egal um welche Projekte es geht, ob Heizung, Licht oder PV: Überall ist die Diözese Rottenburg-Stuttgart ganz vorne dabei. Jetzt geht es darum, die Stellung zu halten!“

Mut und Eifer gibt es hier!

Klimaschutzmanagerin Anja Schneider ist erst seit wenigen Monaten bei der Diözese. Sie ist erstaunt über das Tempo, mit dem die Pläne realisiert werden und sagt: „Ich nehme als neue Mitarbeiterin wahr, Mut und Eifer gibt es hier!“

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat sich mit ihren Kirchengemeinden, Dekanaten und diözesanen Einrichtungen zum Ziel gesetzt, bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Ein wichtiger Bestandteil davon ist der flächendeckende Ausbau von erneuerbaren Energien auf kirchengemeindlichen Gebäuden. Um dieses Ziel zu erreichen gründete die Diözese im April 2024 eine eigene GmbH zur Errichtung von PV-Anlagen (DRS-E GmbH), die den katholischen Kirchengemeinden ein Rund-um-Sorglos-Paket anbietet, indem sie Dachflächen der Kirchengemeinden pachtet, die Investitionskosten übernimmt und während der Laufzeit die Anlage kontrolliert. Zuständig für die Projektplanung ist die KSE Konzept GmbH.

Die PV-Anlage in Böblingen ist die erste PV-Anlage im Auftrag der DRS regenerative Energie GmbH (DRS-E GmbH) bzw. seit Gründung der GmbH im April 2024. Eine PV-Anlage in Schnürpflingen ist eine Anlage der KSE Energie GmbH vor Gründung der DRS-E GmbH. Diese wurde Anfang des Jahres in Betrieb genommen. Im Jahr 2023 hatte die Diözese Rottenburg-Stuttgart der KSE Energie GmbH Gebäude zur Verfügung gestellt, um dort PV-Anlagen in Eigenregie zu planen und installieren. Es sind fünf Pilotprojekte welche die KSE Energie GmbH umsetzt, diese werden von der DRS-E GmbH nach Inbetriebnahme abgekauft und gehen in deren Besitz über.

 

Weitere Infos zur PV-Offensive der Diözese Rottenburg-Stuttgart:HIER

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