Im malerisch an der Jagst gelegenen Kloster Schöntal fand am vergangenen Wochenende die Auftaktveranstaltung zum Entwicklungsprozess „Kirche der Zukunft“ statt: Der Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart tagte.
Rund 130 engagierte Mitglieder aus dem Diözesanrat und der Diözesanleitung widmeten sich der Frage, wie eine zukunftsfähige, lebendige und nahbare Kirche gestaltet werden kann – im Geist des Miteinanders, getragen vom Glauben und der Hoffnung.
Aufbruch in der Atmosphäre des Glaubens
Während die Natur rund um das Kloster Schöntal in frischem Grün erblühte, war auch im Festsaal des Klosters eine besondere Aufbruchsstimmung zu spüren. Der Auftakt des diözesanen Entwicklungsprozesses „Kirche der Zukunft“ wurde bewusst nicht mit starren Formaten begonnen, sondern mit einem offenen, geistlich inspirierten Visionsprozess. Bischof Dr. Klaus Krämer betonte: „Ich habe keinen Masterplan in der Schublade, sondern möchte diesen in unseren diözesanen Gremien entwickeln.“ Seine Worte machten Mut und unterstrichen die Verantwortung, die Kirche vor Ort mitzugestalten – nah bei den Menschen, offen für Neues und getragen vom Vertrauen in Gottes Führung.
Zuhören. Austauschen. Gemeinsam wachsen.
Das Organisationsteam hatte den Raum so gestaltet, dass Begegnung und Dialog im Mittelpunkt standen. Statt klassischer Sitzreihen luden runde Tische zur gemeinsamen Arbeit ein - Vertreter:innen aus den Dekanaten, Einrichtungen und Verbänden, Vertreter des Priesterrates sowie die Diözesanleitung auf Augenhöhe. Begriffe wie partizipativ, zukunftsorientiert und mutig bestimmten schon früh die Gespräche. Ein besonders bewegender Moment war der Beginn der Visionsarbeit: Als Rätin Andrea Tanneberger den Leitsatz „Fürchtet euch nicht“ zog, war dies für sie ein Schlüsselmoment. „Das hat mir Mut gemacht. Angst hemmt – aber diese Furchtlosigkeit hat mir Kraft gegeben, mich aktiv einzubringen und an eine Kirche zu glauben, die sich wandelt und lebt.“
Kirche – lebendig, menschlich, getragen vom Glauben
Auch die Jugendvertreter:innen des Diözesanrats erlebten den Prozess als bereichernd. „Wir saßen mit dem Bischof am Tisch. Das war nicht nur spannend, sondern vor allem bestärkend. Der offene Austausch war wertschätzend und ehrlich“, so Lukas Knorreck. Für Doris Krol war besonders die kollegiale Atmosphäre beeindruckend: „Zuzuhören, ohne zu werten – das hat mir gezeigt, dass wir gemeinsam viel erreichen können.“ Ihre Vision für die Kirche ist klar: Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden, Altes loszulassen, sondern Erfahrungen zu teilen und neue Wege zu denken – im Vertrauen auf Gottes Begleitung.
Hoffnung, die trägt
Veronika Rais-Wehrstein, Präsidiumsmitglied des Diözesanrats, brachte es auf den Punkt: „Die Vision einer Kirche der Zukunft ist für mich vor allem die Zuwendung zum Menschen. Glaube braucht ein Gesicht – und das können wir gemeinsam sein.“ Ihre Worte spiegeln wider, was viele an diesem Tag empfanden: Hoffnung, Gelassenheit und ein tiefer Wunsch, Kirche nicht an Gebäuden, sondern an Menschen festzumachen.
Dr. Johannes Warmbrunn, Sprecher des Diözesanrates unterstrich die kommunikative Verantwortung: „Wir müssen so sprechen, dass Menschen wieder Interesse am Glauben und an der Kirche finden können. Unser Ziel ist es, Impulse zu setzen, die berühren und Brücken bauen – auch zu jenen, die sich der Kirche bisher fern fühlen.“
Zwischen Aufbruch und Umsetzung
Martin Stöffelmaier, Sprecher des Priesterrates betont, dass der Wandel auch Herausforderungen mit sich bringt. „Das Interesse, neue Wege zu gehen, ist deutlich spürbar. Prozesse anzustoßen ist das eine, sie zur Umsetzung zu führen das andere. Doch unser neuer Bischof Klaus ermutigt uns dazu, mutig zu sein, offen zuzuhören und gemeinsam nachhaltige Reformen zu gestalten. Ich bin zuversichtlich, dass aus dem Mut zum Experiment auch tragfähige Formen für die Zukunft wachsen“, betonte Stöffelmaier. „Wenn wir die Zukunftsprozesse beginnen, dann schöpfen wir positive Energie aus unserem Glauben“, ist Bischof Dr. Krämer überzeugt.