Gartenschau

„Wir haben mutig Zäune eingerissen“

Blick ins nach seitlich und hinten offene Zelt vor der Bühne, das mit Menschen gefüllt ist.

Auch Dekanatsreferent Stephan Wiltsche und Wangens Oberbürgermeister Michael Lang (1. Reile v.r.) sind unter den über 1000 Mitfeiernden beim Abschlussgottesdienst der Landesgartenschau - Foto: Barbara Waldvogel

Christliche Kirchen feiern mit über 1000 Gläubigen den Gottesdienst zum Abschluss der Landesgartenschau in Wangen.

Die Sonne scheint, in der Ferne glänzen schneebedeckte Berge, und entlang der Argen breiten sich Blumenteppiche aus. Ein Bild wie zum Auftakt der Gartenschau im April, nur etwas gedämpfter. Am Sonntag hieß es Abschied nehmen von einem 164 Tage währenden Open-Air-Festival, das die Wangener Kirchen unter dem Motto „Sei unser Gast“ vielseitig, engagiert, ideen- und erfolgreich mitgestaltet hatten. Im nächsten Jahr wollen sie mit einer „Sommerkirche“ an die positiven Erfahrungen anknüpfen.

Die Bilanz: 27 ökumenische Sonntagsgottesdienste mit mehr als 20.000 Besuchern, 140 Mittagsgebete mit über 5000 Teilnehmenden, 1300 Stunden einladende Präsenz im „Garten der Kirchen“ und rund 20.000 Euro Spenden, die je zur Hälfte an die Wangener Nachbarschaftshilfe und an das Projekt „Brücke - Hilfe für Cherson“ gingen. Mit großer Dankbarkeit und Freude blickten Pfarrer Claus Blessing, Pfarrerin Elisabeth Jooß und Pastor Stefan Schörk stellvertretend für alle Mitwirkenden beim Abschluss-Gottesdienst am Erntedankfest mit mehr als 1000 Gästen, darunter auch Oberbürgermeister Michael Lang, auf die vergangenen Wochen zurück.

Mehr möglich als erwartet

Die Verantwortlichen hätten selbst über die Dynamik gestaunt, die sich rund um die kirchlichen Angebote entwickelte – das wurde immer wieder betont. „Einheit in großer versöhnter Vielfalt wurde gelebt“ - Pfarrer Blessing zitierte den emeritierten Kardinal Kasper und betonte, die ACK in Wangen habe sich bei den Vorbereitungen nicht zerrieben an der Frage, was nicht gehe, sondern man habe sich darauf konzentriert, was möglich war. Tatsächlich sei es dann weit mehr gewesen als erwartet. „Es war Gottes Heiliger Geist am Werk.“ Und das solle Mut machen, den eingeschlagenen gemeinsamen Weg in Wangen weiterzugehen.

Das wertvolle ökumenische Miteinander betonte auch Pastor Schörk von der evangelisch-methodistischen Gemeinde. Die Landesgartenschau habe die Freiheit geschenkt, kirchliche Mauern zu verlassen und Gott zu den Menschen zu bringen. Es sei eine neue Gemeinschaft entstanden, die auch mit anderen teilt. Am Erntedankfest wurde speziell um Lebensmittelspenden und Geld für die Tafeln in Wangen gebeten. „Der Mensch war bei uns Gast“, sagte die evangelische Pfarrerin Elisabeth Jooß, egal, wie er das Angebot der Kirche wahrgenommen habe. „Wie viele Zäune haben wir in den letzten 500 Jahren aufgebaut, um unsere jeweiligen Herden zusammenzuhalten.“

Wasserstelle statt Zäunen

Aber auf der Gartenschau hätten die Kirchen Zäune mutig eingerissen und eine gemeinschaftliche Wasserstelle gegraben. „Und wir konnten staunen über die bunte Herde, die sich da an der Wasserstelle immer wieder eingefunden hat“, erklärte die Pfarrerin. Diese verschiedenen Menschen seien dann wahrhaft zu Gottes Boten geworden. Der Gottesdienst, musikalisch einfühlsam gestaltet vom Kirchenchor St. Martin unter Leitung von Georg Enderwitz und durch brillante Trompetensoli von Hermann Ulmschneider begleitet, endete mit einem herzlichen Dank an alle, die zum großen Erfolg der kirchlichen Angebote beigetragen hatten – und mit einer Einladung zu Kässpätzle im „Garten der Kirchen“.

Die Stadt lud die Mitarbeitenden ein, sich im Goldenen Buch einzutragen. In ihren Grußworten betonten der katholische Dekan Ekkehard Schmid und sein evangelischer Kollege Martin Hauff, heute sei kein Punkt, allenfalls ein Doppelpunkt gesetzt worden. Gleichwohl sei den Akteuren auch eine Pause gegönnt. Derer gab es viele, wie die Schlange an der Essensausgabe verriet, und mit einem Blumenstrauß bedacht wurden jene, die letztlich Verantwortung getragen und das Rad am Laufen gehalten hatten: Von katholischer Seite Dekanatsreferent Stephan Wiltsche, Pastorale Dekanatsmitarbeiterin Anita Wenger und Pastoralreferent Benjamin Sigg.

Auch im nächsten Jahr

Pastor Schörk warnte dann noch augenzwinkernd, Wangen könnte möglicherweise in den nächsten Wochen in eine Art Post-Landesgartenschau-Depression verfallen, aber Pfarrerin Jooß gab Entwarnung: Es geht weiter. Für das nächste Jahr ist eine ökumenische Sommerkirche geplant. Am Freitag, 29. November, steht schon das erste Vorbereitungstreffen im Terminkalender.

Ein Jahr danach

Kirchen in Balingen blühen weiter

Dass die intensive ökumenische Zusammenarbeit und das gemeinsame Erleben solcher Großevents nachwirken, zeigte jüngst ein Open-Air-Gottesdienst bei den Eyachauen in Balingen. Die Stadt am Rande der Schwäbischen Alb richtete im vergangenen Jahr die "kleine" baden-württembergische Gartenschau aus. Unter dem Motto „Lasst jubeln alle Bäume des Waldes“ feierten 400 Gläubige am Tag der Schöpfung mit. Der ökumenische Gottesdienst war einer von von 17 Veranstaltungen der Kirchen im Rahmen von „Begegnen. Beten. Weiterblühen.“ im Jahr nach der Gartenschau. Das Balinger Programm endet am Sonntag, 20. Oktober, mit einem „Abend der christlichen Begegnung“.

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