Auf seiner letzten Pastoralreise ist Bischof Dr. Gebhard Fürst nach Westbengalen in Nordostindien gereist, um sich vor Ort über die weltkirchliche Arbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu informieren. Im Fokus standen dabei die Themenbereiche Klimawandel, Klimagerechtigkeit und Ökologie.
Indien ist seit vielen Jahren das wichtigste Partnerland der Diözese Rottenburg-Stuttgart in der weltkirchlichen Zusammenarbeit. Allein im Jahr 2022 wurden 1,86 Millionen Euro für kirchliche Projekte in Indien bewilligt. Das entspricht 15 Prozent der vergebenen Mittel.
Ökologisch und an den Klimawandel angepasst
Erste Station der Reise war die Millionenmetropole Kolkata. "Als Partner auf Augenhöhe in der Weltkirche sind wir auch hier, um von Ihnen zu lernen", sagte Bischof Dr. Gebhard Fürst bei dem Besuch des "Nazareth Training Centre" in Balihati, einem kleinen Ort rund zwei Autostunden westlich von Kolkata. Auf dem Lehrbauernhof der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Seva Kendra erlernen Kleinbauern ökologischen und an den Klimawandel angepassten Landbau.
Dabei setzt der "Nazareth"-Lehrbauernhof auch auf klimaresiliente Pflanzen. Dafür können Bauern in der Einrichtung Saatgut bekommen, welches nicht so anfällig für Klimaschwankungen ist als das oft genveränderte und hochgezüchtete Saatgut großer Konzerne. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bauern dieses Saatgut selbst reproduzieren können. "Damit machen wir sie unabhängig von den global agierenden Konzernen, die den Markt beherrschen und die Preise diktieren", sagte Bauernhof-Leiterin Ruth Roy.
Stellung der Frau stärken
Eine weitere Aufgabe der Hilfsorganisation Seva Kendra, die vor 50 Jahren von der Erzdiözese Kalkutta gegründet wurde, um die zehn Millionen Flüchtlinge im Separationskrieg von Ost-Pakistan – dem heutigen Bangladesch – zu versorgen, ist, gezielt die Stellung von Frauen zu stärken und diese am Einkommenserwerb der Familien teilhaben zu lassen.
Auf dem Nazareth Lehrbauernhof produzieren Frauen beispielsweise Solarlampen. "Durch den Verkauf der Lampen erwirtschaften die Frauen ein zusätzliches Einkommen. Außerdem ersetzen wir mit Solarlampen, die mit Kerosin betrieben Leuchten. Dies reduziert Kosten und gleichzeitig auch Emissionen, die durch das Verbrennen von Kerosin entstehen", sagte Ruth Roy.
Lehrbauernhof wird weiter gefördert
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat den Bau des Lehrbauernhofs, der im vergangenen Jahr seinen Betrieb aufgenommen hat, mit 40.000 Euro möglich gemacht. "Wir werden auch den für Ende 2023 geplanten Ausbau des inhaltlichen Angebots fördern", sagte Dr. Wolf-Gero Reichert, der geschäftsführende Referent der Hauptabteilung Weltkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dafür wurden bereits Gelder in Höhe von rund 17.000 Euro bewilligt.
"Sie leisten hier einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz", sagte Bischof Dr. Gebhard Fürst und zeigte sich zufrieden mit dem Konzept des Lehrbauernhofs.
Wir können nicht an Gott als Schöpfer der Welt glauben und zugleich unsere Mitwelt, die Natur, die Umwelt, das Klima zugrunde richten, das Wasser verschmutzen oder die Meere mit Abfall füllen.
Bischof Dr. Gebhard Fürst
Der Klimaschutz stand auch im Mittelpunkt der Visite des Morning Star Regional Seminary in Barrackpore. Dort werden Priesteramtskandidaten von insgesamt 28 indischen Diözesen und 13 Orden ausgebildet. In seiner Rede vor den 243 Seminaristen betonte der Bischof, dass sich die Bewahrung der Schöpfung als Auftrag der Kirche bereits aus den Grundlagen des christlichen Gottesglaubens ergebe.
"Wir können nicht an Gott als Schöpfer der Welt glauben und zugleich unsere Mitwelt, die Natur, die Umwelt, das Klima zugrunde richten, das Wasser verschmutzen oder die Meere mit Abfall füllen", sagte der Bischof. Deshalb sei es auch eine Frage unserer Dankbarkeit für die Schöpfung, dass man diesen Glauben in konkretes umweltgerechtes Verhalten umsetze, den Garten nicht ausbeute und zerstöre, sondern pflege und hüte.