Über den Köpfen der Reisenden am Flughafen Stuttgart startet gerade eine Airbus A320. Ihr wuchtiger Körper verdrängt dabei so hohe Luftmassen, dass der entstandene Lärm auch vor der Drehtür in der Ankunftsebene von Terminal 3 ohrenbetäubend ist. Kaum wird das Gedröhn wieder erträglich, hält ein SUV mit quietschenden Reifen und lauter Radiomusik vor der Fassade des Flughafenterminals. Eine junge Familie läuft laut kreischend vor Glück dem abholenden Familienvater entgegen. Am Flughafen ist die Geräuschkulisse körperlich wahrnehmbar.
Im Terminal selbst geht der Lärm weiter. Reisende rufen nach ihren Verwandten, laute Durchsagen schallen durch die meterhohe Ankunftshalle, auf dem Indoor-Spielplatz übertönt der Krach von munteren Kleinkindern und tadelnden Eltern die gesamte Geräuschkulisse. Und aus der Spielhölle daneben ertönt ein ständiges Klimpern und Klingeln.
Beginnt hinter der Wand der Himmel?
Und plötzlich steht man vor der freistehenden Wolkenwand mit den drei großen gelben Worten „Beten, Stille, Andacht,“ die zur stillen Meditation und zum Gebet inmitten des Lärms einlädt. Beginnt dahinter der Himmel? Hinter der „Himmelspforte“ finden Menschen auf dem Flughafen Stuttgart auf der Suche nach Ruhe jedenfalls den „Raum der Stille“ – einem interreligiösen Gebetsraum für Reisende, Mitarbeiter und Menschen, die sich zum Gebet zurückziehen möchten. Kaum hat man die Tür geschlossen, scheint der Flughafen fern. Der „Raum der Stille“ macht seinem Namen alle Ehre.
Der Raum selbst ist wie eine kleine Kapelle eingerichtet, mit Altar, Tabernakel, Gebetsbücher für alle Religionen und in vielen Sprachen, sowie Gebetsteppiche und einer Linie auf dem Boden, die in Richtung Mekka weist. Die Kapelle wurde mit Inbetriebnahme des Terminal 3 auf Anregung der Flughafenverantwortlichen im Jahr 2004 eingerichtet. 8,4 Millionen Fluggäste gingen 2023 durch den Flughafen Stuttgart – für 2024 wird sogar mit 9,4 Millionen gerechnet.
Wir sind quasi die Bahnhofsmission vom Flughafen
Mechthild Foldenauer
Neben dem „Raum der Stille“ haben die zwei hauptamtlichen, ökumenischen Seelsorger Mechthild Foldenauer von der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Matthias Hiller von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ihre Büros. Die beiden Kolleg:innen von der Flughafen-Seelsorge helfen den Menschen, wo immer sie gebraucht werden. Mechthild Foldenauer ist heute im Dienst.