Katholikentag

„Wir wollen keinen Klerikalismus zeigen, sondern Vielfalt“

Der stellvertretende Stadtdekan Werner Laub erzählt im Interview von den Vorbereitungen der Großgottesdienste.

150 Gottesdienste werden beim 102. Katholikentag gefeiert, darunter viele kleine, aber auch zwei große Open-Air-Gottesdienste mit Fernsehübertragungen auf dem Schlossplatz. Der stellvertretende Stadtdekan Werner Laub leitet seit dem vergangenen Sommer die Arbeitsgruppe Liturgie, die sich ausschließlich mit den Gottesdiensten befasst. Er ist jetzt auch in die Vorbereitung des Auftaktgottesdienstes an Christi Himmelfahrt und des Abschlussgottesdienstes am Sonntag, 29. Mai, eingebunden. Im Interview erzählt der leitende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-West/Botnang von den Vorbereitungen, dem Martinsmantel, der eine wichtige Rolle spielen wird, und dem Bild, das Kirche vermittelt.

Herr Laub, was war das Kniffligste in der Vorbereitung der großen Open-Air-Gottesdienste?

Wir haben diesen wunderbaren Martinsmantel, der eine Größe von drei auf 80 Metern erreichen wird, und der zusammengenäht ist aus mehr als 1100 Stoffstücken, die Kita-Kinder, Schülerinnen und Schüler, Jugendgruppen und viele andere engagierte Menschen in den vergangenen Monaten in Vorbereitung auf den Katholikentag gestaltet haben. Der Stuttgarter Künstler und Seilakrobat Martin Bukovsek wird sich beim Gottesdienst an Himmelfahrt von dem Gerüst der Bühne aus abseilen und den Mantel präsentieren. Das wird ein sehr stimmungsvolles und schönes Bild, aber Sie können sich vorstellen, einen solch großen Mantel zu bewegen und einzubauen, das hat seine Tücken. Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag wird der Mantel dann in voller Größe entfaltet. Aber was ist, wenn ein starker Wind aufkommt? Das sind dann die kniffligen Details: der Mantel wird ausgebreitet und dann gleich mit Säckchen beschwert.

Beide Gottesdienste werden im Fernsehen übertragen. Welche Anforderungen kommen durch die Übertragungen dazu?

Vor allem eine genaue Taktung. Im Regiebuch wird schon im Vorfeld auf die Minute genau festgelegt, wann was passiert, weil immer auch eine bestimmte Kameraeinstellung damit verbunden ist. Was unabhängig von den Übertragungen immer einen großen Raum einnimmt, sind die Vorkehrungen in Sachen Brandschutz und Sicherheit. Und wenn prominente Gäste wie Frank-Walter Steinmeier beim Auftaktgottesdienst dabei sind, dann kommt der Personenschutz hinzu. Schon im Vorfeld müssen die Daten aller Mitwirkenden übermittelt werden, damit die Sicherheitsbehörden ihre Arbeit machen können.

Wie viele Menschen wirken bei den beiden Großgottesdiensten mit?

Gottesdienste in dieser Größe sind nur möglich, weil viele Menschen mitgestalten und mit anpacken. Allein beim Himmelfahrtsgottesdienst sind hundert Kommunionhelfende im Einsatz, die sich zur Gabenbereitung alle um den Altar versammeln werden und die sich dann beim Vaterunser auf dem Schlossplatz verteilen und zu den Menschen gehen. Bei Regen brauchen wir noch hundert Begleiterinnen und Begleiter, die einen Schirm tragen. Hinzu kommen die Musikerinnen und Musiker, die Chöre, die Ministrantinnen und Ministranten. Nur die große Gemeinschaft macht es möglich, Gottesdienste von dieser Größe zu feiern.

Beim Katholikentag 1964 in Stuttgart war es noch selbstverständlich, dass möglichst viele Bischöfe und Priester am Altar zu sehen waren. Das ist beim Katholikentag 2022 anders, oder?

In der Vorbereitungsgruppe war es uns ein Anliegen deutlich zu machen, wie vielfältig Kirche ist. Wir wollen keinen Klerikalismus zeigen, sondern Vielfalt. Ich freue mich deshalb auch besonders auf die Dialogpredigt beim Abschlussgottesdienst am Sonntag, die Katrin Brockmöller, die Direktorin des Katholischen Bibelwerks Stuttgart und Georg Bätzing als Vorsitzender der Bischofskonferenz, gemeinsam halten werden. Wir müssen noch viel mehr dieser Zeichen setzen.

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