Soziales

Wohnen neu denken

Die „Lebensräume für Jung und Alt" am Ruländerweg in Ulm sind ein bewährtes Projekt im Bereich alternativer Wohnformen. Bei dieser generationsübergreifenden Wohnform für Senioren, Alleinstehende, Paare, Alleinerziehende und junge Familien wirken Fachkräfte für Gemeinwesenarbeit der Stiftung Liebenau als Bindeglied, fördern Selbst- und Nachbarschaftshilfe, binden Ehrenamtliche ein und kümmern sich um die Vernetzung im Quartier. Foto: drs/Jerabek

Während Berlin diskutiert, wieviel Turbo in der Wohnungspolitik steckt, wird in Ulm Wohnen neu gedacht: beim ersten „Tag der Alternativen Wohnformen".

Das Thema könnte dringender kaum sein: Steigende Mieten, knapper Wohnraum, aber auch gesellschaftliche Veränderungen rücken das Thema „Wohnen" zunehmend in den öffentlichen Fokus. Dass es dabei nicht nur um das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum geht, zeigen zwei Veranstaltungen, die die Kirchliche Wohnrauminitiative der Caritas Ulm-Alb-Donau zusammen mit der Volkshochschule (vh) Ulm konzipiert hat. Elf Initiativen und Beratungsangebote haben kürzlich ihre Konzepte vorgestellt; viele von ihnen öffnen beim „Tag der Alternativen Wohnformen" am Samstag, 11. Oktober ihre Türen für Interessierte, stellen ihre Ideen vor Ort vor und stehen den Gästen für Fragen zur Verfügung.

Über „Wohnen" zu sprechen, bedeute viel mehr als über steigende Mieten, Verdrängung und ähnlich negative Aspekte zu sprechen, sagt Daniel Kanzleiter, Fachbereichsleiter Politik bei der vh Ulm. Aber diese Fragen gingen einher „mit einem Prozess, in dem Vielfalt aufkommt, wo man Wohnen neu denken kann". Dierser Prozess „weg vom klassischen Einfamilienhaus, das sich viele auch gar nicht leisten können, hin zu einem neuen Denken" habe auch etwas Positives, ist Kanzleiter überzeugt. Alternative Wohnformen seien „auch eine Antwort auf drängende Fragen, die nicht nur private Fragen sind", etwa gesellschaftliche Verteilungsfragen, soziale Teilhabe und Generationengerechtigkeit.

Bewährte Projekte und viel Idealismus

„Wohnen mischt sich auch mit anderen Problemlagen unserer Gesellschaft - Einsamkeit, und das nicht nur bei älteren Menschen, dem Nachhaltigkeitsgedanken, aber auch mit familiären Strukturen", sagt Magdalena Tewes von der Kirchlichen Wohnrauminitiative der Caritas Ulm-Alb-Donau. Das von ihr betreute Projekt „Wohnen für Hilfe" ist ein Ansatz in einem Problemfeld, in dem es „nicht nur eine Lösung, sondern ein Mosaik an Initiativen gibt". Dazu zählt von kirchlicher Seite auch das Projekt „Lebensräume für Jung und Alt" der Stiftung Liebenau am Ruländerweg in Ulm: Eine lebendige, generationsübergreifende Wohnform für Senioren, für Alleinstehende, Paare, Alleinerziehende oder junge Familien hat das Ziel, einen Gewinn an Lebensqualität für alle zu schaffen.

Wie die Veranstaltung „Alternative Wohnformen damals und heute" im „Club Orange" des EinsteinHauses zeigte, handelt es sich dabei zum Teil um seit Jahren bewährte Wohnprojekte: Die Bandbreite reicht von Mehrgenerationenhäusern über genossenschaftliches Wohnen bis hin zu Beginenhöfen, traditionsreichen gemeinschaftlichen Frauenwohnprojekten. Aber es gibt auch innovative Ansätze wie Wohnquartiere aus kleinen Modulhäusern („Tiny Häusern") sowie ganz „zarte Pflänzchen", die noch von dem Idealismus ihrer Initiatoren leben und erst zum Blühen kommen, wenn sich ein Investor findet. Hinzu kommen Beratungsangebote, die beim Start eigener Wohnprojekte unterstützen.

Tag der Alternativen Wohnformen

Beim „Tag der Alternativen Wohnformen" am 11. Oktober in Ulm sind folgende Initiativen vertreten und können ohne Anmeldung besucht werden:

Genossenschaftsprojekt Rennertshofen: Das genossenschaftliche Mehrgenerationen- und Wohnprojekt im ehemaligen Sommerschlösschen der Äbte in Rennertshofen/Buch stellt sich vor: Info-Stand von 14 bis 16 Uhr, EinsteinHaus, Am Kornhausplatz 5.

agw - Aktiv gemeinsam wohnen e. V.Das Mehrgenerationenwohnprojekt am Kuhberg vereinigt drei Generationen (rund 50 Personen) unter drei Dächern von Mietwohnungen der Wohnbaugenossenschaft Ulmer Heimstätte, die seit bald sechs Jahren eine aktive Nachbarschaft pflegen: Selbstverwaltung, gemeinsame Aktivitäten, gegenseitige Unterstützung und das Bemühen, Konflikte möglichst verträglich zu lösen, sind die Kennzeichen dieses Projekts, das Interessierte beim Rundgang und Austausch mit Bewohnern bei Kaffee im Gemeinschaftsraum kennenlernen können: von 14 bis 16 Uhr, Warndtstraße 14 in Ulm.

Wohnen für HilfeInteressierte können eine von der Kirchliche Wohnrauminitiative der Caritas Ulm-Alb-Donau vermittelte Wohnpartnerschaft hautnah über ein verfilmtes Interview mit einem vermittelten Wohnpaar erleben: Eine Studentin zieht bei einem weltoffenen Rentner ein. Filmvorstellung und Beratung, online via Zoom & EinsteinHaus, Am Kornhausplatz 5, in Ulm von 14 bis 15 Uhr.
Online-Teilnahme: https://us02web.zoom.us/j/82218478736?pwd=q71vrLbGxw9C24wwqPyzFJJZVkph1I.1
Meeting ID: 82218478736; Passwort: 415150

Mehrgenerationenpflegebauernhof-Ulm e. V.Diese Initiative stellt sich im Rahmen eines Spielenachmittags für Jung und Alt im Pflegeheim „Olga und Josef Kögel Haus" der Stiftung Liebenau, Schlossstraße 29, in Ulm-Wiblingen vor. Der Verein will seine Vereinsarbeit erlebbar machen bei Kaffee, Hefezopf und Aktivierung der Pflegeheim-Bewohner durch einfache Mitmach-Brettspiele: Junge und aktive ältere Menschen sind dazu eingeladen, einen erlebnisreichen, fröhlichen Nachmittag für die Heimbewohner zu gestalten, von 14.30 bis 16.30 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang EG.

bring-together.de: Die Patchwork Communities GmbH stellt ihre digitale Matching-Plattform für gemeinschaftliche Wohnprojekte und Gemeinschaftssuchende vor. Kernanliegen der Plattform ist es, „Menschen zusammenzubringen, die den Wunsch nach Verbundenheit, geteilten Ressourcen und unterstützenden Gemeinschaften haben". Online wird gezeigt, was über die Plattform möglich ist, wie sie genutzt werden kann und wie sich ein Profil anlegen lässt. Teilnahme per Stream in der vh im EinsteinHaus, Am Kornhausplatz 5, von 15 bis 16 Uhr, oder
online: https://us06web.zoom.us/j/89089875547?pwd=nLXuYEonIBgJXzktDpGzNUqX34U4va.1
Meeting-ID: 890 8987 5547; Kenncode: 260641

Die Wurzel - Hausprojekt für gelebte Utopien UlmDie Initiative bietet einen Leerstands-Rundgang durch die Ulmer Innenstadt an und will mit den Teilnehmenden unterwegs über die Ursachen für Leerstand, wie er vor dem Hintergrund der Wohnungsnot einzuschätzen ist und was man dagegen tun kann, ins Gespräch kommen. Treffpunkt: EinsteinHaus, Am Kornhausplatz 5, um 16 Uhr am Haupteingang; Dauer ca. 1-2 Stunden.

Weitere Nachrichten

Diözesanmuseum
Festakt zur Wiedereröffnung des Diözesanmuseums und der Diözesanbibliothek am Samstag, 8. November 2025, im Diözesanmuseum Rottenburg.
Diözesanmuseum Rottenburg feiert seine Wiedereröffnung mit einem Festakt und präsentiert sich mit modernem Ausstellungskonzept der Öffentlichkeit.
Weiterlesen
Diözese
Stadtdekan Christian Hermes für sieben Jahre wiedergewählt. Mit Jean Bonane Bakindika als gewähltem Stellvertreter wird die Leitung internationaler.
Weiterlesen