Blasen vom Laufen, Stürze, Kreislaufprobleme – so beschreibt Andreas Brändle die häufigsten Einsätze der Sanitäter in und an den vier großen päpstlichen Basiliken in Rom. Der Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes (MHD) in Schwäbisch Gmünd war einer von neun Ehrenamtlichen - sieben Helferinnen und Helfer sowie zwei Ärzte -, die eine Woche lang die medizinische Erstversorgung der Pilgerinnen und Pilger in Rom übernommen haben – gemeinsam mit Maltesern aus aller Welt. In guter Tradition ist die katholische Organisation im Heiligen Jahr vom Vatikan mit der „sanitätsdienstlichen Absicherung“ über das normale Maß hinaus beauftragt worden. Allein aus Deutschland haben sich insgesamt knapp 500 Malteser für diesen Dienst gemeldet, um dafür zu sorgen, dass im Notfall schnelle Hilfe verfügbar und Blessuren „kein Beinbruch“ sind.
„In zwei Schichten waren wir in den Basiliken eingeteilt und für die Betreuung der Sanitätsstation beziehungsweise den Sanitätsdienst für die Pilger und Besucher zuständig“, erklärt Tina Rösch, die sich regulär als Rettungshundeführerin bei den Gmünder Maltesern engagiert. „Im Schnitt zwei Mal pro Sechs-Stunden-Schicht waren wir gefordert“, ergänzt Andreas Brändle. Neben der Erste-Hilfe-Station, die wenige Meter vom Haupteingang zum Petersdom entfernt liegt und seit 1950 das ganze Jahr über im Einsatz ist, gibt es im Heiligen Jahr auch an den drei anderen Patriarchalbasiliken – Lateran, St. Paul vor den Mauern, Santa Maria Maggiore – Sanitätsstützpunkte. Schließlich sollen die mehr als 30 Millionen erwarteten Pilger und Besucher gesund und sicher durch das katholische Großereignis kommen, das nur alle 25 Jahre stattfindet.
Hand in Hand mit Kollegen aus aller Welt
„Es war eine Mega-Erfahrung, mit Menschen aus aller Welt zu sprechen und mit ihnen zu arbeiten“, sagt Notfallsanitäter Lupin Poncet. Zusammen mit den MHD-Mitgliedern aus Deutschland waren auch Malteser aus Spanien, Ungarn und der Ukraine in Rom im Dienst. Außerdem war immer auch ein italienischer Arzt und ein Vertreter des Souveränen Malteserordens, der die Erste-Hilfe-Station betreibt, vor Ort. Dank ihrer Fremdsprachenkenntnisse – Italienisch, Französisch, Englisch – sei die Gmünder Gruppe sowohl im Einsatz als auch im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen „gut über die Runden gekommen“, findet Tina Rösch. „Ansonsten gibt’s noch Hände und Füße.“
„Zu Beginn des Einsatzes bestand die Herausforderung darin, das richtige Equipment in den unterschiedlichen Schränken und Rucksäcken zu finden, das dann auch noch italienisch beschriftet ist“, schmunzelt Andreas Brändle. Die Sanitätsstationen seien aber bestens ausgestattet und auf alles vorbereitet – vom Beinbruch bis zum Herzstillstand. Zu der Station am Petersplatz gehört auch ein E-Ambukart, ein vollelektrisches Rettungsfahrzeug, das aussieht wie eine Kreuzung aus Golfcaddy und Papamobil und dort zum Einsatz kommt, wo ein herkömmlicher Krankenwagen eher nicht hinkommt.
Bewegende Eindrücke
Als „wirklich bewegend“ beschreibt es Brändle, „wenn man die Menschen in den Kirchen sieht, die aus tiefstem Glauben und in tiefer Ehrfurcht in die Basiliken kommen und dort zum Teil stundenlang verharren“. Nach den Worten von Tina Rösch gibt es „Phasen im Leben, in denen man dem Glauben näher ist und welche, in denen man weiter weg ist. Wenn man sieht, wieviel Halt der Glaube manchen Menschen gibt und sich so damit beschäftigt, kommt man wieder näher ran. Das macht schon was mit einem.“
Leonie Poncet, Rettungssanitäterin und Rettungshundeführerin, beschreibt es als „sehr schön, wie wir als Gruppe diese Woche verbringen durften: verschiedene Altersgruppen und Menschen, die bei den Maltesern unterschiedliche Dinge tun, harmonisch als Gruppe, so dass es sich trotz des Dienstes als Urlaub anfühlte“. Trotz ihres Dienstes hätten sie genügend Zeit gehabt, die wichtigsten Attraktionen der Ewigen Stadt zu besichtigen.
Schick sehen sie aus in ihren blauen Uniformen mit weißem Hemd oder Bluse und mit dem berühmten Emblem aus weißem Malteserkreuz auf rotem Grund. Bei festlicheren Anlässen ergänzt ein Halstuch oder eine dunkle Krawatte mit kleinen farbigen Malteserkreuzen das Outfit. Das brauchten die Helferinnen und Helfer zum Beispiel für einen kleinen Umtrunk in der Villa del Priorato di Malta, dem Hauptsitz des Malteserordens, zu dem die Ehrenamtlichen zum Dank für ihren Dienst eingeladen wurden. „Vom Aventin-Hügel hatten wir einen genialen Blick über ganz Rom bei Nacht bis zum Petersdom“, schwärmt Tina Rösch. „Auch das war beeindruckend.“




