Neuer Pfarrer

Sensibel für die Themen der Menschen

Foto: Markus Heffner

Nach 18 Jahren auf den Fildern kam der Wechsel: Andreas Marquardt ist neuer Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen.

Vielleicht ist es ein Zufall gewesen, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls hatte noch ein Oberstufenschüler gefehlt, damals am Borromäum in Ellwangen, damit der Leistungskurs Religion zustande kommt. Nachdem ihn der Rektor persönlich gefragt hatte, ob das nicht was für ihn wäre, hatte sich Andreas Marquardt spontan dafür entschieden - und damit womöglich seinen weiteren Weg vorbestimmt.

Andreas Marquardt sitzt an diesem sonnigen Herbsttag auf der Terrasse seines neuen Zuhauses, neben ihm liegt Joschi, sein treuer Wegbegleiter. Dem Hund, einem Deutschen Pinscher mit reichlich Bewegungsdrang, gefällt das neue Domizil mit dem Garten schon ausnehmend gut. Und auch Pfarrer Andreas Marquardt hat sich schon ein wenig eingelebt, wie er sagt.

Emotionaler Abschied

Ganz leicht fällt das nicht nach intensiven 18 Jahren, in denen er auf den Fildern Wurzeln geschlagen hat. Zunächst als Pfarrer in Bernhausen im Dekanat Esslingen-Nürtingen, anschließend in der Seelsorgeeinheit Filderstadt mit den Gemeinden Bernhausen, Bonlanden und der Kroatischen Gemeinde Filderstadt. „Es war eine schöne Zeit und eine emotionale Verabschiedung mit vielen bewegenden Momenten und Überraschungen“, erzählt Marquardt, der in seiner alten Gemeinde nicht nur bei den regelmäßigen Kirchgängern beliebt war. „Einen Ort wechselt man nicht wie ein Hemd“, sagt er.

Einen Ort wechselt man nicht wie ein Hemd.

Wenn dem so wäre, dann würden schon viele Hemden im Schrank von Andreas Marquardt hängen. Geboren in Ehingen an der Donau als ältestes von drei Geschwistern, aufgewachsen in Nagold, in Ellwangen das bischöfliche Gymnasialkonvikt Borromäum und in Rottenburg das bischöfliche Studienheim Martinihaus besucht, damals auch bekannt unter dem Namen „Geck“. Das sind die Stationen seiner Jugend.

Später studierte Andreas Marquardt in Tübingen und am Jesuitenkolleg in Innsbruck Theologie, Pfarrer zu werden sei damals aber nicht sein primärer Antrieb gewesen, sagt er. Vielmehr habe ihn Theologie als solches interessiert, die Vielschichtigkeit des Denkens, die Diskussionen über Ethik und Werte, die er mit anderen geführt hat.

Freude an der neuen Aufgabe

Lange her, aber längst nicht vergessen. 1997 wurde Andreas Marquardt in Schorndorf zum Priester geweiht, zuvor hatte er als Diakon in Leutkirch gearbeitet. Seine Vikarszeit führte ihn dann nach Aalen und Rottweil, bevor er 2001 seine erste Pfarrei in Bernhausen übernahm. Mit der Leitung der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt, eine neue Aufgabe, der er sich in freudiger Erwartung stellen wird, wie er sagt.

Zu seinem Einzugsgebiet gehören die Gemeinden Christus König und Maximilian Kolbe in Vaihingen, die Gemeinde Zur Heiligen Familie im Stadtteil Dürrlewang, zu der auch das Pfarrhaus gehört, die Gemeinde Maria Königin des Friedens in Büsnau sowie die italienische Kirchengemeinde Cristo Re, die ihre Gottesdienste in der Vaihinger Christkönigskirche im Herzen Vaihingens hält.

Der Pfarrer ist für die Gemeinde da, nicht umgekehrt.

Rund 11 000 Mitglieder zählt die Gesamtkirchengemeinde, allesamt Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Bedürfnissen, Vorstellungen und Interessen. Wichtig sei, so Marquardt, sich in das bestehende Gebilde einzufügen, zunächst zu spüren, welchen Bedarf es gibt und was die Menschen wollen. „Der Pfarrer ist für die Gemeinde da, nicht umgekehrt.“

Von all seinen bisherigen Stationen hat er so manche Einsicht mitgenommen, geprägt habe ihn zuletzt insbesondere der KiamO-Prozess in Filderstadt, bei dem auch gefragt worden ist, wie Kirche heutzutage wahrgenommen wird. Als Ergebnis der Umfrage sei unter anderem herausgekommen, dass viele Menschen sehr wohl in die Kirche kommen würden, wenn dort ihre Themen eine Rolle spielen würden, so Marquardt: „Das bedeutet doch, dass wir sensibel dafür sein müssen, welche Themen das sind, um sie aufzugreifen.“ 

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