Statistik

Zahl der Kirchenaustritte steigt erneut

Symbolbild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Roland Halbe

Aufforderung zum Gegensteuern: Die Zahl der Kirchenaustritte erhöhte sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 41 Prozent.

Zum Stichtag am 31. Dezember 2022 zählte die Diözese Rottenburg-Stuttgart rund 1.662 Millionen Katholikinnen und Katholiken (2021: rund 1.714 Millionen) und ist damit nach Köln und Münster weiterhin die drittgrößte in Deutschland. Die Zahl der Kirchenaustritte lag im vergangenen Jahr bei 39.736 und erhöhte sich damit im Vergleich zu 2021 (28.212) um rund 41 Prozent. 

Bischof Dr. Gebhard Fürst nimmt diese Entwicklung mit Schmerzen zur Kenntnis. Die seit Jahren hohen Austrittszahlen seien eine bittere Realität. Als Ortskirche gelte es jedoch, nicht die Augen davor zu verschließen, betont der Bischof und sagt: "In schwierigen Situationen hat unsere Kirche durch eine Erneuerung im Geiste der frohen Botschaft Jesu Christi immer wieder zu neuer Kraft gefun­den." Und Fürst hält fest: "Wir können unsere Wege gehen mit um so größerer Zu­versicht, da wir wissen, dass Gott an uns‚ 'um unseres Heiles willen' handelt. Er will, dass unser Leben nicht in die Irre geht, sondern gelingen möge, dass heil wird, was unheil ist, dass ganz wird, was zerbrochen ist, dass neu wird, was verkrustet und abgestorben ist. Das ist unser Glaube, der Glaube unserer Kirche."

 

In schwierigen Situationen hat unsere Kirche durch eine Erneuerung im Geiste der frohen Botschaft Jesu Christi immer wieder zu neuer Kraft gefun­den.
Bischof Dr. Gebhard Fürst

 

Als Bischof sei es ihm stets darauf angekommen, um dieses Heiles willen die vielen Begabungen und Geistesgaben, die in der Kirche lebendig sind, zu fördern und zu verbinden. Dabei sei Beteiligung das zentrale Gestaltungsprinzip für eine dialogische und synodale Kirche, wie sie dem Selbstverständnis der Diözese Rottenburg-Stuttgart entspricht. 
Die hohen Austrittszahlen müssten daher als Aufforderung verstanden werden, neue Ideen zu entwickeln und gegenzusteuern. Hier sei die Ortskirche in Württemberg – unterstützt durch den Diözesanrat, das Bischöfliche Ordinariat, durch den  Diözesancaritasverband und die Dekanate – seit Jahren auf dem richtigen Weg. 

Pastorale Schwerpunkte der Zukunft

Dabei verweist der für pastorale Konzeption und Kirchenentwicklung in der Diözese zuständige Weihbischof Matthäus Karrer darauf, dass die wesentlichen pastoralen Schwerpunkte der Zukunft eine zeitgemäße Engagementkultur, eine Vernetzung des pastoralen und diakonischen Handelns sowie eine strategische Personal- und Organisationsentwicklung forderten.

Die notwendige Neuausrichtung sei einerseits als Reaktion auf den Vertrauensverlust der Kirche angesichts des Missbrauchsskandals zu verstehen sowie aus den in den vergangenen Jahren gemachten Lernerfahrungen angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen, wie sie etwa mit der Coronapandemie aufkamen. Konkret werde dies etwa in einer bedarfsgerechten Einzelseelsorge sowie in einem Miteineinander, bei dem über den persönlichen Glauben offen und ohne Bevormundung gesprochen werde. 

Als dialogische Kirche nah bei den Menschen

In dem Zusammenhang unterstreicht Bischof Fürst, dass Haupt- und Ehrenamtliche in vielen Bereichen einen großen Einsatz brächten. Neben dem bereits 2020 angelaufenen Projekt "Glaubenskommunikation Junge Erwachsene" für die Gruppe der 25- bis 35-Jährigen, bei dem es darum geht, wie Kirche für Frauen und Männer dieser Altersgruppe  hilfreich da sein kann, nennt der Bischof die Besetzung von diözesanweit 40 Profilstellen für besondere Angebote, um die Menschen zu erreichen – sei es in der Betriebsseelsorge und Burnout-Hilfe oder bei der Trauerberatung.

Und Fürst nennt weitere Beispiele für die dialogische Kirche, die nah bei den Menschen sein möchte und diese konsequent in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt: Engagemententwickler:innen förderten Ideen vor Ort zum Wohle aller und in unterschiedlichen Wohnquartieren der Diözese seien Seelsorger:innen mit einem offenen Ohr für die Bewohner:innen da und unterstützten diese bei der Schaffung konkreter Verbesserung vor Ort: etwa durch Begegnungsmöglichkeiten, Kinderbetreuungen oder Hausaufgabenhilfen.

Auch gebe es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart rund 100 von ihm beauftragte Schulseelsorger:innen, die einzelne Schüler:innen, Klassengemeinschaften sowie die Schule als ganzes System stärkten, sagt Fürst. Weihbischof Karrer verweist zudem darauf, dass die Diözese Rottenburg-Stuttgart auf Initiative des Diözesanrats ab Herbst 2023 eine Imagekampagne plant, in der gezeigt werden soll, wo die katholische Kirche in Württemberg überall segensreich wirkt  – von der Kita über Schulen, Krankenhäuser und Hospize bis hin zur Seelsorge für Obdachlose oder in der Flüchtlingshilfe.

Die Statistik

Taufen: 12.638 (2021: 11.574 / 2020: 8274 / 2019:12.801 / 2018: 13.398)

Trauungen: 2.901 (2021: 1.653 / 2020: 884 / 2019: 3079 / 2018: 3308)

Erstkommunionkinder: 13.719 (2021: 13.549 / 2020: 10.912 / 2019: 13.980 / 2018: 14.355)

Firmlinge: 10.390 (2021: 14.386 / 2020: 4495 / 2019:12.877 / 2018: 10.724)

Sonntagsgottesdienste: 1.500 (2021: 1.456 / 2020: 1.487 / 2019: 1.624 / 2018: 1.678)

Bestattungen: 17.862 (2021: 17.889 / 2020: 17.758 / 2019: 17.100 / 2018: 17.441)

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