Immer wollte er nahe an den Arbeitnehmern sein, mit ihnen für bessere Strukturen kämpfen und ihr Arbeitsleben für die Gesellschaft sichtbar machen. Ende Januar geht er in Ruhestand, aber Nöte sichtbar machen und ermutigen, Chancen zu ergreifen, das will er weiterhin.
Guido Lorenz hat es gelernt, Zeichen zu setzen. Mit der Fahne der Betriebsseelsorge betritt er sein Büro. In den Nebenräumen ist bereits der Essenstisch für Bedürftige hergerichtet. Auf seinem Schreibtisch liegt das Buch von Papst Franziskus „Die Freude des Evangeliums“. Hinter seinen runden Brillengläsern funkeln lustige Augen hervor. Guido Lorenz hat Freude an seiner Arbeit, und an seiner ganz eigenen frohen Botschaft. „Betriebsseelsorge heißt Solidarität zeigen“, sagt der 65-Jährige. Ein Zeichen dafür ist seine Fahne. Überall, wo er auftaucht, hat er sie dabei.
Dieser Drang zu den Arbeitern ist ihm offenbar in die Wiege gelegt worden. Nachdem seine Eltern aus Schlesien geflüchtet waren, ist Guido Lorenz mit seiner Familie in Goslar am Harz aufgewachsen. Der Vater Finanzbeamter, die Mutter Verkäuferin im Supermarkt. In dieser Spannung zwischen Staatsdiener und Arbeiterin habe er schon früh gemerkt, was es bedeutet, ausgenutzt zu werden. Weil die Religiosität in seiner Familie selbstverständlich war, zog es Lorenz zum Theologiestudium, er rang auch einige Zeit damit, Augustiner zu werden, und entschied sich dann für Familie. Aber eins war für ihn immer klar: „Ich wollte mit der Arbeiterschicht zu tun haben.“ Seine Frage: „Wie kann man verkündigen, ohne die zu kurz Gekommenen zu verhöhnen?“