Zu Beginn der österlichen Bußzeit stellt Bischof Dr. Gebhard Fürst die „inspirierende Vision einer bewohnbaren Kirche“ in den Mittelpunkt seines Fastenhirtenbriefs und spricht sich für die Erneuerungen der Strukturen und des geistlichen Lebens in der Kirche aus. „Meine Vision ist eine Kirche, die diakonisch-karitativ handelt, zu den Menschen geht und ihnen beisteht, wo sie des Beistands bedürfen“, sagt der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Richtschnur sollen dabei die „wegweisenden Worte für die Vision einer Kirche von heute und morgen“ über die Grundausrichtung der Seelsorge in der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. Darin heißt es: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Die Tiefe dieser Aussagen und ihre Bedeutung für das Zusammenleben als Kirche seien bis heute noch nicht ausgeschöpft, hält der Bischof in seinem Hirtenbrief zum ersten Fastensonntag fest.
Dort, wo sich gläubige Menschen und Gemeinschaften von Gott geliebt wissen und sich um ihre Mitmenschen mit all ihren Ängsten und Verlorenheiten sorgen, dort werde aus Kirche eine erfahrbare Oase des Lebens voller Hoffnung und Zuversicht und die Gläubigen selbst zum erfahrbaren Abbild Gottes, sagt der Bischof. „Wir sind uns als Glaubende gewiss, dass wir mit unserer Hoffnung, Trauer und Angst, ja in allen persönlichen, existentiellen Dimensionen des Lebens nicht alleingelassen sind. Aus einer solchen Glaubensgemeinschaft können wir Kraft und Mut schöpfen, um anderen durch menschliche Gesten und heilsame Taten der Liebe Anteil daran zu geben.“ Ziel müsse es daher sein, Kirchengemeinden als lebendige Räume zu stärken, in denen Menschen sich angenommen wissen, zur Ruhe finden und in denen „das heilsame Evangelium Jesu Christi wirklich erlebbar wird“. In der Folge hätten alle Erneuerungsprozesse das Ziel, Kirche so lebendig zu gestalten, dass sie Suchenden ein Zuhause bietet.
Dazu würden alle Getauften gebraucht, stellt Bischof Fürst fest und sagt: „Die österliche Bußzeit möge für uns alle in diesem Sinne eine Zeit der Besinnung und der Umkehr sein. Österliche Christinnen und Christen teilen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst untereinander – besonders mit den Armen und Bedrängten aller Art.“