Fasnet '21

Zeit zum Innehalten

Schüssel mit Asche

Die Asche für den Aschermittwoch wird aus den Palmzweigen des letzten Jahres gewonnen.

An Aschermittwoch streut man Asche aufs Haupt - doch was bedeutet das? Weihbischof Matthäus Karrer erklärt, was es mit dem Ritus auf sich hat.

Die tollen Tage sind vorbei, die ist Fasnet verbrannt und die letzten Krapfen sind gegessen: Mit dem Aschermittwoch holt uns nach dem Feiern die Realität wieder ein. Denn jetzt beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Dass es genau 40 Tage sind, hat biblische Ursprünge, erklärt Weihbischof Matthäus Karrer: „Das Vorbild ist die Erzählung von der Versuchung Jesu im Matthäus-Evangelium [Mt 4,1-11]. Es wird berichtet, dass Jesus 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste gefastet hat, bevor er sein öffentliches Wirken begann.“ Aber sollte die Fastenzeit dann dieses Jahr nicht eigentlich erst am 21. Februar beginnen und nicht schon am 17.? „Papst Gregor der Große hat den ersten Fastentag vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch verlegt, weil die Sonntage nicht zur Fastenzeit zählen.“

Der Ursprung der Asche

Der Ursprung des Namens kommt von einer hochaltkirchlichen Tradition: An diesem Mittwoch wurde die sogenannte Öffentliche Kirchenbuße begangen. Die Büßer legten ihr Bußgewand an und gaben öffentlich ihr Vergehen zu. Ihr Kopf wurde mit Asche bestreut und erst am Gründonnerstag, 43 Tage später und nach vergangener Reue und Beichte, wurden sie wieder zur Kommunion zugelassen. Diese öffentliche Buße gibt es heute nicht mehr, die Asche aber ist im Gottesdienst erhalten geblieben.

Die Asche stammt übrigens nicht von einem beliebigen Holzscheit, sondern von den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres. „Diese werden meist vom Mesner oder der Mesnerin verbrannt und in trockenen Gefäßen bis zum nächsten Aschermittwoch gelagert,“ erzählt Karrer.

Aschenkreuz oder nicht Aschenkreuz, das ist hier die Frage

Das Aschenkreuz sei im deutschsprachigen Raum in den letzten 100 Jahren nicht üblich gewesen, erzählt Karrer: „Man hat eigentlich immer nur etwas Asche auf den Kopf gestreut. Das Kreuz kam erst in den letzten Jahren wieder auf, weil manche die alten Traditionen wiederentdeckt haben oder aus anderen Gegenden der Welt kamen, wo das verbreiteter ist.“ Ein Aschenkreuz kann für die Haut sogar gefährlich sein, warnt der Weihbischof: „Es gibt eine gewisse Tradition, bei der man aus Asche und Wasser eine Art Brei anrührt und den dann auf die Stirn zeichnet, damit es sichtbar bleibt. Das führt zu Verätzungen.“ In der Diözese sprenkle man aber nur ein paar Tropfen Weihwasser auf die Asche und streue sie aufs Haar – Gottesdienstbesucher müssen sich also keine Sorgen machen.

Symbol für Vergänglichkeit, Buße und Demut

Mit dem Aschenkreuz bekennen die Gläubigen ihre Bereitschaft zu Umkehr und Buße. Außerdem steht das Aschenkreuz für Vergänglichkeit. Die Form des Kreuzes verdeutlicht, dass diese Asche nicht den Tod bedeutet, sondern den Anfang des Lebens bei Gott. Daran erinnert auch der Satz, den der Priester den Gläubigen an Aschermittwoch zuspricht: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und auch zum Staub zurückkehren wirst.“ Oder alternativ: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium,“ wie Jesu sagte (vgl. Mk 1,15b). Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, werden die Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Satz nicht wie gewohnt zu jedem einzelnen Gläubigen sagen, sondern einmal an alle gemeinsam richten.

An Leib und Seele bewusst leben

Nur – wofür büßen wir denn? „Am Aschermittwoch und in der Fastenzeit geht esnicht um eine Buße im Sinne von Bußgeld,“ erklärt Weihbischof Karrer, „sondern darum, zu sagen: Ich halte inne in meinem Leben.“ Die Menschen könnten die Zeit nutzen, über die Gestaltung ihres Lebens zu reflektieren. „Ich suche nach Perspektiven, denke über Dinge nach, die nicht so gut gelaufen sind, und mache vielleicht einen Schritt der Entschuldigung auf jemanden zu. Das ist die Idee dieser Bußzeit: An Leib und Seele bewusst zu leben.“

Fastenzeit ohne Fasnet?

Das bewusste Leben in der Fastenzeit drückt sich traditionell durch Verzicht aus: Das Weglassen von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln, Alkohol und Sexualität. Daher wurde an Fastnacht bisher nochmal auf den Putz gehauen. Doch wie sieht eine Fastenzeit ohne Fasnet aus? „Wegen Corona werden viele sagen: Ich faste ja jetzt schon die ganze Zeit,“ vermutet Karrer. Die Menschen verzichten auf Kontakte, Feste fallen aus. „Von daher lädt die jetzige Fastenzeit dazu ein, nicht nochmal ein großes Bußfasten draufzulegen. Wir sind ja schon seit Wochen eigentlich in einer Art Fastenzeit unterwegs. Sie lädt eher zur Meditation ein, zur Besinnung, zum Sich-Gedanken-machen über meine Vergänglichkeit, über mein Leben – das finde ich dieses Jahr ganz spannend.“

Zur Person

Weihbischof Matthäus Karrer

Matthäus Karrer ist seit 2017 Weihbischof in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Ihm gefällt am Aschermittwoch, dass nach dem Fasnetstrubel wieder Ruhe einkehrt.

In der Fastenzeit versucht er, auf Termine zu verzichten und nutzt die Zeit für Exerzitien und viel Bewegung.

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