Das Jubiläumshochamt musste am vergangenen Samstag ohne den Ehrengast und Festprediger auskommen. Notker Wolf, emeritierter Abtprimas der Benediktiner aus der Erzabtei Sankt Ottilien, steckte im Schneechaos rund um München fest und konnte nicht nach Oberschwaben reisen. An Mitra- und Stabträgern mangelte es in der Bad Saulgauer St.-Johannes-Kirche dennoch nicht. Acht Mitglieder der Nikolausgilde schlüpften in ihr Bischofsgewand, das an den beliebten Heiligen aus dem 4. Jahrhundert erinnert, und versammelten sich mit Pfarrer Shinto Kattoor und etlichen als Knecht Ruprecht verkleideten Begleitern um den Altar.
Mit der Gründung der Gilde 1958 bekam die Tradition des Nikolaus in Bad Saulgau ihr christliches Fundament zurück. Aus den oft furchteinflößenden Gestalten, die Kindern mit klirrenden Ketten am Nikolausabend Angst einjagten, machte die Gilde wieder einen Bischof der Güte und der Nächstenliebe. So etwas wie der Ur-Nikolaus in Bad Saulgau war Josef Kreidler. Schon vor der Gründung der Gilde besuchte er am Abend des 5. Dezember die Familien und grenzte sich von den „wilden“ Klosa ab. Der damalige Kaplan Bernhard Reck nahm diese neue Form der Nikolausfeiern auf. Es war die Geburtsstunde der Nikolausgilde.