Domkirche

Zum 40. Geburtstag

Die Domorgel erzählt aus ihrem Leben

Als Schwäbin müsste ich jetzt mit 40 Jahren laut Volksmund eigentlich gescheit werden. Ob das für mich als Reingeschmeckte aus dem bayerischen Schwaben auch gilt? Mein Erbauer Hubert Sandtner sitzt nämlich in Dillingen an der Donau.

Dass man mit mir schon immer gescheite Musik machen kann, behauptet zumindest mein erster Dienstherr Wolfram Rehfeldt. Er hat mich damals nach Rottenburg geholt und auf die Herausforderungen einer Bischofskirche eingestimmt. Obwohl ich weiblich bin und noch nicht ganz ausgewachsen war, weihte mich Bischof Georg Moser an Pfingsten 1979 - kurz nach meinem Einzug.

Ich zeige gerne meine emotionalen Seiten. Ich juble mit den Festgästen und jammere mit den Trauernden, ich triumphiere bei Pontifikalämtern und flüstere sanft, um Menschen nachdenklich zu machen. Als Königin der Instrumente stehe ich natürlich gerne als Solistin im Mittelpunkt. Mir bricht aber auch kein Zacken aus der Krone, wenn ich zusammen mit anderen Instrumenten und menschlichen Stimmen konzertiere. In den letzten vier Jahrzehnten musizierte ich für drei Bischöfe, zwei Dompfarrer und Tausende von Gottesdienstbesuchern und Konzertgästen.

Viele Organistinnen und Organisten haben sich schon an meinen Spieltisch gesetzt. Mein Meister ist seit 2010 Ruben Sturm, ein Jahrgänger von mir. Er hat mir verraten, dass er mir zum Geburtstag zusammen mit seinem Vorgänger Rehfeldt am Sonntag, 5. Mai, ab 17 Uhr ein Ständchen mit Werken von Rottenburger Komponisten spielen will. Wie ich die beiden kenne, pusten sie mir wieder fast alle meiner 4346 Pfeifen in 61 Registern durch - und auch die meiner kleinen Schwester. Sie steht seit der Domrenovierung in den Jahren 2001 bis 2003 unten im Chorraum. Damals bin ich - ich war früher brünett - ziemlich ergraut.

Trotzdem bin ich mit meinen vielfältigen Aufgaben in Liturgie und Konzerten glücklich und stolz darauf, dass ich noch nie wegen Krankheit ausfallen musste. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich kann übrigens nicht nur pfeifen, sondern besitze auch Röhrenglocken und klingende Metallplättchen, eine himmlische Celesta. Die Heilige Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, bitte ich, dass mir auch die nächsten 40 Jahre niemals die Luft ausgeht und ich noch viele Organistinnen und Organisten inspirieren darf - zur größeren Ehre Gottes.

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