Flüchtlinge und Ausgebombte, bisherige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene kamen 1945 am Bahnknotenpunkt Aulendorf an. Kirche und Kommune gründeten in dieser Notzeit ein Übernachtungsheim für Frauen und Kinder, das am 2. Januar 1946 in Betrieb ging. Auch wenn die Jubiläumsfeierlichkeiten 2020 und 2021 coronabedingt ausfielen und beim 80-Jährigen nachgeholt werden sollen, gibt die Pressemitteilung der Bahnhofsmission Aulendorf spannende Einblicke in ihre Geschichte.
Europaweit litten die Menschen schon während des Krieges und der deutschen Besatzung größte Not. In der schwäbischen Provinz wurde das ganze Ausmaß des Elends erst mit dem Kriegsende und dem Zusammenbruch der Kriegswirtschaft offenbar. Nicht nur der materielle Verlust, auch die Angst vor den Besatzungsmächten, die Unsicherheit über die Zukunft und Sorge um die Angehörigen, die vermisst wurden oder krank waren, zehrten an Menschen.
Übernachtung auf der Straße
Am 24. April 1945 nahmen französische und marokkanische Soldaten Aulendorf ein. Am Bahnknoten kamen täglich Soldaten, Flüchtlinge und Ausgebombte an, ebenso bisherige Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, Kriegsgefangene und Lagerinsassen. Wegen der kriegsbedingt zerstörten Infrastruktur und mangelnder Versorgung mit Kohlen, mussten massenhaft Durchreisende in Aulendorf übernachten. Gaststätten, Pensionen und Notquartiere waren in den ersten Monaten und Jahren immer voll. Manche Menschen schliefen anfangs sogar auf den Gehsteigen. Für Frauen und Kinder war die Situation besonders prekär.