Nach dem eher kirchenrechtlich geprägten ersten Tag des dreitägigen Kongresses „Pastors and Lay Faithful Called to Walk Together“ in der neuen Synodenaula des Vatikans standen am Freitag und Samstag deutlich Fragen der Pastoral und der Ausbildung von Klerikern und Laien im Mittelpunkt. Dies berichten Dr. Johannes Warmbrunn, Gabriele Denner und Weihbischof Matthäus Karrer aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die bei dem Kongress die Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vertraten.
Stärkung des gemeinsamen Auftrags
In seinem Referat habe sich der Bostoner Pastoraltheologe Hosffman Ospino so beispielsweise für eine „von Anfang an gemeinsame Ausbildung von Priestern und Laien unter einer gemeinsamen Ausbildungsleitung“ ausgesprochen, stellt Weihbischof Karrer fest. Ospino habe auch darauf hingewiesen, dass die Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen darin integriert werden müsse und Frauen dabei eine entscheidende Rolle in der Ausbildung spielen sollten. Denn das diene der Stärkung des gemeinsamen Auftrags, habe Ospino gesagt.
Rede von Papst Franziskus
Mit Blick auf die Rede von Papst Franziskus am Ende des Kongresses war für Gabriele Denner vor allem die Feststellung von zentraler Bedeutung, dass die Hirten für eine synodale Form des Kirche-Seins ausgebildet werden müssten, um dem weit verbreiteten Klerikalismus entgegen zu treten. Papst Franziskus habe dabei ausdrücklich und nicht nur in einem Nebensatz die Frauen erwähnt, sagt Denner. Deren Rolle müsse aufgewertet werden und sie sollten eine wichtige Stimme in allen Bereichen der Verkündigung, der Ausbildung und der Geistlichen Begleitung sein. Entscheidend sei die Taufe und nicht die Weihe; Laien seien keine Gäste in der Kirche, sie seien in ihr zuhause, habe der Papst gesagt.
Die richtige Vision der Kirche
Für Matthäus Karrer war in der Rede besonders die Aussage wichtig, dass, wenn die Kirche Laien heute in ihrer Mitverantwortung fördere, dies nicht deshalb geschehe, weil ihr die Priester fehlten und auch nicht als Wiedergutmachung für vergangene Ausgrenzung der Laien. Es sei einfach die richtige Vision der Kirche, habe Papst Franziskus gesagt. Und: Entscheidend sei die Einheit von Getauften und Geweihten und nicht deren Trennung.
Für Johannes Warmbrunn war besonders die Aussage des Papstes wichtig, dass es eine schlimme Versuchung sei, die verschiedenen Bewegungen, die intellektuellen und die volkstümlichen, zu trennen und weder Populismus noch elitäres Denken in die Kirche gehörten. Papst Franziskus habe in seiner Rede gesagt, dass Amtsträger Diener seien und die Kirche eine Gemeinschaft jenseits von Klassen und Hierarchien, hebt Warmbrunn hervor.
Eine erste Bilanz
Im Rückblick auf die dreitägige Tagung zieht die dreiköpfige DBK-Delegation aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine erste Bilanz. Gabriele Denner fasst die für sie wichtigste Erkenntnis so zusammen: „Es geht um einen Paradigmenwechsel, die Taufwürde und Taufberufung aller. Im Miteinander von Priestern und Laien geht es nicht nur um eine Mitarbeit von Laien, sondern auch um die Übernahme von Mitverantwortung.“ Und Gabriele Denner setzt hinzu: „Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der katholischen Realitäten. Das christliche Leben ist in der Weltkirche sehr unterschiedlich und somit wird es, laut Kardinal Farrell, nicht die Lösung für alle Ortskirchen geben. Nicht alle werden das gleiche Tempo haben: Manche werden schneller, andere langsamer unterwegs sein.“
Ohne Dominieren und Belehren
Johannes Warmbrunn resümiert die für ihn wichtigste Erkenntnis des dreitägigen Kongresses wie folgt: „Fortschritte ergeben sich nicht aus Regelungen und Vorschriften, sondern im Gestalten einer guten zwischenmenschlichen Atmosphäre in den Gremien. So habe ich auch diese Tagung erlebt, ohne ein Dominieren und Belehren von einzelnen Gruppen.“
Und Matthäus Karrer nimmt folgende für ihn wichtige Erkenntnis von dem Kongress mit: „In Deutschland, vor allem in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, sind bereits viele der angesprochenen Ideen umgesetzt. Unser Auftrag im weltkirchlichen Kontext ist es, nicht andere Ortskirchen zu belehren, sondern sie an unseren Erfahrungen konkret teilhaben zu lassen. Dabei spielen persönliche Kontakte und Gespräche die zentrale Rolle. Aus einigen Gesprächen am Rande der Tagung konnte ich entnehmen, dass der Synodale Weg in Deutschland nicht nur negativ, sondern von vielen auch als wichtig und vorbildhaft für andere Ortskirchen gesehen wird.“