7.038 werdende Mütter haben im vergangenen Jahr in Württemberg eine Schwangerschaftsberatung der Caritas oder beim Sozialdienst Katholischer Frauen aufgesucht. In den knapp 18.200 Beratungsgesprächen klang an: Schwangere Frauen mit einem Beschäftigungsverbot sind am Arbeitsplatz immer wieder massivem Druck ausgesetzt.
Arbeitgeber wissen teilweise nicht, dass sie den Arbeitsausfall der schwangeren Mitarbeiterin durch eine Umlage bei der Krankenkasse erstattet bekommen. Manche Frauen werden darüber krank oder sehen in der Kündigung den einzigen Ausweg. Dies hat zur Folge, dass sie später weniger Elterngeld erhalten oder kein Arbeitslosengeld I bekommen. Haben die Frauen einen befristeten Arbeitsvertrag, entfristen Arbeitgeber diese häufig nicht mehr, sobald sie von der Schwangerschaft wissen.
Gerade die Schwangeren, die nach einer Trennung vom Kindsvater alleinerziehend sein werden, stehen vor dem großen Problem, wie sie sich und ihr Kind während der Elternzeit finanzieren können. Das Elterngeld, welches in diesen Fällen bis zu 14 Monate gewährt wird, reicht in der Regel nicht aus.
Der Caritasverband Rottenburg-Stuttgart betont, dass die eigene Berufstätigkeit auch nach der Geburt des Kindes für die meisten Frauen - insbesondere aber für alleinerziehende – einen hohen Stellenwert habe. „Wenn Frauen aufgrund ihrer Schwangerschaft ihre Arbeit verlieren, steuern sie häufig geradewegs in die Armut. Das darf nicht sein“, fordert Caritasdirektorin Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock.
Als frischgebackene Mutter den Sprung in ein neues Beschäftigungsverhältnis zu machen, sei unglaublich schwer. Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen unterstützen Frauen, damit diese ihre Berufsbiografie jenseits von Minijobs und Mindestlohn gehen können, was häufig sehr schwer ist.
Um die finanzielle Absicherung von Allerziehenden sowie von jungen Familien zu stärken, muss aus Sicht des Caritasverbandes auch der Zugang zu familienfördernden Leistungen dringend vereinfacht werden. „Eine Infrastruktur, die es ermöglicht, Familie und Beruf zu vereinbaren, muss bereitstehen. Dabei darf das Thema ‚Zeit für Familie‘ nicht verlorengehen“, so Holuscha-Uhlenbrock.
Die Beraterinnen und Berater beobachteten im Jahr 2019 und damit schon vor Corona, dass Eltern nach der Geburt eines Kindes wieder verstärkt in die traditionellen Rollen gehen. „Der Wegfall des eigenen Einkommens führt zu einer Verunsicherung von Frauen. Ein gemeinsames Wirtschaften scheint in manchen Familien nicht mehr selbstverständlich“, fasst Birgit Wypior, Referentin beim Caritasverband Rottenburg-Stuttgart, zusammen. „Andererseits würden einige Väter gerne mehr als zwei ‚Vätermonate‘ Elternzeit nehmen. Aus finanziellem Druck oder gesellschaftlichen Erwartungen übernehmen sie dann doch die Versorgerrolle.“