Personal

Zwei Pfarrer pilgern zur Investitur

Armin Noppenberger trägt eine rote Pilgerkappe des Martinusweges und einen Pilgerstab, Lorenz Rösch eine blaue Kappe. Im Hintergrund ist er Zwiebelturm der Kirche St. Urban in Obermarchtal zu sehen.

Pfarrer Armin Noppenberger (l.) und Pfarrer Lorenz Rösch (r.) starten ihre Pilgertour in Obermarchtal - hier vor der Kirche St. Urban - Foto: Privat

Armin Noppenberger und Lorenz Rösch machen sich von Obermarchtal aus auf den Weg mit dem Ziel Seegemeinden im Dekanat Friedrichshafen.

Nach zwei Jahren ohne investierten Pfarrer freuen sich die sechs Kirchengemeinden am Bodensee und das übrige Pastoralteam auf die beiden Priester Armin Noppenberger und Lorenz Rösch. Um nicht nur körperlich vor Ort zu sein, sondern auch die Seele nachkommen zu lassen, machten sich die Neuen zu Fuß auf den Weg an ihre künftigen Wirkungsstätten. In einem Tagebuch erzählen sie von ihrer Route und von den Gedanken, die ihnen beim Pilgern durch den Kopf gingen.

Sonntag, 6. Juni

Wir treffen uns bei Gianfranco Loi, dem Pfarrer der Seelsorgeeinheit Marchtal im Dekanat Ehingen-Ulm. Er gibt uns eine solide, pilgergerechte Unterkunft und noch eine kirchenhistorisch sehr kundige Privatführung durchs Kloster Obermarchtal.

Montag, 7. Juni

Wir brechen auf in Richtung Uttenweiler mit Tagesziel Bad Buchau. Die Gesamtpilgerstrecke managt für uns die WanderApp „Komoot“. Die digitale Wanderführerin ist mit unseren Wegen in diesen Tagen nicht immer einverstanden. „Sie bewegen sich jenseits der geplanten Route", "Werfen Sie einen Blick auf die Karte“, „umkehren“ oder „Route wird angepasst“ lauten ihre Kommentare. Wir erfahren hingegen: Auch mancher Nebenweg führt zum Ziel. Ist Gott ein/e Navigator/in für uns?

Abends bekommen wir eine sehr gastliche Unterkunft bei Martin Dörflinger, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Federsee. Währenddessen knallt bis spät abends eine Gewitterzelle über Bad Buchau. Aber am nächsten Morgen klappern schon wieder die Störche in ihren Nestern auf den Dächern im Städtle.

Dienstag, 8. Juni

Um 9 Uhr feiern wir die Marktmesse in Bad Buchau mit. Im nahegelegenen "Tal der Tränen“ bewältigte eine starke Frau der Kirche ihre Trauer. Adelindis von Buchau trauerte im Mittelalter um ihre drei ermordeten Söhne und ihren im Kampf gegen die Hunnen gefallenen Mann. Deswegen baute sie eine Kapelle, wo sie Tränen vergoss. Das lateinische Wort für dieses intensive Trauern ist „plangere“. So heißt der Ort heute Plankental-Kapelle - Tränental-Kapelle. Der "Mittelalter-Hawkins" Hermann von Altshausen beschreibt in seiner Weltchronik das Schicksal der Adelindis und lässt es wohl auch allgemein anklingen im weltweit gesungenen Salve Regina: „in hac lacrimarum valle“ - in diesem Tal der Tränen.

In Aulendorf werden wir vom Mitbruder Pfarrer Anantham herzlich empfangen mit Tee und erfrischenden Getränken. Abends kehren wir im Gasthaus Rad ein, das von einer Cousine Lorenz' betrieben wird.

Mittwoch, 9. Juni

Morgens feiern wir wieder miteinander und der Gemeinde Eucharistie. Danach geht es weiter zum Kloster Reute. Dort machen wir Vesperpause und treffen Sr. Friederike, Armins Tante, die uns zum Weitergehen segnet. Der Weg nach Waldsee geht durchs Ried und durch Schwärme bluthungriger Stechmücken. Dann kommen Regen und Gewitter. Aber nichts hält uns wirklich auf. Bei aller Umsicht fühlen wir uns behütet. In Bad Waldsee bei Armins Eltern warten Kaffee und Erdbeerkuchen.

Mit den Waldseer Pfarrern Stefan Werner und Thomas Bucher reflektieren wir im Pfarrhaus bei einem Glas Wein die Erfahrungen und Möglichkeiten einer gemeinsamen Gemeindeleitung mit zwei Pfarrern.

Donnerstag, 10. Juni

Nach einem schwäbischen Frühstück im Pfarrhaus skippen wir die Strecke und steigen beim Kloster Kellenried ein mit Zwischenstopp vor der Basilika in Weingarten. In ihrem Schatten halten wir eine kurze Mittagsrast mit Brot und frischen Erdbeeren. Danach wandern wir durchs Scherzachtal nach Schlier. Wir sind dankbar für Ruhe und Kühlung und beten in der Dorfkirche. Dann geht es weiter nach Grünkraut. Mit der Gemeinde feiern wir die Abendmesse und dürfen sogar ein bissle zusammen singen.

Zum Abendessen und Plausch kehren wir bei Lorenz' Eltern ein. Hier beschließen wir unseren Pilgerweg und nehmen am nächsten morgen Bus und Bahn nach Langenargen und Kressbronn in unsere künftigen Seelsorgeeinheit.

Erfahrungen

In all den Tagen und Ereignissen, Wegen und Menschen zeigt sich Gott eher unspektakulär und unsichtbar, aber spürbar nah und erahnbar in zahlreichen kleinen und größeren Fügungen.

Ich (Armin) bin bei diesem Pilgern mit Blasen an den Füßen konfrontiert wie noch nie. Blasenpflaster und letztlich ein Paar neue Trekkingsandalen für freie Fersen und „Opfer-bringen-Sinn“ halten mich in Gang.

Das Gehen kennt Phasen des Austausches über Theologisches, über „Gott-und-die-Welt“ und im Blick auf den Dienst und auf die Menschen in den Seegemeinden. Und es gibt bewusste Phasen der Stille.

Pilgerweg durch die Seelsorgeeinheit am Samstag, 12. Juni

Da zur Investitur von Pfarrer Armin Noppenberger und zur Amtseinführung von Pfarrer Lorenz Rösch am Sonntag in Langenargen coronabedingt nur geladene Gäste dabeisein können, machen sich die beiden Priester bereits am Samstag nochmals auf den Weg. Dieses Mal sind die Menschen aus den sechs Kirchengemeinden am Bodensee eingeladen, ein Teilstück oder den ganzen Weg mitzugehen und so coronakonform an der frischen Luft mit ihren neuen Seelsorgern ins Gespräch zu kommen. Stationen in den einzelnen Kirchen sind etwa zu folgenden Zeiten vorgesehen:

13.00 Uhr Kressbronn
13.45 Uhr Gattnau
15.15 Uhr Oberdorf  
16.30 Uhr Mariabrunn
17.15 Uhr Eriskirch
18.30 Uhr Langenargen

Am Sonntagabend stellt die Seelsorgeeinheit Seegemeinden ein Video des Investiturgottesdienstes auf ihrer Homepage zum Nachfeiern zur Verfügung.

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