Trauer um einen geliebten Menschen ist eine schmerzhafte Erfahrung. Ein Suizid zwingt den Hinterbliebenen zusätzliche emotionale Bürden auf. Trauergruppen, die der Heilbronner Verein Arbeitskreis Leben (AKL) regelmäßig bietet, wollen in dieser Ausnahmesituation helfen – nun auch mit einem neuen Angebot.
Eine spezielle Trauergruppe begleitet junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren, die einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren haben. Von einem Herzensprojekt spricht Caroline Hesse, stellvertretende AKL-Leiterin. Basierend auf den Rückmeldungen aus den bisherigen Trauergruppen, wurde dieses Angebot speziell für junge Erwachsene entwickelt, wie sie erklärt.
Orientierung im Trauerprozess
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der geschlossenen Trauergruppe treffen sich an insgesamt fünf Abenden für jeweils zwei Stunden. Die ersten Termine dienten dem Vertrauensaufbau, sagt Oliver Kalb. Es seien Impulsfragen gestellt worden, die jeder so weit beantworten durfte, wie er bereit war. Kalb leitet die neue Gruppe als Trauerbegleiter zusammen mit Hesse, sodass die Teilnehmer auch eine männliche Bezugsperson haben. „Für Männer ist es dann oft leichter, sich zu öffnen“, erklärt Kalb.
In der Trauergruppe bleiben die jungen Erwachsenen unter sich. Denn ihre Lebenssituation mit Ausbildung, Studium oder der ersten beruflichen Tätigkeit unterscheidet sich von der älterer Erwachsener, die auch ein größeres Set an Lebenserfahrung mitbringen. „Beim ersten Abend haben die jungen Erwachsenen erfahren, dass andere in ihrem Alter mit den gleichen Gefühlen zu kämpfen haben“, berichtet Hesse. In der Gruppe tauschen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht nur aus. „Wir vermitteln Wissen, damit sie ihre Gefühle einordnen können“, sagt Kalb. Die jungen Erwachsenen bekommen Orientierung im Trauerprozess, ergänzt um Faktenwissen zum Thema Suizid.
Was Hinterbliebene brauchen
Denn dieses sei gesellschaftlich mit einer Tabuisierung verbunden, führt Hesse aus. Dabei haben Hinterbliebene nach einem Suizid in ihrer Trauer mit ganz eigenen Gefühlsdimensionen zu kämpfen. Hesse nennt Schuldgefühle und die Frage, ob es nicht Möglichkeiten zum Eingreifen gegeben hätte, sowie Wut, „bewusst verlassen worden zu sein“. Dazu kämen Gerüchte und Spekulationen im Umfeld.
In dieser Situation brauchen die Hinterbliebenen einen Raum, wo sie sich nicht ständig erklären müssen – und Zeit, wie Kalb erklärt. Sie sollen den nahestehenden Menschen nicht vergessen, sondern ihre Emotionen auf eine andere Ebene stellen, nennt der Trauerbegleiter das Ziel am Ende eines manchmal langwierigen persönlichen Verarbeitungsprozesses. „Die Verstorbenen sollen einen neuen Platz finden dürfen“, formuliert es Hesse.