Polierter Lack, glänzendes Chrom und detailgetreu nachgebaute Oldtimermodelle lassen das Herz von Motorsportfreunden höher schlagen. Der zweite Blick auf die Skulpturen von Stefan Rohrer macht aber nachdenklich. Obwohl keine Delle zu sehen ist und kein Blut fließt, wickeln sich die Fahrzeuge langgezogen um Laternenmasten oder fliegen ihre Einzelteile samt Fahrerinnen und Fahrern in alle Himmelsrichtungen davon. Schönheit und Desaster, Rausch und Katastrophe werden in den Kunstwerken zur erlebten Zeit, wie Kunsthistoriker Werner Meyer bei der Vernissage am Sonntag in Weingarten erklärte.
Diese Zwiespältigkeit hat bei Stefan Rohrer auch biografische Hintergründe. 1968 in Göppingen geboren entdeckte er als Jugendlicher seine Liebe zu Autos und sein Talent, diese zu zeichnen. Als er sich später in politisch linken Kreisen bewegte, wo Autos aus Umweltgründen verpönt waren, musste er seine Liebe verstecken und wurde Steinmetz, nicht Automechaniker. Erst als er sich in die künstlerische Richtung bewegte, konnte er sich wieder den Motorfahrzeugen widmen - in der genannten Spannung. Sie greift die Zerissenheit auf, die in Zeiten von Dieselskandal, Klimawandel und Disskussionen um die Mobilität der Zukunft die Menschen umtreibt.
Dass seine Werke im barocken Flügel des ehemaligen Klosters Weingarten zu sehen sind, in dem das Tagungshaus der diözesanen Akademie untergebracht ist, freut Stefan Rohrer. Er findet manche seiner Motive in den Deckenornamenten wieder. Besonders die Kreuzform bildet hier eine Brücke. An Kreuzungen begegnen sich Autostraßen, Lebenswege, Himmel und Erde, Tod und Leben. Ob nach dem Besuch der Ausstellung "Kreuzung", die noch bis zum 17. Mai werktags von 9 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags auf Anfrage geöffnet ist, das "Heilix Blechle" immer noch des Schwaben liebstes Kind ist, wie es Kuratorin Ilonka Czerny ausdrückte, bleibt abzuwarten.