Schritt für Schritt zu Ruhe und Kraft

Der Weitblickweg in Hohenhaslach

Eingebettet in die Weinberge des Naturparks Stromberg-Heuchelberg führt der Weitblickweg durch eine wunderschöne, von unzähligen Rebstöcken strukturierte Landschaft im Landkreis Ludwigsburg. Er bietet – ganz getreu seines Namens – weite Blicke bis in den Schwarzwald und auf die Schwäbische Alb und regt parallel dazu an, in die eigene Seele zu schauen und so mit jedem Schritt neue Kraft zu gewinnen.

Eva Wiedemann

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Insgesamt sechs Stationen erwarten mich auf dem Weitblickweg. Eine Info-Tafel am Beginn gibt einen guten Überblick und die prallen, schon fast reifen Trauben machen Lust darauf, die Weinberge zu entdecken. Schon vom Tal aus sehe ich in der Ferne eine der Stationen: die Himmelsleiter. Sie zieht sich ganz zielstrebig und steil vertikal einen der Berghänge hinauf.

Doch zunächst benötige ich etwas Geduld, bevor ich die erste Station auf dem Weg entdecke. Laufen ist für mich schon grundsätzlich ein gutes Mittel, um zur Ruhe zu kommen, meine Gedanken zu sortieren sowie neue Energie und auch eine neue Einsicht zu gewinnen. Ich bin gespannt, wie dies mit konkreter Anregung gelingt.

Immer wieder lugen auf dem Weg Hohenhalsach, ein Teilort von Sachsenheim, und der Turm der evangelischen St. Georgskirche zwischen den Weinreben hervor. Von weiter oben werde ich einen noch viel schöneren Blick auf das Dorf und die Landschaft im Hintergrund haben. An heißen Tagen ist es sicherlich gut, möglichst früh zu starten. Denn die erste Etappe des Wegs bietet kaum Schatten. Später geht es zwar durch den Wald, aber auch danach führt die Strecke direkt am Hang entlang.

Impulse zum Nachdenken über Hoffnung, Dankbarkeit und das Glück

Nach einer Wegbiegung entdecke ich die erste Station: den Kelch der Hoffnung. Eine bronzene Skulptur, die sich filigran vor mir aufbaut. Wie an jeder Station, so finden sich auch hier zwei Tafeln, die einmal einen christlichen Impuls des Hohenhaslacher Pfarrers Michael Wanner enthalten und zum anderen einen besinnlichen Text des Tübinger Künstlers Martin Burchard, der das Gesamtkonzept des Weitblickwegs erarbeitet und die Kunstwerke geschaffen hat. Informationen zu Geschichte, zum Weinbau und zur umgebenden Natur runden das Konzept ab.

Mit dem Satz „Hoffnung ist eine Kraft, die besonders in schweren Zeiten ein guter Begleiter ist“ werde ich aufgefordert, mich in den Kelch zu stellen und den Blick nach oben zu richten – auf einen strahlendblauen Himmel.

Nur wenige Schritte weiter – seine regenbogenfarbenen Seiten schimmern mir schon entgegen – erwartet mich ein weiterer Kelch. Er hat eine andere Form und dient der Dankbarkeit und Freude. Auch für die kleinen Begebenheiten dankbar zu sein, bereichert das Leben. Das stimmt und es ist gut, mir das immer wieder ins Bewusstsein zu rufen. 

Noch mehr Anregung bietet Station Nummer drei. Teilt sie sich doch in vier Unterstationen auf und führt einen weiten Part des Weitblickwegs entlang und hinein in den Wald. Unter dem Leitgedanken „Glücklich leben“ werde ich an den einzelnen Punkten aufgefordert, mich zu entscheiden – für Unruhe oder Geduld, für Zorn oder Vergebung, für Trägheit oder Aktivität, für Sorge oder Zuversicht.

Auf der Himmelsleiter bergauf und dem Blickwechsel entgegen

Und dann liegt sie vor mir: die Himmelsleiter und ja, sie ist so steil, wie es schon vom Tal aus den Anschein hatte. Einmal durchatmen und dann geht es Stufe für Stufe nach oben immer dem großen Tor mit dem Kreuz entgegen. Etwas aus der Puste bin ich schon, als ich oben durch das Tor trete und mit einem herrlichen Weitblick für meine Mühe belohnt werde.

Einen fast noch schöneren Ausblick hält gleichwohl die nächste Station für mich bereit. Sie liegt versteckt im Wald oberhalb der Straße und jedem Wanderer sei geraten, auf dem Weg von der Himmelsleiter bergab aufmerksam zu sein, da ein Schild auf der linken Seite die Richtung zur Station weist. Sie liegt auf dem Hochplateau „Luginsland“ und regt zum Blickwechsel an – entweder in die Weite des Horizonts oder in den Wald. Und es stimmt, was auf der Tafel steht: Manchmal sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht und ein Perspektivwechsel kann da sehr hilfreich sein.

Unser Leben als kleiner Wimpernschlag der Zeit

Bergab geht es der letzten Station entgegen: dem Weitblick auf die Zeit. Symbolhaft für die Zeit steht eine Uhr ohne Zeiger vor einer geologischen Gesteinsformation des Strombergs. Auf den Tafeln werde ich dazu animiert, die Zeit einfach einmal still stehen zu lassen, und mir bewusst zu werden, in welch kleinem Kontrast mein Leben zum „geologischen Fenster“ steht, auf das ich blicke. Zeit zum Durchatmen und um den Weg Revue passieren zu lassen.

Für mich geht das Konzept des Weges auf: Ich fühle die neue Kraft und habe mit dem wunderschönen Spaziergang und den Impulsen Anregungen für Leib und Seele mitgenommen. Die wahrlich herrlichen Panoramen nicht zu vergessen, die der Weitblickweg mir geboten hat.

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Organisatorische Informationen und Anfahrt

Kostenfreie Parkplätze stehen auf dem Kelterplatz in Hohenhaslach zur Verfügung. Nur wenige Meter sind es von dort bis zum Startpunkt des Rundwegs. Für das Navigationsgerät verwenden Sie folgende Adresse: Kelterplatz 11, 74 343 Sachsenheim-Hohenhaslach.

Wer den Weg schnellen Schrittes meistert, schafft die rund vier Kilometer in etwa einer Stunde. Doch um Geschwindigkeit geht es auf dem Weitblickweg nicht. Rechnen Sie daher lieber zwei bis drei Stunden ein und nehmen sich ausgiebig Zeit, um die einzelnen Stationen zu entdecken, über die Texte nachzudenken und die herrlichen Blicke in die Weite der Landschaft zu genießen.

Kinderwagen oder Rollstuhl sind kein Hindernis, um den Weitblickweg zu begehen. Lediglich zwei der sechs Stationen können so nicht erreicht werden. Dafür gibt es aber Ausweichstrecken, die gut ausgeschildert sind.

Neben den Stationen informierten Tafeln auch über die Rebsorten und Winzer, die die Hänge entlang des Weitblickwegs bewirtschaften. Wenn Sie auf Ihrer Route auf den Geschmack kommen, haben Sie daher jederzeit die Möglichkeit, die Weingüter zu besuchen und den ein oder anderen Wein für sich als Andenken auf das Erlebnis Weitblickweg mit nach Hause zu nehmen. 

Der Weg hat zudem eine eigene Internetseite www.weitblickweg.de, auf der sich vorab die Broschüre mit der Streckenführung und ausführliche Informationen herunterladen lassen. Der Weitblickweg wurde im vergangenen Jahr dank Spenden von Firmen und Handwerksbetrieben aus dem Großraum Stuttgart realisiert und fußt auf dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder des Vereins Weit-BlickWeg Hohenhaslach e.V.

Übernachtung

Lediglich 20 Minuten Autofahrt entfernt, bietet sich als Übernachtungsmöglichkeit das Tagungshaus auf dem Michaelsberg bei Cleebronn an.

Presse

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