Bodenständig, volksnah und tapfer im Glauben

Auf den Spuren von Bischof Sproll

An verschiedenen Orten wird das Andenken an Joannes Baptista Sproll gepflegt, den mutigen Bischof, der den Nationalsozialisten die Stirn bot. Wer aufmerksam durch sein Heimatdorf Schweinhausen im Landkreis Biberach geht, entdeckt einige Hinweise auf Herkunft und Kindheit des Rottenburger Bekennerbischofs. Als Pädagogen und Katecheten, als Historiker, als bodenständigen Seelsorger und von einer sympathischen menschlichen Seite lernt man Sproll kennen, wenn man seine Zeit als Pfarrer von Kirchen bei Ehingen von 1909 bis 1912 in den Blick nimmt.

Pavel Jerabek  und  Markus Waggershauser

Spuren im Heimatdorf Schweinhausen

Verschiedene Orte in in seinem Heimatort Schweinhausen erzählen Geschichte und Geschichten aus dem Leben des Rottenburger Bekennerbischofs Joannes Baptista Sproll. Gisela Christ, Amanda Schmid und Pfarrer i.R. Helmut Waibel begleiten uns dabei.

Ausstellung und Führungen in Schweinhausen

Eine Ausstellung über Bischof Sproll ist von 2. bis 11. Oktober (verlängert bis 18. Oktober) im Gemeindehaus Schweinhausen zu sehen. Die konkreten Öffnungszeiten und Möglichkeiten für eine Führung erfahen Einzelne und Gruppen bis maximal 15 Personen über das Katholische Pfarramt Ummendorf, Telefon 07351 24453, E-Mail St.Johann.Ummendorf(at)drs.de

Ein geführter Ortsrundgang zu den Erinnerungsstätten von Bischof Joannes Baptista Sproll in seinem Heimatdorf Schweinhausen kann ebenfalls über das Katholische Pfarramt Ummendorf angefragt werden.

Pontifikalamt

Am 150. Geburtstag Bischof Sprolls feierte Bischof Gebhard Fürst am 2. Oktober ein Pontifikalamt in Schweinhausen. Ein Video des Gottesdienstes können Sie in unserem YouTube-Kanal sehen.

Eine Laube als „Arbeitsstüble“

Er würde sich sofort zurechtfinden, vielleicht einen Stuhl holen und Platz nehmen in seinem geliebten Gartenhäusle, auch wenn es in der Mittagssonne nur wenig Schatten spendet. Vor 110 Jahren, kurz nachdem Joannes Baptista Sproll Pfarrer von Kirchen geworden war, kaufte er das von seinem Vorvorgänger als Bienenstand erbaute Häusle im Pfarrgarten und wandelte es zu seinem „Arbeitsstüble“ um. „Da ist er gesessen und hat seine Predigten geschrieben“, erklärt Maria Betz, gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Kirchen. Wie sehr er die Laube schätzte, zeige auch der Umstand, dass er sie bis zu seinem Tode behielt und auch als Bischof noch regelmäßig die Grundsteuer bezahlte. Nach seinem Tode 1949 ging die Laube, wie Sproll es verfügt hatte, in das Eigentum der Kirchengemeinde über, die das Häusle restauriert hat und in Schuss hält.

Nicht nur Theologe

Auf Initiative von Pfarrer Sproll – und unter Mithilfe seines Vaters – entstand hier auch eine kleine Lourdes-Grotte. Zwischen großen Efeublättern blickt auch heute eine betende Muttergottes-Statue in den einstigen Pfarrgarten, der von den Mietern des ehemaligen Pfarrhauses genutzt wird. Zu Sprolls Zeit war der Garten voller Obstbäume, 24 an der Zahl, die der Pfarrer gepflanzt hatte. Dass wir das so genau wissen, ist einem Eintrag in der Pfarrchronik zu verdanken, in dem Sproll alle Bäume mit Nummern und Sortennamen auf einer Skizze festhielt. „Sproll hatte einen ausgeprägten Sinn für eine sorgfältige Chronikführung“, weiß Dr. Herbert Aderbauer, stellvertretender Leiter des Diözesanarchivs in Rottenburg, der die Pfarrchronik ausgewertet hat. „Nicht umsonst war er nicht nur Theologe, sondern auch Historiker.“

Vertrauter Seelsorger

Vor allem aber war er Seelsorger mit Leib und Seele. „Es wird erzählt, dass man Pfarrer Sproll oft bei Holzarbeitern im Wald oder bei den Bauern auf dem Feld angetroffen hat“, sagt Maria Betz. Auch im Heimatbuch Kirchen heißt es, dass Sproll den Menschen im Dorf „sehr rasch zum vertrauten Seelsorger geworden“ ist, „da er sich in ihre Erlebniswelt einfühlen konnte“. Zeitlebens fühlte er sich mit der bäuerlichen Lebensweise verbunden. Das zeigte sich bereits bei der Investitur Ende August 1909 – mitten in der Erntezeit: Sproll verzichtete auf eine feierliche Abholung.

Reges Gemeindeleben entfaltet

Der Pfarrer und sein Vikar Dr. Alfons Heilmann entfalteten mithilfe des „Volksvereins“ ein reges Gemeindeleben mit vielen Bildungsangeboten, arbeiteten an einem Generalkatalog der Bibliotheken der Landkapitel (vergleichbar mit den heutigen Dekanaten) der Diözese Rottenburg und gaben Religionsunterricht. Vor allem konnte Sproll hier den in wesentlichen Teilen von ihm (mit-)verfassten und in einer Zeitschrift veröffentlichten Entwurf eines Katechismus für die Diözese Rottenburg „ausprobieren“, wie Dr. Franz Xaver Schmid betont. Für den pensionierten Pfarrer und Sproll-Forscher aus Munderkingen zeigt sich an dieser Facette die große Bedeutung, die Sproll dem Religionsunterricht und der Katechese als wesentlichen Teil der Seelsorge beimaß.

Mit de Kender schwäbisch schwätza

Der Aufsatz von 1908, in dem das Projekt eines neuen Rottenburger Katechismus begründet und der Entwurf zur wissenschaftlichen Diskussion gestellt wird, wendet sich gegen eine „Stoffüberfülle“, unter der die meisten anderen Katechismen litten und die eine „unrichtige katechetische Methode und Unlust zum Memorieren“ erzeuge. Eindringlich warnt er davor, „den Geist der Katechese durch die Stoffmenge lahmzulegen oder gar zu ertöten“. Der Katechismus soll ein Schulbuch sein, „für die Hand der Kinder, nicht bloß des Katecheten“, heißt es da. Sproll wandte sich immer wieder gegen eine „Theologensprache“ und ermunterte die Katecheten, „mit de Kender au schwäbisch“ zu schwätza – so wie er es auch als Pfarrer von Kirchen tat.

Weitere Infos

Die ehemalige Pfarrwohnung von Joannes Baptista Sproll und der Pfarrgarten mit dem "Arbeitsstüble" in Kirchen sind nicht öffentlich zugänglich. Wer aber in Andacht verweilen oder um die baldige Seligsprechung von Bekennerbischof Sproll beten möchte, ist in der Pfarrkirche St. Martinus herzlich willkommen. Vor zwei Jahren wurde der Altarraum neu gestaltet; der Ellwanger Bildhauer Rudolf Kurz schuf Altar und Ambo aus weißem Marmor.

Verbinden lässt sich der Besuch in Kirchen (wo es zwei Gasthöfe gibt) mit einem Abstecher nach Ehingen. Die Türme der drei Kirchen Liebfrauen, Herz-Jesu und St. Blasius bilden das Wahrzeichen der Großen Kreisstadt. Weitere prachtvolle Bauten aus der Barockzeit, der Marktbrunnen, das städtische Museum mit Spitalkapelle und anderes mehr lernt man am besten bei einem gemütlichen Spaziergang kennen. Stadtführungen vermittelt die Tourist-Info unter Telefon (07391) 503-207 oder 503-216. Außerdem: Ehingen ist Bierkulturstadt und bietet eine in Baden-Württemberg einzigartige Erlebniswelt zum Thema Bierkultur.

Landschaftlich reizvoll ist das Kirchener Tal mit seinen Streuobstwiesen und interessanten Felsformationen. Dieses Tal, in dem vor Urzeiten die Donau floss (heute nur noch der Weiherbach), bietet Postkartenidyll und lässt sich auch mit dem Fahrrad erkunden.

Übernachtung

Wer einen Ausflug mit Übernachtung plant, ist im nahegelegenen Tagungshaus Kloster Obermarchtal gut aufgehoben. Die Klosteranlage der ehemaligen Prämonstratenserabtei liegt in der Gemeinde Obermarchtal zwischen Ehingen und Riedlingen, östlich von Zwiefalten im Alb-Donau-Kreis und darf sich rühmen, die einzige in sich geschlossene, vollendete und komplett erhaltene barocke Klosteranlage Oberschwabens zu sein. Das Bildungshaus führt die klösterliche Tradition der Gastfreundschaft fort und heißt sowohl Tagungsgäste und Geschäftsreisende als auch Kurzurlauber willkommen. Das Haus wurde renoviert und ist ab 4. September 2020 wieder geöffnet.

www.kloster-obermarchtal.de, Telefon (07375) 95 05-0

Presse

Hier finden Sie den Text als PDF-Datei zum Download