Unterwegs mit der Schönen Maria

Der Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd

Er bietet eine Aussicht, die man sich „verdienen“ muss – und doch beschreiben Besucherinnen und Besucher den Aufstieg zur Schönen Maria auf den Hohenrechberg als Wohltat für Leib und Seele.

Pavel Jerabek

Ein Ort zum Auftanken

Man lässt es besser langsam angehen: Zwanzig bis 30 Minuten dauert der Fußweg über die schmale Asphaltstraße, die sich vom Schwäbisch Gmünder Stadtteil Rechberg auf die bewaldete Bergkuppe schlängelt. Kreuzwegstationen säumen den Weg im oberen Drittel der Strecke. Und dann gibt es schon den ersten Vorgeschmack auf die herrliche Aussicht, die den Wanderer oder Pilger oben erwartet.

„Wallfahren ist ein Abbild für unser Unterwegssein als Christen“, sagt Pfarrer Dr. Horst Walter. „Wir brauchen Orte, wo wir hingehen und auftanken können.“ Der Hohenrechberg ist so ein Ort. „Hier oben in der Abgeschiedenheit des Berges, weg von der alltäglichen Geschäftigkeit, sind die Menschen Gott näher“, ergänzt Karl Quadt, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats.

Vor drei Jahren hat Pfarrer Walter Nachtwallfahrten ins Leben gerufen – und gleichsam eine „Marktlücke“ aufgetan. Von Mai bis Oktober findet jeweils am 8. des Monats eine abendliche Marienmesse statt - bei gutem Wetter im Freien. Vor Corona schloss sich eine Lichterprozession an, bis zu 400 Pilgerinnen und Pilger wurden schon gezählt. Nicht nur aus dem Dorf und dem fünf Kilometer entfernten Gmünd kommen sie auf den Berg. Immer größer wird der Radius und das „Einzugsgebiet“ der Menschen, die sich von der besonderen Atmosphäre dieses Gnadenortes ansprechen lassen: Wallfahren liegt im Trend. Trotzdem fühlt es sich irgendwie familiär an, hier oben auf dem Hohenrechberg.

Im festen Vertrauen auf Hilfe

Vermutlich schon in vorchristlicher Zeit wurden auf dem Rechberg Gottheiten verehrt. Als christlicher Gnadenort gilt der Berg der Legende nach seit Ende des 11. Jahrhunderts. Tatsächlich liegen die Anfänge der Hohenrechberger Kirchengeschichte im Dunkeln, wie die Historikerin Dr. Gabriele von Trauchburg im Kirchenführer schreibt. Dafür besitze die Beschreibung der Anfänge „durchaus Wahrscheinlichkeit“: Demnach hat sich auf dem höchsten Punkt des Berges ein Einsiedler niedergelassen. Er brachte ein schönes, aus Lindenholz geschnitztes Marienbild mit. Für dieses Bild, dessen Entstehung von Fachleuten auf die Zeit zwischen 1380 und 1450 datiert wird, baute der Einsiedler eine hölzerne Kapelle und für sich eine schlichte Klause.

Von nah und fern kamen schon bald kranke und hilfsbedürftige Menschen und trugen ihre leiblichen und seelischen Nöte vor die Gnadenmutter vom Hohenrechberg, im festen Vertrauen auf Heilung und Hilfe. Weil die Wallfahrt von Beginn an ständig zunahm, veranlassten die Grafen von Rechberg, die etwas unterhalb der 707 Meter hohen Bergkuppe ihre Stammburg hatten, 1488 den Bau eines ersten steinernen Gotteshauses und 1686 dann der heutigen Wallfahrtskirche.

Ausschmückung mit Liebe zum Detail

Das Gnadenbild ist etwa 77 Zentimeter groß und wurde mehrmals überarbeitet und neu gefasst. 1699 wird es erstmals „Schöne Maria“ genannt. Neben dem Hochaltar, in dessen Zentrum das Gnadenbild steht, besitzt die Kirche zwei schöne Seitenaltäre, kulturhistorisch beachtenswerte Skulpturen, eine reich geschmückte, geschnitzte Kanzel und eine Herrschaftsloge. Die herrlichen Stuckarbeiten wie auch die übrige Innengestaltung sind das Werk von Prospero Brenno (1638-1696) aus dem Tessin, der sich durch seine Mitarbeit an der Theatinerkirche und der Residenz in München bereits einen Namen gemacht hatte.

Pfarrer Walter, der promovierter Mediziner ist, weiß um den besonderen Zusammenhang von Leib und Seele: „Heilung und heil sein – in biblischer Zeit war das eins“, sagt er. Am Ende eines Tages in der Abendstille zum Gnadenbild der Schönen Maria zu pilgern, könne eine Wohltat für Leib und Seele sein.

Weitere Information

Um das Fest Mariä Geburt am 8. September findet jedes Jahr die Wallfahrtswoche auf dem Hohenrechberg statt, in diesem Jahr vom 6. bis 13. September. Als Leitwort steht über der Wallfahrtswoche 2020 ein Satz aus dem „Salve Regina“: „…wende deine barmherzigen Augen uns zu“. Diese Bitte steht als Tagesthema über jedem Werktag der Wallfahrtswoche, jeweils ergänzt um eine Personengruppe, die an diesem Tag dem liebevollen Blick der Gottesmutter besonders anempfohlen werden soll. Einen besonderen Jugendgottesdienst gibt es am 11. September um 18.30 Uhr. Thema: „Mit Maria unterwegs“.

Nähere Informationen zur Wallfahrtswoche, zu den Nachtwallfahrten und weiteren Angeboten finden sich auf der Webseite der Seelsorgeeinheit „Unterm Hohenrechberg“: https://se-unterm-hohenrechberg.de und beim Pfarramt Rechberg, Telefon (07171) 42881.

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Anfahrt

Über die B29 fährt man nach Schwäbisch Gmünd und weiter über die L1159 nach Rechberg. Parkplätze sind am Fuß des Berges in Rechberg vorhanden.

Presse

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